1. Juni 2017

Das herankommende Gewitter schob kühlere Luft vor sich her, die gegen den brütenden Sommer anbrandete, der seit kurzem auf der Stadt hockt. Wenn ich über die Felder gehe, versuche ich das manchmal in der Mittagszeit, um mit der Hitze vertraut zu werden. Die letzten Tage bin ich auf den späteren Nachmittag ausgewichen.

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Heute kam mir in einer schattigen Passage eine alte Frau in Hose und Sakko entgegen. Sie musterte mich auf eine Art, daß ich wußte, wir würden ins Gespräch kommen. Als wir auf gleicher Höhe waren, sah sie mich aus schmalen Augen an, klopfte sie mit der flachen Hand aufs Revers, an dem eine Brosche steckte, und sagte: "Sie wissen eh, Dodeln haben es gerne warm." Ich nickte und erwiderte: "Aber der Dodel weiß ja nicht, daß er ein Dodel ist." Sie lachte, hatte offenbar verstanden, und setzte ihren Weg fort. So geht Philosophie!

Unterwegs suche ich immer wieder nach technischen Strukturen, in die ich vernarrt bin. Aber eigentlich träume ich von titanischen Raumkreuzern, mit denen man auf interstellare Reisen geht. Im Moment weist freilich noch nichts darauf hin, daß wir in der Lage wären, so großes Fluggerät zu bauen, das in all seinen Details ausreichend standfest ist, um damit zu einer anderen Milchstraße aufzubrechen.

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Aber manchmal bezaubert mich die Vorstellung dieser unerbittlichen Stille da draußen, in der man nur gelegentlich das Knacken der Spanten und das Summen von Generatoren hört. Ich gebe mich dann natürlich mit kleineren technischen Strukturen zufrieden. So etwa mit jenem betagten Puch G, den Heimo Müller eben gekauft hat. Diese aus dem Vollen gefräste Form, gnadenlos kantig, und in der Karre jener hinreißend typische Geruch einer alten Maschine.

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In gewisser Weise ist dieses Teil ja auch für interstellare Situationen gemacht. Wir sind Kosmonauten des Geistes. Die Wände jeglicher Enge fallen ansatzlos in sich zusammen. Jeder Gedanke, jedes Bild, jede Idee hetzt los wie ein Rudel fröhlicher Tiere, weil sich alles, wenn es gedacht, wahrgenommen wird, gleich vervielfacht.

Man muß freilich annehmen, daß wir Männer fundamental andere Denkakte pflegen als Frauen und dabei oft genug das Denken nur simulieren. Denken führt ja so leicht zu neuen Annahmen über sich selbst und die Welt. Das ist voller Risken. Ich hab in der Neuen Post gerade einen wunderbaren Tip gefunden:

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Man darf den Boulevard eben nicht unterschätzen. Wenn ich mir gelegentlich ganz schlichte Gedanken erlaube, spüre ich eine eigentümliche Rührung in mir. Ein schönes Gefühl. Doch dann passiert gleich wieder etwas, das mich ins Grübeln bringt. So zum Beispiel: Was ist denn das für ein Effekt, daß ich plötzlich Erwin Rommel sympathisch finde, weil ich den Schauspieler Ulrich Tukur, der in spielt, sehr mag? [Niki Stein, 2012]

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Heute ging es dann aber eher um einen Dreipunkt-Kraftheber, die Schwimmstellung, eine Antriebsschlupfregelung und um eine Reduzierkugel im Fanghaken. Das könnte natürlich auch ein Ensemble von Elementen in einem Raumschiff für interstellare Reisen sein. Zum Beispiel in einem der Frachträume. Ich werde mir über all das noch mehr Klarheit verschaffen.

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