5. März 2014 Ich
verstehe ja, daß sich Menschen zu solch einem Datum vergnügen wollen, wie eben gestern,
am Faschingsdienstag, und an ein paar andere exponierte Tage im Jahr. Das Saufen und das
Lärmen machen merklich Vergnügen. Die Ausgelassenheit einer Nacht entschädigt offenbar
für allerhand Disziplinierung im restlichen Jahr.
Dank zeitgemäßer Bühnentechnik habe ich in meinem
Kämmerchen auch was davon, wenn sich ein Teil der Leute mit Verve wegschießt. Es sind so
manche Wirtschaftszweige ferner auf Saisongeschäfte angewiesen, um den Jahresumsatz
abzurunden.
Üblicherweise muß ich schon auf die Straße hinausghehen,
um völlig unnötige Musik zu hören, die von einigen Wirten selbst bei schlechtem Wetter
per Lautsprecher in den öffentlichen Raum gespielt wird, ohne daß jemand zu sagen
wüßte, wozu das gut ist.
Doch manche Momente im Jahr machen mich ganz volkstümlich,
da erreicht mich das alles auch in meinen ruhuigen Räumen.
Ich würde mir dafür gerne einmal im Jahr einen Tag
der Stille ausbedingen. Wenn die restliche Zeit so viel gelärmt werden darf und
muß, dann wäre ein solcher Tag nur wenig verlangt, um daran zu erinnern, daß all dieses
Lärmen nicht naturgegeben ist.
Naja, wir wissen, das kann jetzt gar nicht ernst gemeint
sein. Doch wenn es ernst gemeint wäre, müßte ich meinen Verstand zum Service tragen,
denn Lärmen muß erlaubt sein und wer die Stille sucht, sollte wissen, was in unserer
Kultur Tradition hat. Einsiedelei. Dort ist es still. Wo? Na, irgendwo ganz weit draußen
Die Stadt dagegen, seit jeher Gegenteil von Wildnis,
geschützter Ort, Zivilisation, ist ein Raum des Lärmes. Wer das nicht versteht, hat
keine Ahnung, wer wir sind. Übrigens! Städtischer Lerm hat heute viel mit Verkehr, mit
unserem Drang zu individueller Mobilität zu tun. Dieses kleine Mobilitätsphänomen kam
mir gestern im Stadtzentrum unter:
Die "Ape" von Piaggo ist im Grunde eine
Art Vespa, zum Transportfahrzeug umgebrezelt. Nein, kein Affe, was die
Übersetzung des englischen Wortes wäre. Das Fahrzeug stammt aus Italien, wo "Ape"
Biene bedeutet, wie "Vespa" für Wespe steht.
Man könnte sagen, dies sei der kleinste Lastwagen Europas.
Lastendreiräder waren einst ein enormer Gewinn für die Geschäftswelt, ehe sich die
Leute Automobile leisten konnten. Auf dem Fahrradsektor kommen sie mancherorts langsam
wieder.
Das Thema bewegt mich gerade, weil ich heute einen
Frächter besuchen werde, der historische Lastwagen sammelt. So wie ich sie vorzugsweise
in 1:87 habe, hat er sie 1:1. Ich bin auf der Spur eines der wenigen Puch LKW aus den
ersten Jahrzehnten, die noch existieren. Wenn alles gut geht, werde ich das auf Feuerwehr
umgebaute Exemplar heute real sehen können.
Es heißt, das Chassis sei vermutlich zwischen 1914 und
1920 gebaut worden. Was vor dem Kühler steckt, sieht mir nach einem "Notek-Schweinwerfer"
aus, ein "Tarnscheinwerfer" aus dem Zweiten Weltkrieg.
So wühle ich in der Vergangenheit, während sich meine
Zukunft ereignet. Und die derzeit herrschende Stille entschädigt merklich für den
gestrigen Lärm.... |