25. Februar 2015

Zora ist das südslawische Wort für Dämmerung. Ich habe es behalten, weil mir einst beim Durchstöbern der Sevdalinke, einer bosnischen Musikrichtung, das Lied "Sabah zora" als eines der ersten sehr einprägsam erschien. ("Sabah zora zivom bojom / plavo nebo rudi / poranila moja draga / pa me ljubec budi...")

Die zwei Worte Sabah zora haben sowohl inhaltlich wie auch phonetisch eine eigentümliche Schönheit. Sabah ist übrigens im Arabischen ebenso das Wort für den Morgen. Das Lied bezieht sich also auf die Morgenröte.

log2079a.jpg (20736 Byte)

Die Morgenröte als Metapher, das geht derzeit freilich nimmer. Im Metapherngeschäft wurde sie längst bis auf die Knochen abgenützt. Als Phantasie finde ich sie unverzichtbar. Physisch ist sie mir eine Bürde, weil ich in diesem Licht den Blick für Konturen verliere. Emotional ist sie mir ein Traumereignis.

Träumereien und Gedankenspiele. Das hängt mir noch von einer Fahrtstrecke nach, die mich viele Stunden auf den Straßen hielt. Auf dem Balkan geht es mir meist so, daß ich mir keine Autobahnen herbeiwünsche, denn Stunden um Stunden auf solchen Pisten, das ist erdrückend.

Über die Dörfer braucht es dafür um so länger. Diesmal war recht wenig Zeit verfügbar, in die serbische Vojvodina zu gelangen. Das ist für vieles der halbe Weg. Kürzlich nach Sarajevo [link], nun denke ich, die nächste Tour wird Beograd als Ziel haben.

log2079b.jpg (26100 Byte)

Die Klänge, Gerüche und Geschmäcker des Reisens; ich vermute, ich habe diesmal die beste Dschorba meines Lebens gegessen. Das ist eine saure Suppe, zu der warme Lepinje gereicht wurden, Weißbrotstücke. Ich hatte auf das übrige Fleisch verzichtet, um den Topf leeren zu können.

Das Löwen-Bier aus der Batschka ist etwas bitterer als die Sorten, denen ich zuhause den Vorzug gebe. Ich mag es sehr, wenn es ausrichend kalt ist. Hier leben noch Leute, die seit jeher Deutsch sprechen, Nachfahren der Donauschwaben, was auch mir als Österreicher die Zuschreibung "Schwabo" einbringt.

Aber solche Themen werden gerade nicht strapaziert. Ich hab außerdem ein komplexes Gefüge zu ordnen, das im Lauf der Dinge entsteht. Work in Progress, das sagt sich so leicht. Vor allem in diversen Startphasen ist das ein stetes Dahinschrammen an Komplexitätskrisen.

Nun hat "The Track: Pop" [link] klare Konturen erhalten. Mit dem zusätzlichen Thema "Diaspora" [link] bekommt das ganze Geschehen eine Tiefe in den südosteuropäischen Raum. Ich bin sehr neugierig, was unsere Verständigung mit Kulturschaffenden in Mazedonien zeigen wird. Das Kosovo haben wir ja heuer schon in laufende Schritte eingebunden: [link] Das bedeutet überdies, daß sich hier gerade eine extrem kontrastreiche, heterogene Community verständigt, formiert.

log2079c.jpg (18369 Byte)

Ich denke, das gehört zu den Dingen, die ich bei dieser Arbeit am meisten mag. Die Begegnung und Zusammenarbeit in Kontrasten. Stets bleibe ich in Zuständen, wo mir keineswegs alles klar ist. Immer muß neu hingehört werden, um zu klären, was gemeint wurde.

Dazu kommen fröhliche Klarheiten. Etwa, daß ich mit Branimir Djurdjevic erörtern werden, wodurch der Fica, die Fiat 600-Lizenz von Zastava, zu einem Monument der Industriegeschichte wurde. Bedeutende Angelegenheiten...

[kontakt] [reset] [krusche]
9•15