16. Mai 2016

Wo kann ich mir die wesentlichen Werke der Filmkunst des 20. Jahrhunderts heute ansehen? Als notorischer Kulturoptimist werde ich nun nicht den Zustand des Kinogeschäftes beklagen. Private Betriebe müsse ökonomisch über die Runden kommen, also betriebswirtschaftlich punkten. Daran läßt sich in keiner Weise drehen.

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Al Pacino (links) und Gene Hackman in "Scarecrow"

Ich hab ja mein Sofa. Aber das ist eben nicht Kino. Es ist damit ein wenig so wie mit der Eisenbahn, der Post, der Wasserversorgung etc. Wo einem etwas wichtig erscheint, aber es kann auf dem Markt nicht reüssieren, sollte der Staat in diese Bereiche investieren.

Stellen Sie sich nun vor, ein städtisches Kulturreferat würde sich nicht primär für Publikumsträchtigkeit und gesellige Events zuständig sehen, für Mainstream-Kulturangebote und Kulinarik, denn das könnte dem freien Markt überlassen sein.

Stellen Sie sich nun vor, Kommunen würden sich sachkundige Personen leisten, die etwa eine Reise durch das Kino des 20. Jahrhunderts anbieten könnten. Wenn man im offiziellen Kulturbetrieb Programme bekäme, die einem Anregungen liefern, wie man raffiniert erzählen kann, was unterschiedliche Bildsprachen sind, wie komplexe Geschichten dargestellt werden mögen, die Politik des Landes würde sich womöglich verändern.

Ich bin in diesen Fragen gerade etwas sentimental unterwegs. Lion (Al Pacino) sagt in Jerry Schatzbergs "Scarecrow" (1973) an einer Stelle: "Du brauchst die Leute nicht zu verprügeln, wenn du sie zum Lachen bringen kannst." Max (Gene Hackman) schlägt sich nämlich gerne und meint, er brauche nach jeder Schlägerei erst einmal Schlaf.

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So sind die Tage und der Mond

Den liebenswürdigen Lion fand ich davor schon, völlig heruntergekommen, als den gebrochenen Ratso (Dustin Hofmann) in John Schlesingers "Asphaltcowboy" (1969), dessen Geschichte einen zum Weinen bringt. Da muß ich es dann zur Abwechslung fröhlicher haben.

Der Mond als der Stern der Liebenden? Das kommt von Claude Lelouch, von dem wir in "So sind die Tage und der Mond" (1990) ein sehr raffiniert gebautes Mosaik von Beziehungsgeschichten vorgeführt bekommen. Die Reise durch das Jahrhundert-Kino würde uns übrigens auch zu begreifen helfen, daß wir über nationale und ethnische Grenzen hinweg mit allen Menschen sehr vieles teilen, worin wir uns eigentlich vertraut sind.

Vertraut. Das bin ich auch mit Chris Scheuer, dessen Arbeiten man derzeit in der Grazer Artfabriek sehen kann. Dort hat er eben an einem lebhaften Abend den Staub von den Möbel- Oberkanten geblasen. Hier einige Impressionen: [link]

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Es geht in all dem überdies um die barrierefreien Wechselbeziehungen zwischen trivialen Feldern und Gegenwartskunst, zwischen Kurzlebigem und Dauerhafterem. Siehe dazu auch "Scheuers Schau" [link]

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