10. Mai 2014 Die Stille
dieses Morgens ist mein Trost für so lebhafte Tage, denn ohne die Stille würde ich das
ganze Getriebe wahrscheinlich schwer ertragen. Was andere als mieses Wetter empfinden, ist
für mich ein Zugeständnis an dieses Bedürfnis, daß Lautes im Leisen ausklingt.
Was demnach so trüb aussieht, wenn ich aus meinem
Küchenfenster blicke, ist für mich ein schöner Anblick. Ich habe über Jahre immer
wieder meine Kamera auf dieses Motiv gerichtet. Im April 2012 war hier ein kleiner
Baumbestand auszurupfen und eine Halle abzutragen.
Die Stadt ändert sich stets. Und da ich im Zentrum lebe,
ändert sich da besonders viel. Die Unruhe und die Stille im Wechselspiel... Das war
gerade eine lebhafte Nacht im vorerst hoffentlich letzten Ringen, um eine Deadline zu
bewältigen und die nötigen Budgets für dieses Jahr zu sichern.
Faktum ist, ich habe heuer noch keinen Euro verdient, weil
alle Budgets in der Schwebe sind. Das ist, wie allerdings üblich, im ersten Quartal eines
Jahres stets ein Leben von Rücklagen und auf Pump.
Gewöhnlicher Kram für EPU, die gerade zur Debatte stehen,
wo ein vaterländischer Kämmerer meinte, wir alle -- EinPersonenUnternehmen --
seien keine Unternehmer, sondern Tagelöhner; und das überdies auf Kosten der
"richtigen Unternehmer". Siehe dazu: Fritz Amann: "EPU sind keine Unternehmer"!
Ganz bemerkenswert, wie manche Leute ihre Selbstdefinition
durch Feindmarkierung vornehmen, statt das aus sich heraus zu schaffen. Egal! Wir
Kunstschaffenden werden an unserem Berufsbild noch zu arbeiten haben. Falsch! Plural!
Berufsbilder!
Dazu hatte ich gestern noch eines Kommerzialrates völlig
irrealen Ansichten zum Kunstbetrieb auf dem Tisch. Er schiebt uns einige Dinge zu, die vor
allem einmal sein Milieu triggert und versemmelt; siehe dazu: "Exkremente
vergolden"!
Ich wünschte, unter meinen Kolleginnen und Kollegen
würden dazu nicht bloß Empörungsschreie erklingen, sondern diese infamen
Debattenbeiträge ergäben Anlässe, in öffentliche Diskurse einzusteigen, die -- wie
erwähnt -- unsere Berufsbilder zurechtrücken sollen.
Wir haben nun noch einen Tag, um mit unseren südslawischen
Freunden ein Projektkonzept auf den Punkt zu bringen, dessen meiste Arbeit, wie so oft,
die detaillierte Budgetierung macht. Ich höre in meinen Reihen gelegentlich: "Das
geht nicht, ich bin Künstler und kein Geschäftsmann."
Das ist natürlich Mumpitz!
Wer sich erst einmal von Mutters Brüsten losgelöst und
irgendwann selbst für seine Existenz als zuständig erklärt hat, darf zwischen einigen
Optionen wählen:
a) Der aristokratische Status: Andere füttern einen durch, während man die
Kunstpraxis pflegt.
b) Die Einsiedelei: Man bescheidet sich im Lebensstandard eines Bettelmönchs.
c) Die Marktgröße: Man reüssiert auf dem Kunstmarkt, bedient diesen Betrieb
angemessen und bezahlt daher andere für die Scheißarbeit, ohne die nichts läuft.
d) Der Standard-Modus: Man akzeptiert und bewältigt die harte Realität der EPU
= Einzelunternehmer, immerhin mehr als 60 von 100 Prozent der Betriebe Österreichs.
Ich bin seit vielen Jahren im Modus d) unterwegs, was
besagt: Jammern und Wehklagen ist bloß das völlig unproduktive Vergeuden von Kraft und
Zeit.
Gestern herrschte in Anger ein verstärktes
"monochrom"-Aufkommen. Grenzfurthner ist hier von den Gratzer-Brüdern
flankiert, Friesinger off stage zugange, was bedeutet: KOMM.ST 1.4 wurde eröffnet: [link]
Da war am Rande des Geschehens ebenfalls ein paar Takte
über solche Angelegenheiten unseres Berufslebens zu plaudern. Fazit: Profis befassen sich
nicht mit Lamentos, sondern mit ihrer Arbeit.
Aber an den öffentlich ausgehängten Bildern unseres
Metiers müssen wir einiges zurechtrücken. Ich mache das vorzugsweise in Erörterungen
zwischen Diskurs und Polemik. Das geht hier nun über die Leiste Kulturpakt III:
[link]
Der oben gezeigte Briefkastenausschnitt bezieht sich
übrigens auf unsere Vorhaben, die sich nach Bosnien und Serbien verzweigen. Siehe dazu: "The
Track: Das laufende Jahr"! Dieses laufende Jahr wird ja, wenn alles gut
geht, dann doch noch Einkünfte abwerfen. Aber das ist eine andere Geschichte... |