25. Juni 2016 "Neee, du bist ein
linkslinker Politagitator der mit seinem pseudointelektuellem Geschwafel auf dem Rücken
von Vergewaltigungsopfern Unruhe stiften will."
So präzise würdigt Unternehmer Michael B.
meine Denkleistung und meine Debattenbeiträge in einer Diskussion auf Facebook.
Er ist dabei einer von mehreren Erregten, die ziemlich ansatzlos beleidigend werden, wenn
man ihren Ansichten widerspricht.
Das ist derzeit alles noch in Gang, ereignet
sich auf der Facebook-Präsenz von Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark. Der
hat, als wir uns gestern im Stadtzentrum kurz begegneten, bezüglich Tonfall und
inhaltlicher Entwicklung bei dieser Kontroverse bloß den Kopf geschüttelt.
Bürgermeister Christoph Stark
Man braucht in so einer Situation niemanden
überzeugen wollen und es soll jedem Menschen belassen sein, wie er die Dinge sehen
möchte. Wo aber Ansichten via Massenmedium verbreitet werden, und Facebook ist
ein Massenmedium, halte ich es für lohnend, den Debatten-Stil mit den Teilnehmenden
laufend zu verhandeln, auch deren Umgang mit Informationen.
Kurz, wenn die Vaterländischen via
Medien in die öffentlichen Diskurse einsteuigen, sollte man ihnen dabei Gesellschaft
leisten.
Auslöser dieser Debatte war ein vom
Freelancer Oliver H. bei Stark geposteter Artikel mit dem Titel "13-Jährige in
Freibad im Weinviertel sexuell missbraucht" [Quelle] Der Text bietet noch kaum Informationen, wenig an Fakten, aber
H. sieht im Artikel Anlaß für Vollalarm; da heißt es etwa:
"Die Schülerin konnte sich befreien
und rief um Hilfe, berichtete die 'Krone'. Daraufhin suchte der Täter das Weite. Laut
'NÖN' lasse sich laut dem Bürgermeister nicht ausschließen, dass es sich dabei um einen
Asylwerber handeln könnte."
Solche Artikel nennt man Kolportage,
sie enthalten praktisch kein gesichertes Wissen. Der Standrad zitiert die Krone,
welche die NÖN zitiert. Das allein ist schon etwas anrüchig. Es heißt, daß
man nicht ausschließen könne, denn es könnte; im Augenblick also noch etwas viel
Konjunktiv, um gleich nach der Kavallerie zu rufen. Wer das hunderte Kilometer vom
Ereignisort aufkocht, sollte sich eventuell fragen, ob er zur Wichtigtuerei neigt.
Kleiner Einschub: Alfred Seebacher-Mesaritsch,
mein erster Lehrer in journalistischen Belangen, hätte mir diesen Artikel sicherlich
unter freundlichen Ermahnungen um die Ohren geschlagen.
Der erwähnte Oliver H. bescheinigt mir in
einer Erörterung: "Jede andere Behauptung ist doch linksidiotische
Selbstherrlichkeit von rückgratlosen Pseudohumanitären, denen jeder wichtiger ist, als
die autochthone Bevölkerung."
Es ist ein Vorrecht der Tyrannei, jede andere
Meinung als die eigene für Unsinn zu halten. Ein Bonmot besagt: Intelligenz ist die
Fähigkeit, zwei einander widersprechende Ansichten zu ertragen, ohne dabei den Verstand
zu verlieren.
Das ist freilich nur eine
Art des Ausdrucks von Intelligenz, wovon wir für die nächsten Jahre und Jahrzehnte in
Österreich sehr viel brauchen werden. Weshalb? Österreich, dieser weltpolitisch eher
unwesentliche Kleinstaat in Europa, in jenem blühenden Gärtlein am Rande des eurasischen
Riesen, steht vor großen Herausforderungen.
Diese Herausforderungen werden wir nicht mit
reschen Sprüchen und Kraftlackel-Posen schaffen, sondern vermutlich eher mit Klugheit und
Engagement. Was ich damit meine? Dazu komme ich später noch.
Ich habe nun interessante Lektionen erhalten,
wie Vaterländische, wenn sie den Patrioten hervorkehren, die Dinge sehen, wofür
sie sich zuständige fühlen und was ihnen dabei praktisch vorschwebt.
Um Intelligenz, als das Organ der
Weltoffenheit, sollten wir uns gemeinsam bemühen, denn unser Wohlstand hängt sehr
wesentlich am Außenhandel. Als in seiner Natur wunderbares Land trägt auch der Tourismus
erheblich zum Wohlergehen mancher Regionen bei, was uns ebenfalls Weltoffenheit empfiehlt. |
In Sorge um unsere
jungen Frauen
und zu Anschauungszwecken... Quelle:
RFJ Burgenland/Facebook, 8.3.2016 |
So ließe sich die Aufzählung
der Empfehlungen fortführen. Demnach erscheint es sinnvoll, um Intelligenz und
Weltoffenheit bemüht zu sein, egal, ob man zuhause bleiben möchte, oder sein Glück in
der Welt sucht.
Gelingende Kommunikation und gelingende
Koexistenz mit anderen Menschen werden wesentliche Bedingungen sein, um in den kommenden
Jahrzehnten unser angenehmes Leben zu sichern. Immerhin gehören wir zu jener Milliarde
von Globalisierungsgewinnern, die derzeit in einem Wohlstandsreservat leben, an dessen
Toren sich gerade mehrere Milliarden von Globalisierungsverlierern umsehen.
Wer angesichts dieser Tatsachen von Mauern,
Zäunen und Wachmannschaften träumt, wie das Vaterländische auffallend tun,
muß sich zwei Fragen stellen:
+) Wie viele wehrhafte Söhne und Töchter habe ich gezeugt, aufgezogen und trainiert,
um diese Mauern, diese Zäune bewaffnet zu bewachen?
+) Wie viele tote Kinder würde diese Gesellschaft in Waffengängen emotional
verkraften,
bevor sie auseinanderbricht?
Wer darauf redliche Antworten sucht, wird
vielleicht das Gebrüll, die Kraftlackel-Posen und das Fuchteln mit den Fäusten
ausschlagen, um über vielversprechendere Strategien nachzudenken. Die Vaterländischen
haben mir zu diesen Fragen bisher noch keine interessanten Antworten geboten. (Fortsetzung
folgt!)
-- [In der Ebene: Gleisdorf]
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