15. September 2014

Manchmal, wenn ich besonders tief schlafe, wachen meine Dämonen und warten geduldig auf den ankommenden Morgen, um sich an der Schwelle zum Tag an meine Fersen zu heften. Dazu reihen sich dann mitunter so symbolträchtige Alltagserscheinungen, die einen Normalopathen in der Morgendämmerung zum Nachdenken bringen, ohne daß jemand dazu aufgerufen hätte.

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Ich hockte etwa hinter diesem Lieferwagen, der einen Werbeslogan trug, "Gott sei Dank...", da dachte ich unweigerlich, er habe im Laderaum Särge gestapelt, die zugestellt werden müssen. Oder Säcke voll Weihrauch. Wäre doch passend.

Doch die Beschriftung auf der Hecktüre erzählt von Schiebewand-Systemen, Glas- Metallkonstrukionen, CNC-Fräsen und solchen kühlen Dingen. Das paßt also nicht halbwegs glatt zusammen.

Vormittags hatte ich mich dann zwischen den Häusern gedreht und gewendet, um ein untypisches Grollen zu lokalisieren. Man muß sowas nicht wissen, aber ich weiß eben, daß diese Maschinchen anders klangen als übliche Hubschrauber.

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Es kamen dann zwei Bell 212 daher, Milirtärgerät, im Grunde zu weit weg, um sie mit meiner handlichen Kamera brauchbar einzufangen. Aber Dank ihres markanten Klangs stand ich schon mit ausgefahrenem Tele bereit.

Nutzlos, werden Sie vielleicht sagen. Doch wie soll das erklärt werden? Ungewöhnliche Momente im Alltag zu markieren, sie dingfest zu machen, das fühlt sich an, als würde die Wahrnehmung, wie ich sie brauche, einen Morgenlauf machen, wahrend mein Leib noch etwas langsam ist und mein Herz den Dämonen die Zähne zeigt.

Später kam Post von Künstler Selman Trtovac, der am Mittwoch das Impulsreferat zu unserer ersten Kunstkonferenz [link] hält: "Lieber Martin, es ist soweit. Morgen sollte ich gegen Mittag aufbrechen. Ich hoffe die Reise vergeht problemlos. Es gibt Hochwasser in Kroatien und Slowenien. ..."

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Strategien in der Kunst. Positionen in der Kunst. Ich bin derzeit geneigt, die meisten Möglichkeiten anzuzweifeln. Es kann hier doch nicht um quasireligiöse Konzepte gehen! Was ist in unserem Geist und in unseren Herzen angelegt? Welcher Nutzen liegt in der nächsten Grenzüberschreitung?

Wenn ich nicht darüber spreche, weiß ich es immer ganz genau. Aber ohne Vergewisserung führen diese Wege ins Leere. Ich habe mit einigen regionalen Kräften kuriose Erfahrungen gemacht. Wenigstens zwei davon sind einerseits in guter Stellung einer Kommune, andrerseits zugleich aktive Künstler.

Da sie gerade wieder von sich reden machen, fiel mir ein, was die letzten Jahre gezeigt haben. Nie haben sie ihre Einwände gegen Kunst Ost und mein diesbezügliches Engagement mit Mitteln der Kunst oder auf der Ebene eines Kunstdiskurses angefochten. Sie kommen auch ohne intellektuelle Selbstachtuing zurecht. Stets habe sie den banalen Weg der persönlichen Diffamierung gesucht und ihre Anfechtung auf politischer Ebene durchzusetzen versucht.

Es ist bemerkenswert, daß sich hier sonst niemand daran gestoßen hat, obwohl diese Vorgänge teils öffentlich verliefen. Das heißt, die kleinen Wasserträger der Tyrannis, das erste Personal in einem möglichen Umbruch, diese Funktionäre des Unglücks können unter aller Augen tun, was ihnen beliebt, das ist keine Debatte wert. Wie erstaunlich! Aber das will offenbar eine andere Geschichte sein...

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