17. August 2016

Die Tage verfliegen und es reicht manchmal die Zeit nicht, sich noch mehr und hinreichend aufmerksam mit Patrioten am Rande des Nervenzusammenbruchs zu befassen. Die beunruhigten Heimatschützer und Kulturwächter haben grade wieder kein "Sex-Ding" bei der Hand, also keinen nächsten Vorfall sexualisierter Gewalt, den man mit Immigranten assoziieren könnte. Da werden sie dann schweigsam.

Nun wäre ja an mehr als 90 Prozent solcher Vorfälle gesellschaftlich zu arbeiten, da die meisten Täter autochthone Österreicher sind und überhaupt innerfamliäre Gewalt im Lande ein riesiges Problem darstellt. Wir hätten in der Sache also reichtlich zu tun. Aber das ist den Patrioten mit ihren strapazierten Nerven denn doch zu riskant.

Mit diesem Thema hätte man ja ganzjährig zu tun, vermutlich locker auf ein Jahrzehnt, um auch bloß etwas breiteren gesellschaftlichen Konsens zu erreichen, daß es diese Arten der Gewalttätigkeit nicht geben darf, wobei sie aber ständig praktiziert werden; geradezu flächendeckend.

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Dann wären da noch die Patrioten und die Geschichte Europas zu beachten; ihr Verhältnis zu historischen Fakten. Ich fand auf Instagram eben eine Grafik von Occupy Democrats, die fast zum Brüllen komisch wäre; vorausgesetzt, man hat etwas an Geschichtskenntnis vortätig. (Ist das für einen Heimatschützer nicht strikte Voraussetzung, Geschichtskenntnis?)

Die Weltkarte zu diesem Statement können Sie auf Wikipedia finden. Sie zeigt Ihnen den Commonwealth of Nations. [link] Ein Gutteil der heute noch herrschenden Armut in unserer Welt, plus die Gewaltausbrüche im Ringen um diese oder jene Zukunft, gehen auf genau solche Raubzüge europäischer Nationen zurück.

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Das kleine Großbritannien hatte sich viel von der Welt unter den Nagel gerissen, Frankreich, Spanien, Protugal, Italien taten das auch, sogar das habsburgische Österreich griff zu. Mangels ausreichend effizienter Armee und relevanter Seestreitkräfte begnügte man sich in Österreich mit Kolonialisierungsversuchen auf dem Balkan, was mindestens die osmanischen Provinzen Bosnien und Hercegovina hart betraf.

Ja, die Geschichte des Abendlandes ist schillernd und kontrastreich, auch sehr spannend. Kann und möchte sich der nervöse Patriot so mit unserem Abendland befassen? Möchte er wissen, welche Kräftespiele uns in die heutige Situation gebracht haben? Nicht so sehr, wie mir scheint. Da doch lieber gleich zurück zu angeblichen Straftaten von "Fremden" und vor allem wieder... das "Sex-Ding". Das läßt sich trefflich ausposaunen und man findet dazu auch noch hübsche Bildchen im Talon.

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(Quelle: Facebook, "Österreich bleibt
Rot Weiß Rot", 26.4.2016)

Hat der erregte Gleisdorfer in Gleisdorfs Gassen je eine voll verschleierte Frau gesehen? Das ist höchst unwahrscheinlich. Und doch muß er gegen solche Erscheinung mobil machen, zeigt, was er statt dessen sehen möchte: Die knapp bedirndelte Österreicherin.

Freilich bekommt er genau solche trachtigen Demoisellen in Gleisdorfs Gassen niemals zu sehen, nicht einmal zur Faschingszeit. Es muß also angenommen werden, daß es um diese Motive und um solche Frauen in Wahrheit überhaupt nicht geht, egal ob in Burka oder Dirndl. Alles nur Vorwände!

Fakten-Check? Lieber nicht! Seriöse Quelle? Na, vielleicht. Da ist dann eine Website etwa mit "Polizei Nachrichten Österreich" betitelt und versucht den Eindruck behördlicher Deckung zu erwecken. Die Webadresse "Polizeimeldungen" ringt ebenfalls um den Geruch von Amtlichkeit, auch die Zeile "OFFIZIELLE POLIZEIMELDUNGEN AUS IHRER REGION!".

Die Quellenlage bleibt dubios: "Die Meldungen auf dieser Seite stammen nur von offiziellen Polizeidienststellen, Presseportalen oder Zeitungen." Das heißt alles und nichts. Impressum? Fehlanzeige! Viele Berichte begnügen sich mit der Möglichkeitsform, mit "könnte" und "solle", wie zum Beispiel: "Ein 22-jährige Afghane soll einen 4-Jährigen zu Oral-Sex gezwungen haben." Oder: "15-Jähriger soll zwei Frauen sexuell belästigt haben." Es könnte so gewesen sein, man solle das doch glauben.

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(Quelle: Facebook, Zugriff am 17.8.2016)

Das ist alles pure Gerüchteküche, nichts Konkretes, außer eben... Die schwüle Stimmung bei der Befassung mit dem "Sex-Ding", das vielen Patrioten so offenkundig ein Anliegen ist. Wie soll man denn helfen? Was soll man tun? Ich verrate es Ihnen. Man soll diese Kolportage weitertragen, die Gerüchteküche anwärmen, auf daß die voyeuristische Freude an Gewalttaten und "Sex-Dingen" möglichst starken Zuspruch bekomme und so den Anschein von Seriosität untermauert werde.

Was den Patrioten gefällt, das zeigen sie ganz unmißverständlich. Bliebe noch zu klären, ob sie sich ihre Schwestern, Frauen, Töchter in solchen Auftritten ausmalen, ob das nun die "gute Österreicherin" sei, die den muslimischen Leuten zeigen möge, wo der Hammer oder was sonst hängt.

Die Frage ist klarerweise rhetorisch. (Es mag den Frauen allen Alters freistehen, ihre Röcke fliegen zu lassen; wenn's beliebt.)

Es entlarvt sich ja von selbst, an Männern, die ihre Frauen nur verschleiert auf die Straße lassen, gerade mit prallen Brüsten und Pöpschen hiesiger Frauen etwas Sinnvolles bewirken zu wollen.

Derlei kann doch nicht einmal einem erfahrenen Agenten der Blödheit einfallen.

Es illustriert bloß, daß sich halbwegs erwachsene Männer gerne mit dem Betrachten schwüler Bildchen die Zeit vertreiben und genau das ihren Freundinnen oder Frauen als Kampf um die Kultur des Abendlandes und um die Würde der Frauen verkaufen.

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(Quelle: Facebook, "Österreich bleibt
Rot Weiß Rot, 12.6.2016)

Nein, so dumm sind nicht einmal erprobte Deppen. Es ist einfach, wonach es aussieht, ein frivoler Zeitvertreib, also das beliebte "Sex-Ding" dieser neuen Patrioten, nichts weiter als eine schlaffe Softporno-Variante; vermutlich angeregt durch die schlampige Lektüre des Koran ;-)

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