6. März 2017 Eine
Headline, über die nachzudenken sich lohnt. Hier wird Schauspielerin Isabelle Huppert
zitiert. Ließe sich das vom Tisch wischen, hätte wir ruhigere, stabilere Verhältnisse.
Aber so ist es nicht.
Quelle: Der Standard
Als Teil einer unbestreitbar vorherrschenden Männerkultur
wurde inzwischen der Kapitalismus so sehr gegen die Wand gefahren, daß
Verteilungsgerechtigkeit ferner scheint denn je. Die Diskrepanz zwischen wenigen Reichen
und Milliarden Armen drückt sich in genau diesem Verhältnis aus. Sehr reiche Leute
machen weltweit keine hundert Personen aus, denen Milliarden Globalisierungsverlierer
gegenüber stehen. (Wie soll man dieses Faktum begreifen?)
Als Reaktion darauf wird ideologisch statt sozial agiet.
Die Wiederaufführung des Nationalstaates, wie er erst im 19. Jahrhundert erfunden und
(bei uns) erst im 20. Jahrhundert eingeführt wurde, kaschiert das zunehmende Versagen
politischer Funktionstragender und mancher Deutungseliten. Die aktuelle
Renationalisierungstendenz innrhalb der EU müßte allen, die das 20. Jahrhundert
verstanden haben, als grimmiger Witz erscheinen.
Auf den wachsenden Druck von außen reagieren wir nun
mehrheitlich mit Angst und Mißtrauen, was die Erosion der liberalen Demokratie
befördert. Vor allem das inzwischen schon notorische Abwerten eines kritischen
Journalismus macht mir zunehmend Sorgen. Das korrespondiert übrigens mit Zuständen im
Gemeinwesen.
Versuchen Sie einmal, in ihrer Gemeinde öffentlich Kritik
zu üben, falls sich jemand aus Politik oder Verwaltung ernsthaft verlaufen hat und einige
Fehlentscheidungen, womöglich Kompetenzmängel, unübersehbar wurden.
Da können Sie in den meisten Fällen schnell erleben, daß
sie mindestens verdeckt sanktioniert werden. Dazu braucht es keine offenen, ungeschminkten
Berufsverbote, wie sie inzwischen etwa vom türkischen Regime wieder praktiziert werden.
Das geht bei uns im Stil von "verdeckten Fouls" hinter einer Wand von
Diskursverweigerung.
Daher ist das eine knifflige Phase für die regionale
Wissens- und Kulturarbeit. Unser 2017er Kunstsymposion soll dem auf
spezielle Art entgegenkommen. Es ist der Modus mit seiner Struktur, womit ich in der Sache
einen Akzent schaffen möchte. Keine zentralistische Anordnung mit einer Hierarchie, an
deren Spitze ein Intendant steht, der den Lauf der Dinge bestimmt. Statt dessen vier
autonome Sektionen, die in sich völlig eigenständig arbeiten und einen allfälligen
Austausch untereinander selbst bestimmen.
Ich habe dabei keine vorrangige Sektion über, sondern --
im Gegenteil -- eine komplementär zugeordnete Abteilung, die über ihre drei (internen)
Hauptthemen an Zusammenhängen der anderen Abteilungen arbeitet. Ich schreibe im Moment
noch am dritten Text zu meinen drei Teilthemen, am Themenbereich Kunst, den ich
sehr persönlich darlege, denn das Autonomieprinzip gilt ja auch für mich.
-- [Hauslos | Maschinerie
| Kunst] --
Es nützt vielleicht, manchmal daran zu erinnern, daß Autonomie
bedeutet: "Sich selbst die Regeln geben". Das ist also kein Zustand
völliger Regellosigkeit, sondern einer der Selbstbestimmung.
Ich hab zum Status quo der Arbeit am Kunstsymposion
eben skizziert, daß für uns derzeit Partizipation vor Konsumation
geht; siehe: [link] Freilich wird es auch einige Stationen geben, die sich an ein
Publikum richten. Doch der wesentlich Teil unserer Symposionsarbeit geschieht vorerst
nicht on stage, sondern back stage.
-- [Das 2017er Kunstsymposion]
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