17. Februar 2014 Ich
sehe das gerne, in so milder Form, etwas Schnee, ein Winter für Weicheier, dieses
bißchen Kälte und ein Geruch, den ich seit meinen Kindertagen kenne. Würde ich es nun
auch in Alaska nett finden?
Vermutlich ja, falls ich den Bärenanteil in mir betonen
dürfte, um in eine Höhle zu kriechen und Winterschlaf zu halten. Ich bin in Schlaf
vernarrt. Vor allem weil er mich die letzten etwa zwei Jahre oft im Stich gelassen hat.
Um eine schöne, alte Formulierung zu strapazieren, der
Schlaf flieht mich gelegentlich. Natürlich redet heute niemand mehr so, ich hab
das aus Büchern. Kürzlich wieder diese Überlegung: Selbst wenn einem das Herz bricht,
sollte es Poesie haben.
Apropos! Ich blicke auf ein unglaubliches Erlebnis zurück,
fast banal und etwas herzerweichend. Bei meinem letzten Besuch der Zahnärztin auf der
andren Straßenseite kam mit mir eine junge Frau durch die Tür, ich hatte eben das
Röntgenzimmer verlassen, sie einen Behandlungsstuhl.
Dort war sie ihrem kleinen Kind Rückhalt gewesen, zwei bis
drei Jahre, mehr dürfte das Wesen noch nicht von der Welt gesehen haben. Der Vater des
Kleinen war auf dem anderen Behandlungsstuhl zurückgeblieben und macht der Ärztin noch
eine Weile Arbeit.
Dem Kind war offenbar nicht klarzumachen was geschah, es
drängte energisch zum Vater zu dürfen, was seine Mutter unterband. Die Unruhe des
Kleinen wuchs und die Mutter rang mit ihm. Ich konnte nicht sehen, wie es kam, hörte aber
plötzlich, wie die Mutter zu singen begann; nicht all zu laut aber ausdauernd.
So schien das Kind in Sicherheit zu gelangen, beruhigte
sich, war geborgen. Eine Weile ist nur die Singstimme der Mutter zu hören gewesen und ich
war völlig irritiert, auf diese Art zu erfahren, vielleicht zu erinnern, was es bedeutet
in Sicherheit zu sein. Dieses Singen war selbst für mich noch beruhigend, dem jeder
Arztbesuch Überwindung abverlangt, ganz egal, was der Grund dafür ist.
Vielleicht trügt mein Rückblick, aber ich bin die Tage
darauf davon ebenso beeindruckt wie bewegt gewesen. Was für eine schlichte Lektion, worum
es im Kern in unser aller Gemeinschaft geht. Die Angst und der leibliche Schmerz müssen
durchlaufen werden. Ihre Bewältigung kann man nur in der Praxis erlernen. Aber was für
ein Unterschied, welche Bedingungen man dabei hat! |