17. Februar 2014

Ich sehe das gerne, in so milder Form, etwas Schnee, ein Winter für Weicheier, dieses bißchen Kälte und ein Geruch, den ich seit meinen Kindertagen kenne. Würde ich es nun auch in Alaska nett finden?

log1961a.jpg (33846 Byte)

Vermutlich ja, falls ich den Bärenanteil in mir betonen dürfte, um in eine Höhle zu kriechen und Winterschlaf zu halten. Ich bin in Schlaf vernarrt. Vor allem weil er mich die letzten etwa zwei Jahre oft im Stich gelassen hat.

Um eine schöne, alte Formulierung zu strapazieren, der Schlaf flieht mich gelegentlich. Natürlich redet heute niemand mehr so, ich hab das aus Büchern. Kürzlich wieder diese Überlegung: Selbst wenn einem das Herz bricht, sollte es Poesie haben.

Apropos! Ich blicke auf ein unglaubliches Erlebnis zurück, fast banal und etwas herzerweichend. Bei meinem letzten Besuch der Zahnärztin auf der andren Straßenseite kam mit mir eine junge Frau durch die Tür, ich hatte eben das Röntgenzimmer verlassen, sie einen Behandlungsstuhl.

Dort war sie ihrem kleinen Kind Rückhalt gewesen, zwei bis drei Jahre, mehr dürfte das Wesen noch nicht von der Welt gesehen haben. Der Vater des Kleinen war auf dem anderen Behandlungsstuhl zurückgeblieben und macht der Ärztin noch eine Weile Arbeit.

Dem Kind war offenbar nicht klarzumachen was geschah, es drängte energisch zum Vater zu dürfen, was seine Mutter unterband. Die Unruhe des Kleinen wuchs und die Mutter rang mit ihm. Ich konnte nicht sehen, wie es kam, hörte aber plötzlich, wie die Mutter zu singen begann; nicht all zu laut aber ausdauernd.

So schien das Kind in Sicherheit zu gelangen, beruhigte sich, war geborgen. Eine Weile ist nur die Singstimme der Mutter zu hören gewesen und ich war völlig irritiert, auf diese Art zu erfahren, vielleicht zu erinnern, was es bedeutet in Sicherheit zu sein. Dieses Singen war selbst für mich noch beruhigend, dem jeder Arztbesuch Überwindung abverlangt, ganz egal, was der Grund dafür ist.

Vielleicht trügt mein Rückblick, aber ich bin die Tage darauf davon ebenso beeindruckt wie bewegt gewesen. Was für eine schlichte Lektion, worum es im Kern in unser aller Gemeinschaft geht. Die Angst und der leibliche Schmerz müssen durchlaufen werden. Ihre Bewältigung kann man nur in der Praxis erlernen. Aber was für ein Unterschied, welche Bedingungen man dabei hat!

[kontakt] [reset] [krusche]
8•14