11. Dezember 2015

Nun ist die Arbeit am Langzeitprojekt "The Long Distance Howl" [link] auf beruhigende Art "In der Ebene" [link] angekommen. Wir befinden uns noch in der ersten Hälfte des zweiten Jahrzehnts dieses Vorhabens.

Ich hab für meine eigene künstlerische Arbeit dem Prozeßhaften und dem Temporären allen Vorzug gegeben. Mich bewegt eine kollektive Kunstpraxis weit mehr als die Pose des einsamen Helden, der sich in das Rad der Geschichte wirft.

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MALEWITSCH, JARAY, BUCKMINSTER FULLER, WARHOL

Wer meine Aufzeichnungen ein wenig verfolgt hat, sieht mich in einem Denkraum von Avantgarde bis Popismus. Malewitsch. Duchamp. Warhol. Beuys. Deren Wirken hat mich schon erreicht, da war ich noch ein unbedarfter Lehrbub ohne bemerkenswerte Kenntnisse von Gegenwartskunst.

Außerdem spielt auch die Technik eine wesentliche Rolle in diesen Prozessen, womit Kräfte wie Buckminster Fuller, Jaray oder Ledwinka gemeint sind.

Marcel Duchamp eröffnete 1957 eine "Tagung über den kreativen Akt" mit folgender Feststellung: "Let us consider two important factors, the two poles of the creation of art: the artist on the one hand, and on the other the spectator who later becomes the posterity."

Kunst entsteht demnach nicht nur durch einerseits den Schaffensakt des Künstlers, sondern auch andrerseits durch die Rezeption des Beobachters. So die ersten Zeilen von "Session on the Creative Act Convention of the American Federation of Arts Houston, Texas April 1957".

Ich finde in diesem Dokument zwei weitere Passagen, die bis in die Gegenwart Gewicht haben . Eine betont, daß Millionen Kunstschaffende arbeiten, aber nur ganz wenige ein Publikum finden und von der Nachwelt gewürdigt werden. Duchamp: "Millions of artists create; only a few thousands are discussed or accepted by the spectator and many less again are consecrated by posterity."

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"WUNDERKAMMER" 2015

Die dritte wichtige Aussage über Kunst besagt: "What I have in mind is that art may be bad, good or indifferent, but, whatever adjective is used, we must call it art, and bad art is still art in the same way that a bad emotion is still an emotion."

Das ist also ein sehr weit ausgelegter Kunstbegriff, in einer Haltung formuliert, die nur recht wenigen die Chance zutraut, eine Aufnahme in den Kunstkanon zu schaffen. Diesen "Flaschenhals" der Expertenwelt, durch den es die meisten Kreativen nicht schaffen, betont Peter Weibel ziemlich genau 50 Jahre später.

In "Web 2.0 und das Museum" von 2007 steht zu lesen: "Wenn man nachforscht, wie viele Werke im Laufe der Jahrhunderte überhaupt erhalten blieben, schwanken die Schätzungen zwischen einem bis maximal sieben Prozent."

Weibel begründet das mit dem "Prinzip Arche Noah", wie es in Museen und anderen Einrichtungen vorherrsche. "Die Majorität verschwindet, nur eine winzige Minorität ist auserwählt und überlebt. [...] Die Arche Noah verkörpert das Prinzip, das besagt: Nur wenige sind auserwählt und nur einige werden gerettet. Es ist also kein demokratisches Prinzip."

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"FIAT LUX", ÜBER EINEN EDV-GESTÜTZEN SPIEGEL GESEHEN

Angesichts dieser Faktenlage bedarf es schon eigentümlicher Selbstwahrnehmung, um während der künstlerischen Arbeit auf die Ewigkeit zu schielen. Mich interessiert das nicht. In einem Interview für die Artfaces auf dem steirischen Kulturserver hab ich erwähnt: "Das regelt sich alleine schon durch meine begrenzte Lebenszeit und dadurch, dass von meinem Werk nichts bleiben muss. Ich messe ihm über meine Anwesenheit in der Welt hinaus keine Bedeutung bei." [Quelle]

Im Jahr 2013, als die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften das Thema Industrie 4.0 ausgab -- siehe: [link] --, fand in der TU Wien eine Auslandskulturtagung als Begegnung von Wissenschaft und Kunst statt. Die Wiener Zeitung berichtete, Peter Weibel habe dort festgestellt: "Eine Renaissance 2.0 ist notwendig. 100 Jahre Selbstdarstellung sind genug. Kunst muss wieder eine Rolle finden." [Quelle]

Ich hab 2013 begonnen, Gedanken über die "Ehre des Handwerks" [link] durch Zusammenhänge mit dem "Gewicht der Kunst" hin zu Bereichen des "Geistes in der Maschine" zu führen.

Hier eine knappe Übersicht, wie dieser Prozeß inhaltlich verlief; und zwar ab 2001, um über verschiedene Wege bei "Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft" anzulangen und den Themenblock "Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine" zu ergeben: [link]

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