3. Juli 2014 Die Tage sind definitiv zu kurz, die Arbeit ist definitiv zu viel, der Schlaf
weit zu wenig und ich bin sehr vergnügt. Wie blöd, daß mir meine Arbeit so gefällt.
Was für ein Glück. Und da wäre niemand, mit dem ich tauschen möchte. Ich werde also
demnächst ein wenig umfallen, in der Hoffnung eher weich aufzuschlagen; dabei werde ich
vermutlich ein blödes Grinsen im Gesicht haben. Und das völlig ohne verbotene
Substanzen.
Das Banner, mit dem ich morgen in der Früh
nach Graz fahren werde, stellt die Frage: Wer kennt dieses Automobil? Es geht um
einen Ditrich & Urban, den mutmaßlich letzten seiner Art; ein Automobil mit
verschollener Geschichte, das in Graz gebaut wurde. Es
ist auch ein Beleg für alte Betriebsformen, für Handwerksvarianten, die sich vermutlich
in einem Schuppen ereigneten, in einer Schmiede, Garage, was weiß ich.
Hier sieht man den Ditrich & Urban, wie er
heute aussieht:[link]
Ist es sentimental und unsinnig, wenn man sich nach derlei alten Bedingungen umschaut?
Das beschäftigt mich derzeit sehr. Augenmaß, Menschenmaß,
überschaubare Dimensionen, die ein hohes Maß an Selbstbestimmung erlauben. |
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Natürlich falle ich bei
solchen Ambitionen dann auch sofort in den Kontrast, wenn er sich auftut; der Kontrast.
Das macht mitunter merkwürdige Geräusche. Berauschend, wie ich berichten kann. Roman
Hold macht mir immer wieder solche Vergnügen. He makes my Day, würde ein
Amerikaner sagen, wenn ihm jemand die neue Corvette hinstellte. Eine C7, scharf
geschnitten, quietschgelb und wirklich sexy, aber entschieden zu eng um meine Hüften.
Auch hier geht es nicht ohne blödes Grinsen
im Gesicht, wie unübersehbar blieb. Die absolute High Tech-Granate, in der ich nicht
einmal einen Türmechanismus finde, den ich im direkten Zugriff entriegeln könnte.
Wenn die aktuelle Faustregel stichhaltig ist,
80 Prozent Elektronik kommen bei solchen Autos auf 20 Prozent Mechanik, dann ahne ich, das
gefällt mir nicht so sehr, weil es mich in der Erfassung, im Begreifen dieses Space
Shuttles vor Barrieren setzt.
In diese Corvette kannst du nicht
einsteigen, dich kurz umsehen und losfahren. Keine Chance. Naja, ist eben kein Opel Commodore.
Eigentlich braucht man fast schon einen Pilotenschein. Und ich danke meinem Schicksal für
die fette EDV in dieser Karre, weil es ja extrem peinlich wäre, diese Fuhre schon beim
Anfahren zusammenzufalten, wo so viel Kraft losbricht, wenn man etwas ungeniert ins Pedal
steigt.
Das 6,2 Liter-Kraftwerk hat bloß an 1.600
Kilo zu zerren, gut, ja, mit mir an etwas mehr. Ziemlich frivol, was das bewirkt.
Natürlich mußte ich vorne nachschauen. Genau! Auch unter dieser Motorhaube eine weitere
Motorhaube, was meint, ein ziemlich verkapselter Motor. Diese Maschinen werden immer
abstrakter.
Das führt mich zum Einstiegsthema zurück.
Ich werde morgen eine ganze Legion von Leuten treffen, die auf historische Fahrzeuge
fokussiert sind; darunter viele Handwerker, die mit ihren Kompetenzen und Leidenschaften
eine Welt konkreter Maschinen repräsentieren, wo die Gestalt eines Apparates meist seine
Funktion abbildet.
Das wird eines der Themen sein, wenn morgen
die Community sich mit dem 100. Todestag von Johann Puch befaßt. Den Folder dazu hab ich kürzlich rausgeschoben: [link] Eine
exemplarische Geschichte, wie ein Keuschlerbub es zum Handwerker bringt und schließlich
zum Industriellen aufsteigt.
Das ist natürlich keine reproduzierbare Geschichte, weil
wir inzwischen auf einer neuen Schwelle hocken, an der sich nicht die Welt der greifbaren
Dinge verlagert, wandelt, sondern sich in die "Nichtexistenz" des Binären
überführt. Digitalisierung.
Die oben gezeigte Corvette ist wiederum ein
markantes Beispiel dafür, wie sich das vollzieht, wie Hebel und Seilzüge sich verlieren. |
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Statt dessen jede Menge
Sensoren, Schrittmotoren und A/D-Wandler, kilometerlange Kabelstränge, LED-Flammen,
solches Zeug. Eigentlich ist es sehr verwirrend, wie einen die Begehrlichkeiten zwischen
so unterschiedlichen Optionen aufspannen.
Das werde ich aber heute und auch morgen nicht
zu klären haben. Satt dessen werde ich mit sehr vielen Leuten sprechen... |