5. Juni 2015

Dieses Motiv der Ehre des Handwerks scheint inzwischen etlichen Menschen vertrauter zu werden. Es zeichnet sich auf jeden Fall ab, daß die Themenstellung eine Schnittstelle bietet, wo – um es polemisch verkürzt auszudrücken – der Hackler und der pure Kopfarbeiter einen gemeinsamen Handlungsraum finden oder einander eröffnen.

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Ich hatte eben mit Heimo Müller eine Nachbesprechung zu absolvieren, die zur Vorbesprechung wurde. Wir werden nun die weiteren Umsetzungsschritte angehen, um zum Thema "Die Ehre des Handwerks" eine Reihe von Features zu erarbeiten, Kurzfilme, worin drei Generationen von Handwerkern vorgestellt werden. Was sie bewegt, was sie können: [link]

Es geht dabei überdies um grundsätzliche Fragen. Die Maschinisierung der Menschen. Die aus Menschen gefügten "Megamaschinen". Schließlich auch, so ein weiteres unserer Teilthemen, der Geist in der Maschine, also die Neuordnugn des Verhältnisses Mensch-Maschine.

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Wir sind längst gut damit vertraut, mit Maschinen zu kommunizieren. Anfängliche Barrieren werden in Gewöhnungsphasen überwunden. (Womöglich wäre es an der Zeit für das Verfassen von Handbüchern und Gebrauchsanweisungen einen Nobelpreis zu vergeben.)

Manche Entwicklungen haben es in der Mensch-Maschinen-Kommunikation zu besonderen Hürden gebracht. Wer seinerzeit je einen Videorecorder so einstellen wollte, daß er zu einer bestimmten Stunde eigenständig eine bestimmte Sendung aufzeichnet, kennt das Problem der frühen Phase diese Geräte. Da mußten die zuständigen Kräfte noch intensiv an der Usability arbeiten..

Wir, die wir schon in den 1980er Jahren Personal Computers (PC) verwendeten, haben romantisch verbrämte Erinnerungen an die enorme Dicke der Handbücher, von denen allein ein Betriebssystem begleitet war. Dazu kam dann noch zusätzlich eine halbe Bibliothek für diverse Anwender-Software, die damals weniger Speicherplatz belegte, also heute mein Mobiltelefon fassen kann.

Den einstigen Wahnsinn solcher Bibliotheksbestände kann gut ermessen, wer je an der Bauanleitung für Selbstbau-Möbel gescheitert ist. Oft geht es da also um den tauglichen Algorithmus. Das ist, wie Wikipedia verrät, eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen.

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Darin tüftle ich in diesen Tagen auch mit den ehrenwerten Gentlemen, die sich zum Projekt "Fiat Lux" zusammengefunden haben: [link] So muß nun festgelegt werden, welches "Beziehungsspektrum" wir der Maschine in ihrer Begegnung mit Menschen eröffnen wollen und welche technischen Konsequenzen das für unser Artefakt hat.

Ist eigentlich der Begriff „Schnittstellendesign" noch Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs? Oder war er das womöglich nie? Was sind wir doch für Veteranen, die wir noch zwischen einer parallelen und einer seriellen Schnittstelle zu unterscheiden wußten. Aber es war rund um diese Termini ja nie bloß über die Verknüpfung von Maschinen zu reden.

Wie mögen sich die ersten Menschen gefühlt haben, als sie bemerkten, daß ein Hebel auf dem passenden Angelpunkt die Ausbeute ihrer Körperkraft sprunghaft vervielfachen konnte?

Heute besteht kein Zweifel über die Belege aus Jahrtausenden menschlicher Gemeinschaft: Wenn wir Werkzeuge benutzen, wirken diese verändernd auf uns zurück, modulieren sie den Geist und unseren Leib. Das klingt recht freundlich, hat aber auch sehr skurrile Seiten.

Ein Beispiel. Wer meiner Generation angehört, hat in der Volksschulzeit noch miterlebt, daß linkshändige Menschen auf Rechtshändigkeit umtrainiert wurden. Gehen Sie ruhig davon aus, daß es nicht Hammer und Meißel waren, wodurch so ein Unfug angeregt wurde.

Die Ursachen lagen in der Industrialisierung, da Europas Wirtschaft schubweise einen fast unermeßlichen Hunger nach großen Mengen von bloß sehr grundlegend geschulten Arbeitskräften entwickelte. Diese Legionen fanden in der Fabriksarbeit keine zweierlei Maschinen vor, jeweils für rechts- und linkshändigen Gebrauch.

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Es schien eben ökonomischer, die Menschen den Maschinen anzupassen. Es läßt sich an einem simplen Beispiel gut veranschaulichen. Als ich gestern auf dem Weg zu den Feldern war, entdeckte ich diese zirka 1959er Vespa.

Minimalistische Ausstattung, Klarheit. Der dünne Lenker hat am rechten Ende den Gasdrehgriff, vor dem auch der Bremshebel für die sensible und wichtige Bremse des Vorderrades liegt. Links wird gekuppelt. Das verlangt nicht nach gleichermaßen feiner Dosierung, sondern vor allem nach dem richtigen Zeitpunkt. Die sensiblere Hand soll die heikleren Elemente bedienen. Und das bedeutet im Industriestandard, das rechts die sensiblere Hand zu sein hat...

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