28. Juni 2014

Meine Leute reden keinen Klartext. Die meisten unter ihnen reden keine Klartext. Nur wenige bekommen das Maul auf, wenn es gilt. Was für eine Heldenversammlung! Da war die letzten Jahrzehnte recht viel zu hören, solange es informell blieb. Raunen. Stammeln. Zornesröte. Knirschende Arrangements.

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Momentan käme es gerade wieder drauf an. Da verreiben gesellschaftliche Strukturen und ein Gros der Funktionstragenden spielt "Stille Post". Du erfährst nichts Genaues, spürst das Krachen im Boden, siehst die Risse laufen, doch nur die Kolportage der Kolportage kommt auf den Tisch. Raunen. Stammeln.

Aber so viel ist klar und unverkennbar: Appelle? Die sind bloß Karaoke. Das ganze Web Zwo geht über von diesem Karaoke. Die wohlfeile Ersatzhandlung. Ich notiere das ganz unaufgeregt, denn ich möchte hier notiert sehen, daß das gerade sehr dominiert. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Jenseits davon haben wir alle die Freiheit, es so oder so zu machen. In eben dieser Freiheit möchte gewöhnlich niemand anagitiert werden. Das ist auch richtig so.

Heute ist viel von Sarajevo die Rede. Heute habe ich dazu nichts zu sagen.

Ich gehe in meinen Arbeitspausen wieder über die Felder, wo, wie man oben sieht, das Korn gedeiht. Ich wähle dazu die Mittagszeit, weil die hoch stehende Sonne für mich eine harte Herausforderung ist. Das hilft mir zu klären, worum ich gerade ringe. Hier um einen Rhythmus des Gehens, wo ich, der ich gerne in meinem Bunker sitze und arbeite, mich diesem Licht und dieser Hitze aussetzen kann, um meine Strecke zu machen.

Wenn es den Bahndamm entlang führt, habe ich die alte Vertrautheit mit dieser Strecke und bin vor dem herannahenden Zug vom Damm herunten, bevor der Zugführer mich anbläst. Wer solche Zonen nicht aus eigener Anschauung kennt, unterschätzt das fast lautlose und schnelle Herannahen einer Zugsgarnitur selbst auf schnurgeraden Passagen.

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Manchmal gibt sowas Tote. Apropos. Helmut liegt immer noch im Koma. Hannes hat uns verlassen. Hannes Schwarz, der auf symbolischer Ebene Gast bei unserem vorjährigen Kunstsymposion war. Hier ein Interview mit ihm, das Ulla Patz geführt hat; es würde mich wundern, wenn es seither noch eines gegeben hat: [link]

Mich hat einiges von dem Gesülze, das sein Tod in der regionalen Öffentlichkeit auslöste, ärgerlich gestimmt. Hanns war im Herzen und im Verstand ein unerbittlichr Mensch. Ich denke, er wäre im Sitzen eingeschlafen, hätte er sich auch nur die Hälfte des Gesagten und Geschriebenen anhören müssen. Er wäre aber gewiß so höflich gewesen, dabei nicht laut zu schnarchen.

Die behauptete Wertschätzung für diese Persönlichkeit hätte sich mindestens darin einlösen müssen, daß Gegenwartskunst heute in der Region einen anderen Stellenwert genösse als sie hat; und zwar bei einem Gros der regionalen Funktionstragenden. Davon sind wir aber noch ein gutes Stück entfernt.

Eben hat der Weizer Kulturbeauftragte Köhler uns wissen lassen, was "Aufgaben der Kunst" seien. So meint er etwa: "Nun ja, Kunst muss auch ein wenig provozieren..." (Quelle)

Ich weiß nicht, woher er das weiß und ich glaube es so auch nicht. Ich neige zur Ansicht, das ist eher eine in Spießerkreisen populäre Ansicht und ein beliebter Topos in der Leserpost der Kronen Zeitung.

Daß jedoch ein zum Doktor promovierter Volkskundler sich so eine Überzeugung aus den Fingern saugt, erstaunt mich, verblüfft mich geradezu. Auf dem Weg zu derlei akademischen Meriten müßte doch ein wenig Kunstgeschichte vorgekommen sein...

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Ich bin ja, wie man vielleicht merkt, augenblicklich nicht gar so harmonisch gestimmt. Kürzlich noch hat mir ein Gleisdorfer Geschäftsmann die Plomben gezogen, darauf war zu antworten, das wiederum macht Arbeit, die wenig Vergnügen bereitet. Siehe dazu: "ein tänzchen mit gernot gauper" [link] (Jetzt muß ich über "Eso-Nazi" und Konsorten nachdenken.)

Außerdem haben etliche Kommunikationslinien zwischen Kommunen, Region und Land Steiermark unerträgliche Schräglagen erreicht. Da soll uns Profi-Arbeit gelingen und wir holpern auf dem oben erwähnen "Stille Post"-Level dahin. So läßt sich nicht professionell arbeiten! Siehe dazu: "Umstände, Abstand, Zustände" [link]

Auch über solche Dinge zu schreiben ist wenig erfreulich und wenig produktiv. Dabei vermisse ich am meisten einen Schulterschluß meiner Branche, in dem eine umfassende und detaillierte Dokumentation der Umstände bis Mißstände erfolgte. Ferner ein Erarbeiten von Strategien und konkreten Umsetzungsmodellen, wie das abzustellen sei, was statt dessen erforderlich wäre. Das muß alles in den öffentlichen Diskurs. Naja, vielleicht wird es noch...

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