8. Oktober 2013 Diese
dichten Schritte, Debatten, Ereignisse enden nun in gegebener Form, also unter einer
verbindenen Klammer, in einem eher knappen Zeitfenster. Das Kunstsymposion, die "Velo
Gleisdorf"... Erst war nun im "Amt für allgemeines Können" das
temporäre Büro abzubauen, was von der samstags absolvierten "Fünfer-Nacht"
erzählt.
Dann war in der Galerie "einraum" die
kleine Moped-Kollektion aufzulösen, was bedeutet, die Fahrzeugen mußten den Sammlern
zurückgegeben werden. Damit verfliegt der Themenschwerpunkt Mobilität für diesen
Augenblick, rückt aus der Aktualität in die Virtualität.
Durch all die kürzlich absolvierten Stationen
ist mir klarer denn je, daß wir gefordert sind, einander das 20. Jahrhundert zu
erklären. Diese Anforderung wurde eben mehr als unmißverständlich von den aktuellen
Nationalratswahlen in Österreich illustriert.
Der markante Rechtsruck, dieses Vorankommen
vaterländischer Kräfte, plus das irrationale Reüssieren eines Frank Stronach, der in
jedem Auftritt und in jeder Äußerung bekräftigte, daß unser Patriarchat bestenfalls
noch ein, zwei Schritte vom Offenbarungseid entfernt ist, all das verdichtet sich zu einem
unmißverständlichen Hinweis.
Dieser Hinweis sollte erkennbar machen, daß
wir nun nicht die Freiheit haben, Andersdenkenden Dummheit oder Ignoranz oder was auch
immer vorzuwerfen. Wir stehen vor der deutlichen Aufgabe, endlich selbst zu klären, was
denn die Sache der Klugheit sei, wenn wir (wer wir?) uns ausdrücklich nicht
im Lager der Dummheit wähnen.
Und wo wäre das Lager der Klugheit,
was geschähe dort oder aber sollte endlich geschehen, falls die Dummen ganz bestimmt
nicht wir sind? Was aber, wenn wir die Dummen wären, die einer "Neuen
Rechten" nun gut 30 Jahre ratlos und ignorant zugesehen haben, wie sie
Gemeindestuben und Parlamente anstrebten und erreichten?
Ich habe in den letzten Tagen viele Leute
räsonieren gehört, daß Österreichs Zustand ein peinlicher, sogar schändlicher sei.
Wenn das so ist, wann geht es los, die Dinge in Ordnung zu bringen? (Schluß mit solchen
rhetorischen Fragen!)
Als ich mir heute in der Buchhandlung ein Werk
über den Ersten Weltkrieg bestellen wollte, zeigte sich, es war schon da und sofort
verfügbar. Ich hatte weder damit gerechnet, noch daß diese Arbeit von Manfred
Rauchensteiner ein derart gewichtiger Brocken ist, der vormittags, neben einer hözernen
Art Deco-Stele auf meiner Schulter, heimgeschleppt werden mußte.
Was für ein symbolträchtiges Ensemble, das
ich durch die Innenstadt zu zerren hatte. Eine kurze Lektüre der ersten Seiten
bekräftigte sofort meine Kaufentscheidung. Die Buchhändlerin hatte, als sie es aus dem
Regal nahm, noch kurz gefragt: "Wollen Sie reinschauen?"
Es war ihr meine schon mitgebrachte
Kaufentscheidung noch nicht klar gewesen und ich erlebte zum wiederholten mal, daß so
eine milde Geste kommt, wenn ich nach derart teuren Büchern greife; so als hätte die
Frau mir sagen wollen: "Falls es Ihnen zu teuer ist, können Sie es sich ja anders
überlegen."
Aber ich liebe es, Geld für anregende Bücher
auszugeben. Wir sind auf die gründliche Arbeit von Leuten angewiesen, deren Bücher dann
nicht um ein Butterbrot zu haben sind. Wie uns die Vaterländischen und skurrile
Patriarchen zeigen, aber auch bequem gewordene Sozialfemokraten und verstörte
Christlichsoziale, ist das Legendengeschäft in hoher Blüte.
Die Legendenbildung über das, was wir
seien und gewesen sind und womöglich sein werden, all das treibt momentan derart
verrückte Blüten, darauf ist zu antworten. Konzentriert und stichhaltig...
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