8. April 2015

Das sind Tage eines merkwürdigen Kräftespiels. Ich habe nun etliche Jahre an der Idee und Praxis einer Kooperation dreier Sektoren im Kulturbereich gearbeitet: Staat, Markt und Zivilgesellschaft.

Dabei war stets zu betonen, daß Augenhöhe wichtig ist und daß stärkeren Institutionen ihre langen Hebel nicht verwenden dürfen, um schwächere Formationen zu übersteuern. Politik und Verwaltung (Staat) sind ja grundlegend anders geordnet als Wirtschaftstreibende (Markt) und noch einmal völlig anders ist die Kultur- und Wissensarbeit privater Personen (Zivilgesellschaft) bedingt.

Ich erlebe momentan ein irritierendes Kräftespiel mit der Gleisdorfer Verwaltung. In diesen Tagen sollen neue Klarheiten entstehen. Im Mai 2013 war das zentrale Kriterium des Kulturpakt Gleisdorf  noch vordergründig und explizit: "Eine Zusammenarbeit von Politik und Kultur auf Augenhöhe möchte der neue Kulturpakt Gleisdorf erreichen." (Quelle: Kleine Zeitung)

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Im Dezember 2014 hatte die Gleisdorfer Abteilung für Kultur und Marketing den Fokus in ihrer Kommunikation nach außen merklich verschoben: "Die Bewohner des Pflegeheims werden gemeinsam mit Kindern aus dem Kindergarten Sonnenstrahl Gemüsesorten wie früher anpflanzen,..." (Quelle: Kleine Zeitung)

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir ein LEADER-Kulturprojekt abgeschlossen, das in der Region 70.000,- Euro EU-Geld zur Wirkung brachte. Von diesem Projekt unter dem Titel "Kulturpakt Gleisdorf 2014" wußte die Marketingabteilung der Presse bis heute nichts mitzuteilen.

Um diese enorme Summe für die Kulturarbeit nutzen zu dürfen, war in einem Vertrag unmißverständlich und detailgenau festgelegt worden, worum es im Kulturpakt Gleisdorf geht. Siehe dazu die maßgeblichen Zitate aus diesem Vertrag: [Zitat #1] [Zitat #2]

Eines der Ergebnisse dieser Arbeit ist die aktuelle Fassung der Kulturspange: [link] Das wurde in einem weiteren Presseauftritt der Marketingabteilung mit Bezugnahme auf den Kulturpakt Gleisdorf am 17.12.2014 komplett ausgespart.

Statt dessen setzte die Kulturpakt-Beauftragte der Stadt weiter den Hauptakzent auf "Kindergartenkinder und Senioren machten in Gleisdorf schon öfters gemeinsame Sache" (Quelle: Kleine Zeitung)

Wären Sie überrascht, wenn ich Ihnen erzähle, daß die Gleisdorfer Abteilung für Kultur und Marketing diesen Kurs beibehielt? Wir hatten ein großes Budget nutzen dürfen, um in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit ein neues Level herbeiführen zu können. Wir hatten das auf eine Art eingelöst, die sich wohl sehen läßt.

Für unseren amtlichen Kooperationspartner kein Grund, Kunst Ost und die Kulturspange sowie die Themen und laufende Arbeit dieser Formation in die erste große Halbjahres-Pressekonferenz 2015 einzubeziehen.

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Diese Einladung wurde am 19.3.2015 an die Medien verschickt, mittags, wenige Stunden VOR Unserer "Synergie-Konferenz": [link] Das EU-Projekt "Kulturpakt Gleisdorf 2014" und die Kulturspange waren von der Abteilung erneut für eine Kommunikation nach außen nicht vorgesehn.

Was ist aus dieser Pressekonferenz zu erfahren? "Der Kulturpakt Gleisdorf steht für die Kraft des Miteinanders, des Vernetzens von Menschen, Organisationen und Ideen, die zu neuen und spannenden Projekten führen. Im Bezirkspflegeheim wurde ein Überblick der nächsten Aktivitäten gegeben." (Quelle: Kleine Zeitung)

Hier wurde also konsequent fortgeführt, was im Dezember 2014 schon medial aufgetaucht war. Die verantwortlichen Personen in der Kulturabteilung haben über Monate die Arbeit von Kunst Ost in den Hintergrund verschoben, ausgeblendet. Eine Verwaltungskraft macht Programm, macht überdies Kulturpolitik. Die Hauptthemen sind Senorenanimation und Kinderbetrueung, Haus und Herd.

Das ist ein bemerkenswerter Umstand. Was mag das Motiv sein, um zeitgemäße Wissens- und Kulturarbeit zu einem hausfrauenkompatiblen Standardprogramm ländlicher Kulturbüros umzukupfern? Wir werden es im Umfeld der Frage nach einer "Förderwürdigkeit" von Kulturprojekten suchen müssen.

Es gibt keinen Hinweis, daß die neuerdings als Kulturpakt-Kräfte promoteten Kulturschaffenden (siehe die obige Liste!) je Konzepte entwickelt und umgesetzt hätten, die jemand mit Beträgen zwischen 50- bis 100.000,- Euro kofinanzieren wollte.

Wo sind die Ideen, und folglich Konzepte, also auch Ideenpapiere zu einer neuen Form regionaler Kulturarbeit? Wo ist die Umsetzung neuer Projekte im Sinne einer kollektiven Kultur- und Wissensarbeit? Wo haben hier Kulturschaffende konzeptionell das vorige Jahrhundert verlassen und geldgebende Stellen überzeugt, daß man solches Engagement mit namhaften Summen mitfinanzieren sollte?

Die Gleisdorfer Abteilung für Kultur und Marketing hat uns eben einen Retro-Kurs mit Zukunftsgeldern vorexerziert. Schwer vorstellbar, daß dieser Kurs in Zeiten erneut einbrechender Budgets mit nennenswerten Fördermitteln honoriert werden könnte. Wir werden sehn...

Ich werde die Angelegenheit hier weiter in der Leiste "Peripherie" dokumentieren, denn es ist ja interessant, an diesem Prozeß sichtbar zu machen, welche Interessen zu welchen Modi führen.

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