18. Februar 2014

Ich kann es mangels genauerer Sachkenntnis nur eher laienhaft ausdrücken. Banken waren wohl ursprünglich dafür da, daß man auf Reisen keine großen Geldsummen mitschleppen mußte und damit die Wirtschaft für konkrete Vorhaben Geld bekommen konnte, das andere sonst unter der Matratze liegen hätten.

Banken waren ursprünglich nicht da, um Geld zu produzieren, sondern Unternehmen zu finanzieren. Ich denke, das gilt für Börsen ebenso. Mich hat einst bei der Lektüre von beschreibungen enorm fasziniert, wie in der Renaissance jener Fernhandel begonnen hat, der sich auf leistungsfähige Schiffe und tüchtige Seeleute stützte, aber auch auf erstaunliche Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten der Kaufleute.

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St. Gotthard-Postkutsche,  zehn Plätze, Mitte 19. Jahrhundert

Ich weiß schon, die Wiege des Kapitalismus mit all seinen Nachteilen. Mich interessierten daran Kommunikationslinien und Kommunikationsstrategien. Wie dirigiert man komplexe Geschäfte über hunderte oder tausend Kilometer hinweg, wo das Reisen in Wagen noch eine Qual gewesen ist und die Reiterei das schnellste Kommunikationssytem?

Wie organisiert man Geldflüsse, wo oft auf einigen hundert Kilometern mehrere Fürstentümer mit unterschiedlichem Geld lagen? Dazu kam stets auch das Problem "schlechten Geldes", denn die Münzen sollten ihren Wert im enthaltenen Edelmetall aufwiegen. Da wurde natürlich zuweilen reichlich betrogen, indem man den Gold- oder Silbergehalt von Münzen verfälschte.

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Postkutsche der St. Gotthard-Linie (Foto: R. Guler, Chur)

Und, wie angedeutet, wer viel Geld mit sich schleppt, konnte leicht beraubt werden. Außerhalb von Ansiedlungen war ja nicht nur das Reisen sehr beschwerlich, sondern das Leben generell sehr unsicher.

Was hat sich seither geändert? Was uns Banken und Börsen zumuten läßt sich leicht zusammenfassen: Die spekulativen Produkte bringen keinerlei Gewinn für die Realwirtschaft. Das ist ein reines Goldgräbergeschäft, in dem einzelne Personen sehr reich werden oder aber ihren Job verlieren, während mit dem Leben und Wohlergehen ganzer Völker gespielt wurde.

Es ist ja nicht so, daß man Wegelagerer hinnehmen muß. Hätten wir in der Politik ausreichend verläßliche Leute, ließen sich gewiß viele zur Strecke bringen, die ganze Volkswirtschaften ausplündern. Diese für das Gemeinwohl völlig wertlosen Produkte zu handeln könnte doch gewiß jeder Bank verboten werden.

Dazu müßte ich mich auch auf die Justiz und etwa den Journalismus verlassen können. Kann ich? Erst war es die BAWAG, dann die Hypo Alpe Adria. Unterschiedliche Quellen nennen derzeit 13 bis 19 Milliarden Euro an Kosten, die durch Steuergelder abzudecken sein dürften.

Eine Milliarde ergibt sich aus tausend Millionen = 1.000.000.000. Wie lassen sich solche Summen zusammenkratzen? Was sind das überhaupt für Summen? Da versagt eigentlich meine Vorstellungskraft. Ich hab eben 4.116,- Euro an Mehrwertsteuer abgeliefert, die sich aus meinem Umsatz im letzten Quartal des Jahres 2013 ergaben, dem ein drittes Quartal 2013 ohne jeden Umsatz vorangegangen war.

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Dazu wird nach meinem 2013er-Jahresabschluß noch etwas an Einkommensteuer zu rechnen sein und was ich vom verbleibenden Geld ausgeben kann, die Sozialversicherung war ja auch zu zahlen, wirft weiter Mehrwertsteuer und ein paar andere Beträge ab. Am Sprit, den ich verfahre, hat der Staat Anteil etc.

Wie viele Menschen wie ich dürfen also nun wie lange recht viel von ihren Einnahmen an den Staat abführen, um 1.000.000.000, eine Milliarde, rund zu machen? Das sind im Grunde entsetzliche Relationen.

Derweil häufen sich weiter Meldungen zu den Kräftespielen rund um die Hypo Alpe Adria. Was müssen da für Adrenalin-Junkies unterwegs gewesen sein? Welches Gebirge an Inkompetenz und Skrupellosigkeit bei älteren Herren und jungen Schnöseln?

Natürlich haben wir solche gebügelten und geschniegelten Typen alle schon einmal aus der Nähe gesehen. Vor allem bei Geld- und Versicherungsgeschäften, auch in der Autobranche und überhaupt in vielen Bereichen der Akquise kommt einem sowas unter.

Das Buberl ist ja, speziell in der Erscheinungsform des "feschen Buberls", die kleinste Personaleinheit des "Feschismus". Streng geordnete Haartracht, gelegentlich sauber getrimmte Bärte, Schmuckstücke und Mittelklasse-Autos, solange es für einen schweren Brocken noch nicht reicht. Der "Feschismus" hat seine klaren Codes.

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Neulich in Sarajevo...

Worauf das alles zielt, müßte inzwischen dem letzten Deppen klar sein: Das Ausplündern der Republik gilt als zulässig, falls die Leute so blöd sind, sich beklauen zu lassen. Klar?

Der Feschist bekommt eine Erektion, wenn er in den Spiegel schaut, und weiß: Da draußen, das ist alles mein Jagdrevier. Jede Menge dummes Freiwild. Der Raub wird durch Zynismus kontrastreicher.

Wir werden wohl etwas angestrengter darüber nachdenken müssen, durch welche Schritte sich solches Gesindel samt seinen Bügelfalten, den makellosen Frisuren und den flinken Fingern verläßlich stoppen läßt. Ob der aktuelle Skandal ein ausreichender Weckruf war?

Und zwar ein Weckruf für uns selbst, um aufzuwachen und zu klären, auf welche Arten wir im Gemeinwesen politisch anwesender sein könnten, um für diesen ganzen Lauf der Dinge ebenfalls Verantwortung zu übernehmen.

Wenn ich so unerträgliches Geschwätz und Geraune höre, mit dem etwa ein Roland Düringer faselt, er glaube nicht, daß wir nur zwischen Diktatur und Demokratie zu wählen hätten, denn was sei denn das für ein Wahl, dann weiß ich schon, welches Erbe der Nazi-Ära noch lebendig ist: Raunen. Fühlen. Rufen. Sich erregen. Dieser ganze esoterische Quatsch, der nichts Konkretes werden will, außer Emotion. So als sei das eine politische Kategorie.

Demokratie kann doch nicht darin bestehen, daß man anderen zuruft, was sie tun sollen. Sie handelt vor allem einmal davon, daß man sich selbst ermächtigt zu handeln, daß man handelt und die Konsequenzen dieses Handelns annimmt. Nicht als Eremit, was ja so mancher Erkentnnis förderlich sein mag, sondern mitten im Gemweinwesen. Wo sonst?

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