5. Jänner 2015

Warnung! Was in den kommenden Zeilen notiert ist, muß man nicht wissen. Ich muß es aber wissen. Mein ganzes Leben ist ein Flickwerk solcher Notizen. Sie ergeben sich meistens, wenn ich ein Wort von seiner Bedeutung trenne wie den Dotter vom Eiweiß.

Manche Wörter drängen sich mir durch ihren schönen Klang auf. Manche muß ich aus ihrem gegenwärtigen Zusammenhang brechen, um zu erfahren, was sie dann in mir auslösen. Schließlich suche ich oft nach älteren Bedeutungen. So wird mir die Welt weiter. Ein Beispiel.

Schnittig. So ist Gras zur richtigen Stunde, wenn die Mahder hinausgehen. Schnittig ist aber auch die Sense, wenn sie gut schneidet. Der Mahder mäht Wiesen oder Felder im Frondienst. Der Frondienst konnte in manchen Gegenden mit Mahdergeld abgelöst werden.

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Oder die Quintessenz, die mich fälschlich an das Spielen einer Geigen denken läßt. Eine Quintessenz ist das fünfte Seiende, ein Essentielles, für Aristoteles ein "fünftes Element". Es ist also damit etwas Wesentliches gemeint. Dann wäre da etwa die Krawatte.

Die Krawatte verdanken wir stofflich und begrifflich kroatischen Söldnern. Deren Halstücher findet man bei den Kroaten (Hrvati) noch heute; etwa bei einem repräsentativen Kravat pukovnija, einem Kravatten-Regiment. (Das sind keine schlipstragenden Krieger in gebügelten Anzügen.)

Oder ich falle aus dem Begrifflichen heraus. Das passiert mir in letzter Zeit oft auf den Straßen. Heute hatte ich eine entlegene Strecke zu machen.

Rund um sechs Uhr wußte ich, die Morgendämmerung ist nahe. Da gefiel mir die Finsternis. Gegen sieben Uhr röten sich Himmelspassagen. Ein Stunde danach ist die Sonne angekommen.

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Entlegene Straßen sind nicht so geräumt und trocken wie Hauptlinien. Mein altes Maß: Passen zwei oder drei Autos nebeneinander? Etwas habe ich seinerzeit nie elegant bewältigt, kann es immer noch nicht: Quer in die Kurve rein, grade heraus. Heute kam ich -- zu meiner Beruhigung -- ohne Schneetreiben durch.

Bei all dem sollte mein Kombi überdies ein traditioneller Hecktriebler sein, dann wäre die sentimentale Reise hochrund gewesen. Langfuhren auf armdicken Kardanwellen, scharfkantige Heckschleudern im Winter, die Proleten-Welt bevor der Audi quattro eine Horde von Rallye- Champions in die Depression getrieben hat, das war einst eine merkwürdige Gemütlichkeit.

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Aus dieser Gemütlichkeit mußte man manchmal von einem Traktor aus der Gegend gezerrt werden. Mit dem Heck voran ins Gehackte fliegen, ach, ich verplaudere mich. Hab eben einen Kalender geschenkt bekommen. Das nächste Jahr. Gut...

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