25. Jänner 2017

Trump is im Ump. Is true! Is true! Die Amtseinführung unausweichlich. Sein Sprachstil, laut Literaturprofessor John McWhorter, auf dem Niveau eines aufgeregten Zwölfjährigen. Die Attacken von Trump und seinem Team gegen kritische Presseleute haben bei mir mehr Eindruck hinterlassen als sonstige Aussagen, nimmt man einmal den Mauerbau gegen Mexiko aus. Das Thema hab ich mit auch gemerkt.

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Alternative Facts. Oh! Alternative Fakten als Euphemismus für vorsätzliches Lügen. Das hab ich ja vor der Ära Trump so noch nicht zu hören bekommen. Dieser völlig ungeschminkte Hohn gegenüber bewährten Verfahren, um Annahmen zu verifizieren oder zu falsifizieren, wischt einige Jahrhunderte dessen weg, was wir uns erarbeitet haben, um brauchbare Aussagen über ie Welt zu machen.

In der Sache setze ich übrigens starke Erwartungen auf den amerikanischen Journalismus. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man Trump mit diesen Attitüden davonkommen läßt. Eine Headline in der New York Times lautete "An Unprdictable Era Arrives". Ich halte die Politik von Trump freilich bei weitem nicht für die einzige unvorhersagbare Kategorie unserer Zeit.

Besonders skurril finde ich seine protektionistischen Pläne für die heimisch Wirtschaft am Beispiel der Autoindustrie. Schutzmaßnahmen, von denen dann die amerikanischen Konzerne auch entsprechende betroffen sein werden, weil etwa Autobau längst kein bloß nationales Unterfangen mehr ist. (Wer wird ihm das mit den Zulieferbetrieben aus anderen Ländern erklären?)

Wir kennen das vermutlich alle. Wer sich unsicher fühlt, wird gerne aggressiv. Und das nun beim Boss der vorerst noch mächtigsten Nation dieser Welt? Auch schon egal? Keine Ahnung! Ich bin besonders neugierig, wie sich Trump China gegenüber entwickeln wird, da die USA bei dieser Nation astronomische Schulden hat. Ansonsten will ich mich mit diesem Hooligan in teuren Klamotten nicht weiter befassen.

Er ist nur eines von mehreren Phänomenen, in denen sich eine vorherrschende Männerkultur von ihrer schäbigsten Seite zeigt. Warum sollte mich das aufregen? Es begleitet mich ja, seit ich über derlei Dinge nachdenke. Mal stärker rassistisch gefärbt, frauenverachtend als Draufgabe sowieso stets, mal heuchlerisch und quasireligiös gewichtet, oft antisemitisch, immer aber mit einer fragwürdigen Einstellung gegenüber der Demokratie und mit Angriffslust gegenüber Andersdenkenden.

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Die Selbstververliebten und die Selbstgerechten werden natürlich diesen Andersdenkenden keine Rosen streuen. Allfällige Empörung aus der Ferne oder in der Ferne halte ich freilich für müßig. Klartext gefällt mir besser. Bin ich gerade aus der Balance? Ich höre aus Amerika kluge Frauen öffentlich sagen, was derzeit bedenkenswert ist. Da reicht von Merryl Streep bis Angela Davis. Mir kommen kaum vergleichbare Männerstimmen zu Ohren. Hab ich was an eben diesen Ohren?

Gut. Wir werden in nächster Zeit ausreichend zu tun haben, um unsere eigenen Angelegenheiten zu klären, denn die Neue Rechte hat es seit den 1980er Jahren in Europa weit gebracht. Dabei hat diesen Leuten die Erosion etablierter Politikformationen sehr geholfen. Und unsere eigene Larmoyanz, dazu die Bequemlichkeit, welche uns zunehmend abhanden kommt.

Wir wissen zwar, daß permanentes Sudern daran nichts bewirkt, aber es erweist sich einmal mehr als erfüllender Zeitvertreib. Dagegen ist kein Einwand möglich. Was uns jederzeit zu tun bleibt, ist der individuelle Vorsatz, sich für selbstgewählte Themen ins Zeug zu werfen, im Gemeinwesen Positionen zu besetzen, an denen zu diesen Themen konsequent gearbeitet wird.

Das kostet nichts extra. Daran kann einen niemand hindern. Bei uns im regionalen Kulturgeschehen bedeutet das gerade verstärkt, den historischen Hintergund unserer aktuellen Situation etwas auszuleuchten, damit wir für die nahe Zukunft zu relevanten Fragen kommen. Genau! Ich kann mich nicht mit Antworten befassen, bevor wir gute Fragen haben.

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Da ist erst einmal das Projekt "Mensch und Maschine", das ich gemeinsam mit Wissenschafter Hermann Maurer auf die Schiene gebracht hab: [link] Eine Reaktion auf die zweihundert Jahre permanenter technischer Revolution, in der wir leben.

Das entfaltet sich in Resonanz mit unserem kommenden Kunstsymposion "Koexistenz 2017", welches noch weitere Verzweigungen hat: [link] Hier ist inzwischen wieder ein Diskurs- und Möglichkeitsraum aufgemacht, wie ich ihn mir vorstelle; nachdem mir 2015 ein früheres Konzept (Kulturpakt Gleisdorf) zerflogen war und in anderen Händen nun endgültig zur reinen Wortmarke verkommen ist, die keinerlei kulturpolitische Relevanz hat.

Apropos Diskursraum! Das derzeit vorrangige Themenspektrum hab ich im neuen Projektbereich "Dorf 4.0" zusammengefaßt: [link] Damit sind wir nun etwa ein dreiviertel Jahr unterwegs. Die Angelegenheit wächst. Ich denke, es läßt sich redlich feststellen, daß wir im Kollektiv der regionalen Wissens- und Kulturarbeit eine neue Dimension erschlossen haben.

-- [Dorf 4.0] --

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