25. Juli 2014

Ich schätze Volksbelustigungen nicht besonders, weil ich auf solche Art kaum lustig bin. Ich mag es aber durchaus, kurz in solchen Trubel einzutauchen. Inzwischen hat sich in Gleisdorf die Dichte historischer Fahrzeuge bei solchen Gelegenheiten erhöht.

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Das entschädigt mich ein wenig, für den Musik-Schrott, mit dem sich hier offenbar die Menschen anlocken lassen und zu dem rustikale Diiiidschays sich auch noch via Lautsprecheranlage ihrer persönlichen Emotionen entledigen.

So freut es mich kurz, daß ich etwa einen 586er Steyr erwische, auch wenn er zur Party-Bühne umgestaltet wurde, um einer Stimmungskanone Schutz und Schirm zu bieten. Heute geht im Zentrum Gleisdorfs die zweite "Künstlerlounge" über die Bühne.

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Ich hab heuer auf einen eigenen Tisch dabei verzichtet, weil ich zu keiner Klarheit kommen konnte, wohin mich diese Position führen sollte. Ich hätte eine Erörterung gebraucht, was Kunstschaffende auf diesem Feld nun bewirken möchten. Die kam nicht zustande.

So lasse ich, mangels dieser Debatte, diese Position aus und nutze die Lounge aber als "Konferenzraum", in dem heute einige Besprechungen ablaufen werden. Momentan häufen sich die Klärungsschritte über Details des heurigen Kunstsympsions.

Ich schramme an der üblichen Komplexitätskrise dahin, wenn es für Momente fast unüberschaubar wird. Es liegt eine merkwürdige Schönheit in diesem Fluß, wo sich etwas dann zur Klarheit setzt. Diese Phase des Geschehens ließ sich aber noch nicht erreichen.

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Doch es fügt sich vieles vorzüglich. Eben habe ich mit Friesinger (rechts) und Rosegger Konsens erreicht, daß wir und wie wir unsere Symposien verknüpfen. Siehe dazu: "In rust we trust!" [link] (Derweil plärrt da draußen jemand "Ein Bett im Kornfeld!")

Vielleicht ist das der höchst angemessene Kontrast für diesen Moment, wie etwa dieser Eintrag das Blatt #2014 meines Logbuchs ist, also die Jahreszahl wiedergibt, die uns zugleich markanter Punkt ist. 1914, 2014. Triviale Stoffe und wuchtige Aspekte. Das Magazin "profil" ließ eine Umfrage machen.

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In der Ausgabe vom 21.7.14 lese ich, daß 36 Prozent der Befragten, also die größte Gruppe, Serbien für "hauptverantwortlich" halte, wo es um die Frage des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs geht.

Es ist eigentlich entsetzlich, wie verlogen unser nationales Narrativ sein darf. Weder Bildungssystem, noch Politik, noch Medienwelt konnten dieses Bild revidieren, wollten das vielleicht auch mehrheitlich gar nicht.

Serbien hatte damals grade einen zermürbenden Krieg gegen die Osmanen geführt, hatte Österreichs Ultimatum nach den Schüssen von Sarajevo bis zur Selbsterniedrigung erfüllt, hatte also mit Sicherheit alles Mögliche getan, um 1914 einen nächsten Krieg zu vermeiden.

Meine Leute, die Enkel und Urenkel von Untertanen, haben offenbar schnell vergessen, wie dieser Adel sie getreten hat und den meisten von ihnen gerade noch genug zum Leben ließ. Sie verschweigen, daß Österreich der erste Aggressor in diesem Krieg war.

Sie verschweigen, daß dieser Krieg keinen anderen Zweck hatte, als einige massive Probleme der Habsburger zu lösen und ihnen die verschnarchte Kolonialisierung der Welt etwas zu versüßen, indem er ihnen half, sich den Balkan als österreichische Kolonie vorzustellen.

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Kleiner Einschub: Die Gleisdorfer Mariensäule, eigentlich eine "Türkensäule", das erzählt ja auch etwas über die Innenpolitik der Habsburger. Daß diese Figurengruppe nun zu Inventar eines Getränkestandes wurde, finde ich bizarr bis liebenswürdig.

Österreich also, der erste Aggressor des Großen Kriegs, und davor die maßlose Inkompetenz des vom Ehrgeiz getriebenen Herren Potiorek, der in einer Kette von Fehlleistungen das Thronfolgerehepaar überhaupt erst vor den Pistolenlauf von Gavro Princip schob.

Der junge Princip, ein romantisch motivierter Mörder, der den Mumm hatte, ein ganzes Imperium herauszufordern, um eine Vereinigung der Südslawen zu triggern, der das nicht einfach mit seinem Tod, sondern mit einem furchterregenden Sterben bezahlte, den stellen sich meine Leute immer noch zurecht, um sich nicht über das eigene Herrscherhaus von damals Rechenschaft abzulegen.

Das ist ebenso ekelhaft wie lächerlich. Wir werden also noch etwas Arbeit haben, um Positionen zu markieren, an denen man mit intellektueller Selbstachtung zu diesen Fragen stehen kann.

-- [Das Kunstsymposion] --

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