2. April 2016 Erkan heißt heute Björn Erik. Das ist amtlich. Es bedeutet, er hat
sich "aufgenordet". Der Verweis auf den Türken wurde umgekupfert, um
zu einem Verweis auf einen Wikinger zu werden.
Das wissen wir, weil der aufgenordete Erkan
wegen angeblicher NS-Umtriebe vor Gericht mußte. Dort durfte sich Richterin Bettina
Maxones-Kurowski seine juristische Expertise darlegen lassen. Das NS-Verbotsgesetz sei
für ihn irrelevant, weil es aus dem Jahre 1947 stamme, da sei Österreich noch kein
freies Land gewesen.
Quelle: Der Standard
Erkan der Wikinger ist also schlau.
Und er ist von vaterländischer Tugend, sagte bezüglich seines türkischen Vaters: "Er
hat mich um meine deutsche Herkunft betrogen." [Quelle]
Das könnte man als exquisite Blödheit
deuten. Solche Deutung würde uns freilich die ungetrübte Sicht auf vaterländisches
Denken verstellen. Wir haben es da mit einer sehr populären Form der Volkskultur zu tun,
die weitgehend vernunftfrei bleiben will und jeden sachlich fundierten Diskurs auf der
Höhe der Zeit ausschlägt.
Sie haben es nicht leicht. Zuerst mußten die
Vaterländischen hinnehmen, daß Ethnos und Bios zwei grundverschiedene Kategorien sind,
die sich nicht gegenseitig legitimieren. Dann mußten sie sich sagen lassen, die
auffindbaren genetischen Unterschiede INNERHALB einer Großgruppe, von den
Vaterländischen als "Rasse" gedeutet, seien vielfältiger als ZWISCHEN
verschiedenen Großgruppen.
Erkan der Wikinger hat sich nun in
seiner Privatmythologie eingerichtet, wonach er deutschen Blutes wäre, wenn ihm sein
türkischer Vater nicht das Blut mit etwas vermischt hätte, was wir allerdings unter
keinem Mikroskop als türkisches Element dingfest machen könnten.
Wir kennen nämlich bis heute keine türkischen
Atome, keine türkischen Blutkörperchen, nichts, was aus einer Geburt im
Staate Österreich eine nichtdeutsche Sache machen könnte. Auch türkische Spermien
sind in den Labors dieser Welt nicht auffindbar.
Immerhin genießt Erkan der Wikinger
als Obdachloser, daher wohl auch Arbeitsloser, den glücklichen Vorteil, daß ihm
Ausländer keinen Job wegnehmen können.
Ich werde meist hellhörig, wenn die
Vaterländischen Heimatkunde betreiben und sich der Volkskultur widmen.
In meinem persönlichen Umfeld wird das leider nicht besonders wahrgenommen. Volkskultur
hat, gut erkennbar, wenigstens zwei Proponentengruppen, die sich öffentlich hervortun.
Eine möchte ich als "wertkonservative
Traditionspfleger" bezeichnen, die anderen sind "radikale völkische
Aufsteiger", also Leute, die sich über völkische Attitüden einen Gewinn an
Sozialprestige und Karrieren zu erwirtschaften hoffen.
Bei den Traditionspflegern fallen mir oft sehr
eng abgesteckte Felder auf. Da wird das Spiel von Inklusion und Exklusion gerne rigoros
gespielt. Die völkischen Aufsteiger erkennt man am ehesten an ihrer unerschöpflichen
Phrasendrescherei. Das ist ein laufendes Absondern von hohlen Container-Sätzen, die
vollkommen beliebig befüllt werden können.
Kürzlich las ich in "Wir Steirer,
konkret, kritisch, freiheitlich" die bedeutungsschwangere Mitteilung "Das
Kulturforum Steiermark" stehe für "offenen Diskurs in der Kunst- und
Kulturpolitik, unterstützt und fördert die steirische Kunst und Kultur sowie das
Brauchtum und die Lebensart der Steiermark".
Quelle: Wir Steirer
Leider konnte ich eben diesen Diskurs unter
der angegebenen Webadresse [link] nicht finden; ausgenommen ein kleines Video (15:19) zum Thema "Wo
ist Tegetthoff" beim "1.KulturQuadtrat, Landhaus Graz". Na,
dieser versunkene Seeheld hat schließlich allerhand mit einer "Lebensart der
Steiermark" zu tun. (Er wurde in Marburg//Maribor geboren, damals die
Untersteiermark, heute Slowenien.)
Oh, ich bin SEHR für unsere Heimat und für
eine profunde Befassung mit diesem Thema. Daher würde es mit gefallen, wenn ich etwa in
Gleisdorf vors Haus gehen könnte, um da gleichermaßen mit Traditionspflegern wie mit
Vaterländischen darüber zu reden, was man derzeit über "die steirische Kunst
und Kultur sowie das Brauchtum und die Lebensart der Steiermark" wissen kann.
Ich wüßte zu gerne, ob sie allesamt bloß
daherschwadronieren, über ihre Befindlichkeiten plaudern, womöglich Privatmythologien
verbreiten, oder ob sie sich wenigstens ab und zu den Mühen von Wisssenserwerb ausgesetzt
haben.
Können wir also über Heimat, Volk
und Kultur reden? Haben wir einander etwas zu sagen; und zwar jenseits von
Phrasendrescherei und Polemik?
Mir wäre es übrigens auch recht, wenn ich
die denkbaren Oppositionen von Traditionspflegern wie Vaterländischen zu einem seriösen
Diskurs befähigt sähe und diese sich nicht bloß darin erschöpfen würden,
Andersdenkende zu diffamieren. (Ich halte nichts davon, Opponenten zu diffamieren, um so
ein Streitgespräch zu ersetzen.)
Ganz unter uns, Ihr Herzchen und
Blitzgneißer, es ist kein Ausdruck von Esprit, Sachkenntnis oder gar fundierter Meinung,
sich für erhaben zu halten und die Traditionspfleger ebenso wie die Vaterländischen zu
Deppen zu erklären. Ganz im Gegenteil! Wir haben ihnen zu antworten, haben unsere Gründe
zu nennen.
Ich vermisse es übrigns sehr, daß sich
Kunst- und Kulturschaffende der Region zu all em äußern würden, sich auch noch mit
etwas anderem befassen als mit ihren eigenen Befindlichkeiten, um zu den anstehenden
Fragen (Heimat, Volk, Kultur) vielleicht ab und zu öffentlich Stellung zu nehmen.
Ich stoße mich zunehmend daran, daß man mir
zwar privat die Ohren vollquatscht, wie übel es sei, daß der Schund vieles bedecke und
die Barbaren immer fröhlichere Umtriebe pflegten, aber im Gemeinwesen taucht das alles
dann kaum auf, fließt auch nicht in öffentliche Diskurse ein. Siehe dazu etwa: "Unsere
Kultur, eine Volkskultur?" [link]
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