12. Februar 2015 Da ist
wieder meine Anfälligkeit für Momente der Zahlenmagie. Immer wenn sich die letzte Zahl
eines Logbuch-Eintrags mit der letzten Zahl des Datums deckt, stört mich das auf
ungeklärte Art. Heute kommt der 12. Februar mit dem Eintrag # 2072 in Deckung. (Noch
schlimmer wäre es, würden sich zwei letzte Zahlen von Datum und Eintrag decken.)
Das ist nicht die einzige Kuriosität dieser Tage. Das das
Klima auf keine Festlegung kommt, Winter oder Frühjahr, fallen mir meine Spaziergänge
wieder leichter, denn so gerne ich Schnee rieche, ich gehe nicht lieber nicht darin herum.
Die Peripherie Gleisdorfs bietet einen wunderbar
unaufgeräumten Zustand. Allerhand Güter sind unter Dächer gestopft, um sie vor Schaden
zu bewahren. Die Kiesplätze von Autoschnalzern zeigen sich übervoll. Was muß das arme
Personal in demn letzten Wochen da geschrubbt und gewischt haben! Ich meditiere im Gehen
über triviale Angelegenheiten. Es gibt ja allerhand zu überdenken.
So hat mich jüngst meine Zahnärztin als
Demonstrationsruine eingesetzt. Das ist ein außergewöhnlicher Zustand. Da starre ich in
die Sonne über dem Behandlungsstuhl, während Ärztin und Assistentin meinen offenen Mund
zurechtrücken, um der Praktikantin, für die das alles noch ganz neu zu sein scheint,
Details der Baustelle zu erklären. So weiß auch ich jetzt mehr über strukturelle
Details meines Leibes.
Dazu kam erfrischende Post von der Sozialversicherung, die
mich in aller Freundlichkeit wissen ließ, was man mir heuer an Geschäftserfolg zutraut.
Es hat ja diese oder jene Verwaltung weit mehr Klarheit über meinen Geschäftsverlauf als
ich selbst.
Das ist irgendwie beruhigend, denn es nützt mir in der
Orientierung. Wenn also die SVA von mir heuer rund 6.500,- Euro erwartet, rechne ich
besser damit, das Finanzamt werde Erwartungen in gleicher Höhe pflegen. Macht also
13.000,- Euronen.
Bei meinem Alter und meiner Berufserfahrung sollte mein
Leben pro Monat mit wenigstens 1.500,- Euro ausgestattet sein, macht 18.000,- im Jahr.
Plus ein Monat extra, denn wer schafft schon 365 Tage Dauereinsatz?
Jetzt hab ich einen Zwischenstand von 32.500,- Euro, aber
noch nichts für den laufenden Bürobetrieb und meine Projekte erübrigt. Dafür sollte
ein Minimum an 500,- Euro pro Monat reserviert sein. Büro und Archivraum, Strom, Heizung,
sie wissen... Das macht 38.500,- Euro, runden wir es auf 40 Tausender auf. Da sind jetzt
noch keine Investitionsmöglichkiten für neue Projekte inkludiert.
Nun sind ja die verfügbaren Budgets was sie sind. Ich muß
Mehrwertsteuer in Rechnung stellen, die ich abzuliefern habe. Demnach sollte ich heuer
für wenigstens 50- bis 60.000,- Euro Rechnungen schreiben, damit der Laden stabil bleibt
und ich mir auch weiter eine gute Zahnärztin leisten kann, ohne dabei die künstlerische
Arbeit und die Kulturarbeit in den Graben zu fahren.
Mit diesen Ausführungen kratze ich gerade an einem
populären Tabu-Thema meines Metiers. Auch wenn es in Österreich zum Glück viele
Kunstschaffende gibt, ist doch kaum jemand darunter, der oder die aus rein künstlerischer
Arbeit im Jahr 50- oder 60.000,- Euro lukrieren kann. Das ist in Österreich schlicht
unmöglich.
Jene, die das und mehr per Kunstpraxis erwirtschaften, sind
eine so kleine Minorität, solche Nischenexistenzen bleiben ohne besondere Aussagekraft,
wenn wir über die soziale Lage von Kunstschaffenden reden.
Damit bin ich bei einem Teilthema von "The Track:
Pop" angelangt. Ein Leben in der Kunst wird bei uns ökonomisch kaum
ein Leben von der Kunst. Das war auch in der Vergangenheit nie anders. Wäre
darüber zu reden, welches Selbstverständnis Profis in der Kunst finden können und was
das für mögliche Berufsbilder bedeutet.
Ich werde das heuer mit meinem serbischen Kollegen Selman
Trtovac vertiefen, der in Belgrad lebt, daher völlig andere Bedingungen kennt. Wir
könnten beide übereinstimmend sagen: In unseren Ländern gibt es keinen Kunstmarkt, der
Kunstschaffende zu ernähren vermag.
In Serbien gibt es allerdings noch weit weniger von allem,
was es bei uns nicht gibt. Was schließen wir daraus?
-- [The Track: Pop] [Wovon lebt der Krusche?] -- |