14. Oktober 2013 Nachts
habe ich sehr kontrastreiche Zustände. Eine Variante: "Veliki San" ist
die serbische Formulierung für "Großer Traum". Es ging um kollektives
Träumen. Der Schopf in der Mitte des Fotos gehört Selman Trtovac. Links ein Kopf ohne
Schopf hinter dem aufgeklappten Laptop. Der gehört Veljko Pavlovic, dem Mann im Cockpit.
Ihm verdankt sich eine visuelle Dokumentation der denkwürdigen Nacht: [link]
Damit verlaufen Spuren aus den Knotenpunkten unseres
heurigen Kunstsymposions weiter in verschiedenen Richtungen und Themenbereiche, um zu
Vorboten für das kommende Jahr zu werden.
Die einzelnen Verständigungsmomente haben zu einer kleinen
Reihe von Sätzen geführt, die sich inzwischen klar kombinieren lassen. Sie haben sich
aus Bewegungen, also konkreten sozialen Begegnungen, und Dialogen mit Selman Trtovac (Foto
unten) ergeben:
+) Ich kann das auch [link]
+) Es hat schon begonnen [link]
+) Ich wähle meine Aufgabe selbst [link]
So haben wir nun etwas in der Schwebe. Parallel bin ich mit
einer ganz anderen Themenlinie aus diesem Herbst befaßt. Mit war in der
"Fünfer-Nacht" ein Vortragender ausgefallen, weshalb ich kurzfristig
entschied, das Thema selbst zu machen: "Spurtreue" (Die Erfindung des
Mopeds): [link]
Was für den Vortrag am Abend skizziert war, eignet sich
sehr gut als Grundlage für einen ausführlicheren Text zum Thema. Der wiederum muß bei
einem Motiv beginnen, welches uns als kleinen Buben ermöglichte, Mopeds zu simulieren.
Ich habe das bei mir im Hof gerade nachgestellt, um es
anschaulich zu machen. Wir nahmen ein Stück Karton, falteten es zu einem handlichen
Stück von passender Verfassung zwischen Steifheit und Elastizität.
Das wurde mit einer Wäscheklammer so am Rahmen befestigt,
daß es im Fahren an den vorbeisausenden Speichen ein surrendes Geräusch abgab, das wir
uns als Motorensummen zurechtträumten. Später wurde dafür das Plastik von
Joghurtbechern verwendet, was einen etwas schärferen Klang ergab.
Schräglagen, Tempo, Bremsmanöver, die Gummiabrieb auf dem
Asphalt überließen, niemand hatte uns erklären oder vorschwärmen müssen, was es mit
all dem auf sich hat. Ich bin in der Sache ein Junkie geblieben. Man wird es nicht los.
Auf dem Fahrrad hatte ich mir die ersten Schrauben im Leib geholt, mit denen mir Knochen
fixiert wurden. Von da an krachte es immer wieder, mal mehr, mal weniger fatal.
Dreißig Jahre auf dem Motorrad handelten letztlich davon,
daß einige Körperpassagen an mir rekonstruiert werden mußten. Wie ein Alkoholiker sagt,
daß er nicht ein Glas trinken möchte, sondern zehn, möchte ich nicht
Motorrad fahren, sondern mit Druck durch die Abschnitte tauchen, in die reinzugehen einem
beklemmende Kicks verpaßt, aus denen rauszutauchen dann aber erst denn eigentlichen Schub
auslöst, um über den Kamm dieser Erregung in die nächste Tiefe runterzurasen.
Ich könnte heulen, wenn ich nur daran denke, wobei ich mir
aber verboten hab, das je wieder zu tun. Manchmal verzweifle ich daran, dieses Gift nicht
mehr trinken zu können. Ein Dilemma, weil dieser Weg verstellt bleiben muß, weil ich von
einigen Ausfahrten für den Rest meines Lebens eine Bürde von Schmerzen mit auf den Weg
bekommen hab und weil davon ein Schrecken verblieben ist, der sich nicht mildert, der
nicht verebbt.
Ich will das Eine, das Andere widerspricht dem mit Wucht.
Mein lächelnder Dämon, die rote 750er, war die Ausstiegsdroge. Es erweist sich als
heikles Rollenspiel, ein Ikarier zusein, aber nicht, wie Ikarus, zu Tode zu
stürzen.
Genug davon. Dieses Jahr hat in seinem bisherigen Verlauf
belegt, daß sich sehr gut ein überaus komplexer Verlauf mit mehreren Themensträngen
voranbringen läßt. Damit mir aber lose liegende Fadenenden nicht zu leicht verloren
gehen, muß ich über Bündel noch ein Weilchen nachdenken.
Das beginnt jetzt einmal mit einem verbindenden
"Protokoll-Fenster" im Web, in dem die Einträge gemäß dem Zeitpfeil
angeordnet werde. Ob das so etwas taugt, muß ich freilich erst herausfinden: [link]
Übrigens, da war noch etwas. Ich hab den Verdacht,
Weltekel ist eine Leidenschaft von Spießern. Alarmismus ist eine der Konsequenzen. Dieses
Thema wird auch eine Weile auf dem Tisch bleiben müssen. |