21. September 2014 Ich
bin dieser Tage von einem launigen Schicksal vor allem mit zweierlei bedacht worden:
Heftige Zahnschmerzen und grandioses Wetter. Schmerzen sollten nicht idealisiert werden,
doch sie helfen einem durchaus beim Ordnen von Prioritäten. Wer dann auch noch eine
fröhliche Zahnärztin treffen kann, kriegt die nächste Kurve wesentlich leichter, als
wenn man gebückt durch einen Tunnel der Bescheidenheit wandeln muß.
Das grandiose Wetter kam mir sehr gelegen, da gestern
erstmals unsere "Geschichts- und Geschichtengasse" aufgemacht wurde, wo
also sehr viele gut gelaunte Menschen unter freiem Himmel an dieser guten Laune festhalten
durften.
Die Kunstkonferenzen liegen gerade hinter mir. Ab
da geht es nun schwerpunktmäßig um kulturpolitische Fragen und um inhaltliche
Berührungspunkte mit dem Handwerk. Es geht auch um die Kategorie "öffentlicher
Raum".
Den Ereignis-Auftakt dazu habe ich mit "Mythos
Puch" belegt. Das war eine erstaunliche Zusammenkunft engagierter Menschen, die
auf eine höchst selbstverantwortliche Art ihren Platz im Geschehen suchten und so das
Gelingen sicherten.
Hier etwa Altmeister Franz Tantscher mit einer Perle aus
seiner Kollektion, dem ältesten seiner ausgestellten Stücke. Es ist eine Puch 125 T
aus dem Jahr 1947. Etliche Enthusiasten, wie er, haben ihr Arbeitsleben im Puchwerk
zugebracht. Das hat fachlich und emotional recht bemerkenswerte Fundamente ergeben, die
mich interessieren.
Andere sind begabte Schrauber, die sich ihre Kompetenzen in
einer außerberuflichen Situation erworben haben. Fertigkeiten, Erfahrung,
Problemlösungskompetenzen. Das sind Felder, die mich beschäftigen.
In Nischen wird da noch etwas von Generation zu Generation
weitergegeben. Das hat etwa Momente wie diese, wo Kids vom Vater mit dem Schraubertum
vertraut gemacht werden, weil so eine kleine Puch Magnum X heute nicht als
Konfektionsware funktioniert.
Das hat aber auch ganz andere Momente, wo etwa der
altgediente Handwerker mit seinem Wissen und Geschick jungen Sammlern zur Seite steht, um
Lösungen zu finden und an der Drehbank umzusetzen, die aus einem historischen Wrack
wieder ein funktionstaugliches historisches Fahrzeug machen.
Das ist etwa bei Fahrrädern aus dem zweiten Drittel des
19. Jahrhunderts oft keine ganz leichte Sache. Und Autos, die rund hundert Jahre alt sind,
machen einem den Erhalt ebenso zur permanenten Herausforderung.
Sepp Schnalzer ist ein Beispiel für diese Art des
altgedienten Facharbeiters, der sein handwerkliches Vermögen in der Leidenschaft für
historische Fahrzeuge um ein reichliches Geschichtswissen ergänzt hat. Solches Wissen,
das in weiten Teilen nicht gründlich dokumentiert ist, wird unter den Liebhabern auch
ausgetauscht.
Hier so ein Moment, als der aktive Puch-Pilot Thomas Ludwig
(rechts) Sepp Schnalzer bat: "Erklär mir diesen Motor". Das etwa
1914er Wall Auto-Wheel mit seinem "Schnüffel-Motor" gehört
aus heutiger Sicht einem anderen technischen Universum an.
All das hat mit unserem Kunstsymposion insofern zu tun, als
ich heuer diese klare Markierung gesetzt sehen will, die uns in den kommenden Jahren
folgende Themenstellung auferlegt: Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der
Geist in der Maschine. Siehe dazu auch die Notizen im Programmheft unseres
Kunstsymposions: [link]
Ein Vorhaben, in dem übrigens das muskulöse "Blogmobil"
von Kathi und Heimo Müller eine tragende Rolle spielen wird; ein als Medienlabor
ausgebauter Steyr 680 aus dem Jahr 1968.
-- [2014er-Doku] [Das Kunstsymposion] --
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