28. September 2014

Gestern waren wir wieder mit Ida Kreutzer und Jaqueline Pölzer in einer "Kriegsküche" a la 1914. Das bedeutete ein gemeinsames Essen mit den Mitteln jener Tage. Eine Station im Rahmen des heurigen Kunstsymposions. (Das griechische Wort Symposion bedeutet Gastmahl.)

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Ida Kreutzer (links) und Jaqueline Pölzer

Dabei waren nun die Tischgespräche nicht von Niedergeschlagenheit geprägt, aber doch über weite Abschnitte etwas düsteren Aspekten des Themas gewidmet. 1914 bis 2014, wohin haben uns die Kräftespiele dieser Zeit getragen? Wofür haben wir inzwischen einzustehn?

Was wir heute in der Konfrontation mit Muslimen als ungewohnt und typisch empfinden mögen, handelt von ganz vertrauten Mustern, die beliebige Mäntelchen erhalten können. Dabei sollte es nützen, sich individuell eine einigermaßen deutliche Vortellung zu erarbeiten, womit wir es heute zu tun haben.

Nein, ich bin nicht bereit, zwischen Muslimen und Islamisten kategorial zu unterscheiden. Wir wußten schon vor dem Phänomen der Dschihadis, daß es "den Islam" nicht gibt, sondern die Umma sich in höchst verschiedenen Schulen zeigt.

Wir wissen außerdem schon lange, daß sich ganze Ströme von Muslimen leidenschaftlich gegenseitig die Kehlen durchschneiden, also etwas wie Ökumene innerhalb der vielfältigen Muslime nicht gerade rasend populär ist.

Ich will gerne Glauben, daß die Weltuntergangs-Sekten unter grüner Flagge recht häufig von Konvertiten bevölkert sind, deren Lebensweise nicht gar so viel Tradition und Dauer gemäß den Ursprungskulturen des Islam hat.

Doch wie ich unter den Christen nicht auch noch "Katholizisten" mitdenken will, sondern es primär als Sache der Christenheit sehe, mit ihren düsteren Schwestern und Brüdern zurande zu kommen, erwarte ich das auch von islamischen Gemeinschaften.

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Jaqueline Pölzer, Tino Pölzer und Heimo Müller

Die haben, wie ich da und dort lese, in der Sache gerade schlechte Karten. Vor allem die extrem brutalisierten Männer der IS-Bewegung sind offenbar höchst immun gegen die Ansichten höchster islamischer Autoritäten.

Das heißt, hier sind bewaffnete, rebellische, das Leben verachtende Männe in Bewegung, die sich auch von den etabliertenn Patriarchen ihrer Kultur nichts sagen lassen.

Und genau da beginnt die Sache uns etwas anzugehen. Plötzlich ist eventuell islamisches Gedankengut bloßem noch Kolorit oder Camouflage, womit sich patriarchal geprägte Männer bemänteln. Was sie tun, ist weltweit geläufig. Sie sind nicht die erste Soldateska, die vergewaltigend, folternd, mordend, und raubend durch Lande zieht.

Auch in unserem Lebensraum kannte man solche Phänomene in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Akindschi, Renner und Brenner, waren Freischärler in der Vorhut osmanischer Truppen, marodierende Mordbuben, die Banden bildeten und sich dabei als "Glabenskrieger" ausgaben.

Der Terror, den sie mit ihrer Grausamkeit in unserem Lebensraum verbreiteten, hatte militärischen Nutzen. Solche Traditionen reichen bis in die Gegenwart. Ein Ratko Mladic und seine Barbaren, ein "Arkan" Raznatovic und ähnliche Typen setzten hochgradige Gewalttätigkeit und Grausamkeit als Waffen ein, während Jugoslawien unterging. (Bei ihnen waren vor allem Muslime die Opfer.)

Das Grundmuster in solchen Phänomenen zeigt deutlich, was wir alle zu fürchten haben. Fällt die Ächtung von Gewalttätigkeit, brechen Konventionen zusammen, ist das Gewaltmonopol des Staates in Trümmern, macht die Brutalisierung von Menschen rasende Sprünge.

Medienkontrolle, ideologisches Rüstzeug und Waffen brauchen dann nicht mehr sehr lange zusammenzuspielen, um den Rachen der Hölle zu öffnen.

Das ist keine Domäne der Muslime, das ist kein besonderes Talent südslawischer Männer, so sind wir, wir alle, wir patriarchal erzogenen Männer, aufgestellt.

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Alcinci, Alkindschi, Alcantzer nach Melchior Lorich, 1555

Bei erdrückend vielen von uns ist die private ethische Ausstattung nicht hinreichend sicher, um gegen solche Entwicklungen halbwegs immun zu machen. Am niedersten ist die Schwelle vermutlich bei sehr jungen Männern, die keine Aussicht auf eine ökonomisch und sozial annehmbare Zukunft haben.

Ich denke, das ist seit fünftausend Jahren unser überhaupt gefährlichster Anteil in Gesellschaften. Junge Männer, die nichts werden können.

Im Patriarchat konnten traditionell nur Erstgeborene etwas werden, der Rest war im Elend. Während der gesamten Kolonialzeit hat Europa Zweit- und Drittgeborene in alle Weltteile verschifft, um dieses gefährliche Potential loszuwerden, das in letzter Konsequenz auch kriminelle Energie bedeutete, die Regierungen gefährdet hätte.

Inzwischen kommen die Nachfahren dieser verschickten Männer zurück nach Europa. Da draußen, in der Welt, ist für sie nichts mehr zu machen, nicht zu holen, nichts zu gewinnen, im Gegenteil. Selbst die Erstgeborenen können nichts mehr werden.

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Damit ist auch das kriminelle Potential wieder da, das unsere Leute über Jahrhunderte loszuwerden trachteten. So gesehen ist es zwar verständlich, aber aussichtslos, wenn hier, im Wohlstand unseres Landes, jemand über den Import von Kriminalität klagt. Man sollte vielleicht begreifen: Wir haben das von langer Hand selbst vorbereitet. Die wenigen Jahrzehnte in außergewöhnlichem Wohlstand und Frieden waren teuer erkauft, sie waren uns nicht geschenkt.

Ich kann es selbst nicht leiden, das hier niederzuschreiben, denn es belastet mein Leben und wird zur rasant wachsenden Bürde für unsere Kinder. Aber wir können deise Zusammenhänge nicht ignorieren...

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