29. September 2015 Der kurze Schlaf in den Nächten, die Tage, endlich wieder in Sonne gehüllt,
der Nachklang verrückter Bemühungen. Dieser Herbst ist von einem außergewöhnlichen
Kräftespiel getragen und von einigen Klarheiten durchwoben.
Ich hab gestern noch Nina Todorovic [link] und Predrag Terzic
getroffen. Ihr Monat in Graz endet heute. Hingabe, Konzentration. Ein Fluß der Arbeit
kommt aus den Quellen des alltäglichen Erlebens, wenn der Tag an einem verrinnt.
Wie gut ich das kenne, diesen Strom an
Bedeutungen, der sich im Flimmern von Augenblicken entzündet. Ein durch die Welt Pflügen
wie ein stählerner Schmetterling mit samtenen Flügeln. Unaufhaltsam. Und alles ist
möglicher Anlaß für eine Reaktion.
Ich hab längst keine Möglichkeit mehr,
jemandem zu erläutern, worum es in der Kunst gehe. Was sollte ich mit Menschen
über solche Dinge reden, wo sie bloß sich selbst spüren wollen, aber nicht die Welt
erfahren möchten?
Vor wenigen Tagen war ich bei der Vernissage [link] zur Ausstellung, die 30 Jahre der Arbeit von Alfred Urleb
(links) und Willi Gangl überschaubar macht. Ich durfte mich dort über besondere
Erwähnung und Zuwendung freuen. Was ich mit Unternehmer Ewald Ulrich und den beiden
versierten Industriedesignern bisher durchlaufen habe [link], bedurfte in unserer
Begegnungen keiner Deklarationen.
In der oben angedeuteten Intensität, sich in
das Wahrnehmbare fallen zu lassen, in einem fast selbstvergessenen Reagieren auf das, was
einen erreicht, sind wir nicht mehr ein Bündel von Professionen, sondern dieses Ineinander
der Möglichkeiten.
Es ist daher kein Zufall, daß ich Hephaistos,
den hinkenden Schmied aus der griechischen Mythologie, als meinen Vertrauten sehe. Mein
Bild von ihm hat wesentlich diese Momente, die Selbstvergessenheit im Vorgehen, darin, in
eine selbstgewählte Aufgabe hineinzufallen.
Wenn unser jüngstes Veranstaltungswochenende
[link] im Rahmen des
heurigen Kunstsymposions mit den Worten "Die Ehre des Handwerks"
unterschrieben war, dann hängt das mit derlei Überlegungen zusammen.
Ein erschaffendes Tun kann nicht an
Genre-Grenzen stehenbleiben. Es nimmt sich die Sichtweisen, Erfahrungen und Fertigkeiten,
die es bekommen kann. Dabei ist von erlesener Fadesse: Der einsame Held, wie er sich
in das Rad der Geschichte wirft, um den Lauf der Welt zu ändern.
Auch wenn uns dieser antiquierte Modus schon
einige interessante Figuren vorgeführt hat, sagt mein Gefühl: Was für eine
Kanaille!
Kleiner Einschub: Auf dem Foto von der
genannten Veranstaltung (Mythos Puch II) sieht man Altmeister Franz Tantscher,
vormals Staatsmeister im Moto Cross und überdies Werksmechaniker des dreifachen Moto
Cross-Weltmeisters Harry Everts.
Man sieht ihm an, daß er es nicht liebt, ins
Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Seine Welt ist die Hingabe an Dinge und
Vorgänge, die ihn beschäftigen. Genau darin hat er der Welt nichts auszurichten.
-- [Generaldokumentation] -- |