3. Oktober 2016 Die Brutalisierung von Menschen und Gesellschaften läßt sich mit bewährten
Mitteln offenbar sehr flott voranbringen, schafft ab manchen Punkten fast exponentiale.
Jodie Foster hat als Regisseurin in "Money Monster" (2016) [link] die Betrachtung
mehrerer Systeme verzahnt und läßt uns zusehen, wie sich individuelle Schicksale mit
Wucht in öffentliche Debatten schrauben.
George Clooney (links) und Jack
O'Connell, anfangs als Gegenspieler,
schließlich als Verbündete in "Money Monster"
Wenn gewissenlose Geschäftsleute
computergestützte Systeme manipulieren, um auf kriminelle Art das Geld von abertausenden
Menschen abzuschöpfen, Existenzen zu zerstören, Volkswirtschaften zu erschüttern, dann
spielen dabei die Massenmedien eine wichtige Rolle; leider oft zugunsten solcher Gangster
und solcher Systeme..
Wie ist das nun? Darf ich davon ausgehen, daß
wir mehrheitlich bereit sind, daran zu arbeiten, einigermaßen klar zu machen, wer unser
Leben in Gemeinschaft mehr, umfassender bedroht und beschädigt als etliche tausend
Flüchtlinge? Oder wollen wir es lieber noch eine Weile gedanklich bequem haben?
Die angebliche "Islamisierung
Europas" müßte sich ja eine Nummer ziehen und in der Reihe brav hinten
anstellen, während sich vorne eine Mischung aus Kommerzialisierung und
Steuerhinterziehung abarbeitet, dabei von einer Unterhaltungsindustrie mit
Begleitprogrammen dekoriert wird, während das alles von Medienkonzernen konzertiert wird.
Dabei dürfte eine "Islamisierung Europas" noch auf Jahre nicht zum Zug
kommen.
Sean Bean in der Konfrontation von
"Schattenkriegern" mit "Gotteskriegern",
mitten in einer hochgehenden Gewaltspirale ("Cleanskin")
Freilich sind die zunehmend gewalttätigen
Kontroversen westlicher Leute mit Muslimen auch in Europa im Vormarsch. Ich werde Ihnen
jetzt nicht davon reden, wie dieses westliche Europa Jahrzehnte, nein, Jahrhunderte eine
Axt in der Welt war, ein blutiges Beil, um andere Ethnien zu berauben. Wir ernten, was wir
gesät haben. Doch wer will es wissen?
Dachte hier jemand, wir kommen damit durch,
wir kommen davon, ohne gelegentlich bezahlen zu müssen? Lustig! Jodie Foster erzählt in
ihrem Film, wie ein Spekulant in Afrika Minenarbeiter zu korrumpieren versucht, um mit den
Aktien der Company Profit zu machen, was zahllose Existenzen zerstört. Einer der
Betrogenen knöpft sich darauf den TV-Star vor, der solche Geschichten promotet...
Regisseur Hadi Hajaig betonte in "Cleanskin"
(2012) [link] einen
anderen Aspekt von derlei Vorgängen. Er zeigt, wie sich die Kontrahenten derartiger
Konflikte gegenseitig in einer Gewaltspirale vorantreiben, während Geschäftsleute und
Regierungsleute sich nach Kräften bemühen, für sich daraus Vorteile zu ziehen, sich zu
bereichern, sich zu verbessern.
Es wird unübersehbar deutlich, daß die
denkbaren Unterschiede der Gewalttäter sehr schnell verschwimmen, sich auflösen, denn im
Tanz von Gewalt und Gegengewalt bleibt unter allen Beteiligten nur noch die
Gewalttätigkeit, das Töten.
Eine andere Geschichte der tanzenden Verletzungen vollzieht
sich wie eine griechische Tragödie, ein langsam erzähltes Passionsspiel. Das Schicksal
der Hauptfiguren scheint unausweichlich, unabwendbar, die Geschichte wird mit jedem Dreh
schlimmer. Nur über Schrecken und Mitgefühl finden wir zur Katharsis...
Ich vermute, Regisseur John Michael McDonagh reagierte mit "Calvary"
(2014) [link] auf das
entsetzliche Ausmaß von sexuellen Übergriffen irischer Kleriker, worunter deren
Schutzbefohlene über viele Jahre zu leiden hatten. Fälle wie der des Priesters Brendan
Smyth, welcher über Jahrzehnte Kindern Gewalt angetan, sie vergewaltigt hat, klingen im
Auftakt des Filmes an.
Der Streifen beginnt im Beichtstuhl, wo Father James
(Brendan Gleeson), frei von Schuld, von einem der Opfer gestellt wird, von ihm ersatzweise
zur Sühne bestimmt. Ein Mann, der über die jahrelangen Vergewaltigungen sagt: "Ich
habe viel geblutet."
Dieser Untröstliche kündigt dem Priester an, er werde ihn
am kommenden Sonntag töten. Die krude Schlußfolgerung des Mannes lautet, es habe ja
keinen Sinn, einen bösen Menschen zu töten. So aber würde man aufhorchen: "Ich
werde Euch umbringen, weil Ihr nichts falsch gemacht habt."
Wir haben noch längst nicht ausreichend
begonnen, den geschundenen Kindern angemessen Gehör und Glauben zu schenken. Wir haben
noch längst nicht dafür gesorgt, unseren Schutzbefohlenen Sicherheit zu garantieren. Es
mag ja sein, daß wir ein erhöhtes Aufkommen problembeladener Muslime beachten müssen.
Unsere Sinne und Kriterien für mögliches Unrecht sollten freilich an der eigenen Praxis
geschult und bewährt sein...
-- [In der Ebene] -- |