2. November 2014 Ich
kam von Bad Mitterndorf zurück, wo unser Gleisdorfer Kunstsymposion seine letzte Station
hatte. Auswärts. Oberhalb. Im Kontrast. Denn dort sieht alles anders aus, läuft alles
anders. Hilfreiche Differenz der Verhältnisse, worin manches gut sichtbar wird, für das
ich sonst das Scharfstellen des Blickes nicht ausreichend schaffe.
In Gleisdorf, kurz vor Ende der Rückreise, dann dieser
Anlaß einzuparken. Ich hatte einen Porsche 356 kommen sehen und mich für ein Foto in
Position gebracht, denn ein trainierter Automobil-Paparazzo hat dabei schon fast
konditionierte Reflexe.
Das milde Wetter hält solche Dinger derzeit noch auf den
Straßen. Dieses Auto ist in etlichen Details so nahe am Volkswagen Typ 1, daß
man sagen kann: Der Übergang vom "Käfer" zu einem der bedeutendsten
Sportwagen unserer Automobilgeschichte.
Aber darum ging es in diesen Tagen nicht. Eher um ein
Aufatmen, daß sich ein Arbeitspensum einlöst, von dem ich mir fast zu viel genommen
hatte. Formeller Schlußpunkt des heurigen Kunstsymposions war nun eben diese Konferenz im
"Woferlstall", von der ich mit guter Laune heimgefahren bin: [link]
Konferenzleiter Günther Marchner
Da ist für mich nun wieder viel Klarheit, mit welcher Art
von Professionals auf dem Kulturfeld etwas vorankommen kann. Ich bin außerdem sehr
vergnügt zu erleben, wie sich hier eine Art "Praxis des Kontrastes"
bewährt. Von dieser Diskursarbeit dann gleich in die banale Handarbeit, denn gestern
mußte auch sofort der Abbau der Installation von Jelena Juresa [link] beginnen.
Macht man etwas zum ersten Mal, hat man gute Chancen,
gründlich dazuzulernen. Und seien es so banale Angelegenheiten wie das Abziehen großer
Folien von Glasflächen. Wir haben heute feine Materialien zur Verfügung, um einen Raum
temporär umzugestalten.
Daß die Folien, mit denen wir die Türen im Museum
blickdicht abgedeckt haben, sich ohne Kleberückstände ablösen ließen, war ein Segen
für mich. Daß mir dabei an den Knöcheln über den Fingernägeln die Haut in Fetzen
ging, habe ich erst nach der ersten Tür bemerkt.
Es wird mir also nie mehr passieren, so einen Job ohne
Handschuhe zu tun. Ich neige zum Unmut, wenn mir all diese Arbeit über den Kopf wächst
und mich von interessanteren Tätigkeiten abhält. Zugleich erlebe ich das als etwas
Richtiges, mit annähernd jedem Tätigkeitsbereich vertraut zu sein, der nötig ist, um
sowas über die Bühne zu bringen. Mit der aktuellen Projektübersicht darf dieser
Arbeitsabschnitt nun enden: [link]
Zwischen all dem so kleine Kuriositäten wie etwa ein gut
gefüllter Einkaufskorb, dessen Inhalt es an der Kassa auf genau 40,- Euro bringt, ohne
Cent. Ich finde, dafür sollte die Maschinerie einen Preis ausschütten. Und sei es bloß,
daß ein Schokoriegel in Goldfolie aus dem Apparat fällt. Worum geht es nun demnächst?
Kürzlich schrieb mir Wissenschafter Matthias Marschik [link] aufmunternd:
Lieber Martin, geht's Dir gut? Schlägt Dein cooles
Zweirad schon an? Bist Du inzwischen zum Berserker der Velozipedistik geworden? Oder
überlegst Du gerade verzweifelt, wie Du dem Bundesheer einen seiner waidwunden Haflinger
abknöpfst? Mit anderen Worten: Wie schaut's aus? Findest Du schön langsam Muße zur
Arbeit an der Fortschreibung Deiner ebenso formidablen wie süßen
Ford-Transit-Geschichte?
Und das läßt nur eine Deutung zu. Wir haben schon
begonnen, miteinander ein weiteres Buch zu schreiben. Ich bin mit der Arbeit daran in
Verzug. Das wird sich nun flott ändern.
-- [Das Kunstsymposion 2014]
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