6. September 2013

Der Zustand meiner "Wunderkammer" im "Museum im Rathaus" wird zunehmend klarer. Ich habe schon erzählt, daß Mika mit ihren kuratorischen Kompetenzen die Sammlung noch etwas gelichtet hat.

Es ist sehr mühsam, weniger zu zeigen. Es fällt leicht, die Hütte vollzuräumen. "Tako je!" bestätigte Milica Milicevic von diSTRUKTURA. Sie und Milan Bosnic haben sehr viel Erfahrung mit komplexen Ausstellungen.

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In der Galerie "einraum" läuft unser Programm schon. Wir haben uns ja längerfristig jenen Leuten zu stellen, die angesichts verschiedener Werke der Gegenwartskunst gerne und kühn behaupten: "Ich kann das auch", wobei sie aber den Beleg dafür stets schuldig bleiben.

Ich hab hier: [link] kurz skizziert, warum ich meine, daß diese arrogante Attitüde jener, denen die Gegenwartskunst ebenso fremd wie egal ist, zu einem guten Teil das Erbe der Feudalzeit sein dürfte. Da wußte der Untertan, daß die Befassung mit symbolischen Gütern ganz jenseits der Alltagsbewältigung lag, welche ihm alle Kraft abverlangte. "Kunstsinnigkeit" war ein Merkmal jener Eliten, die ihn knapp hielten, mitunter bluten ließen.

Es scheint so zu sein, daß die Aversion gegen solche Herrschaft geblieben ist, wobei die Leute ignorieren, daß es uns Enkeln der Untertanen heute frei steht, uns selbst solchen Bereichen zu widmen. Zu der darin anklingenden Emanzipation muß man sich allerdings selbst aufraffen, die fällt einem nicht zu.

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In der Abschätzigkeit, die einen als Künstler treffen kann, wie ich es eben in der "Barbara Karlich-Show" erlebt habe, finde ich eigentlich die Wut des Lakaien auf seinen Fürsten. (Auf dem Foto Barbara Karlich mit Redakteur Georg Traxler.)

Wir haben also etwa im Engagement für eine Gemeinwesenorientierte Kulturarbeit an genau diesen Ressentiments zu arbeiten. Und wir haben als Kunstschaffende auch die eigenen Bedingungen und Brüche zu untersuchen.

Dazu habe ich für das Kunstsymposion "the track: axiom | südost" eine Ausgangspunkt markiert. Diese Markierung liegt in einem Statement des serbischen Künstlers Selman Trtovac; siehe: [link]

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In eben dieser Sache habe ich im Ausstellungsbereich die erste Dependance des Amtes für Allgemeines Können eingerichtet. (Auf dem Foto Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov.) Hier können sich Menschen per Stampiglie selbst amtlich bestätigen, was sie zu wissen meinen; unter anderem etwa "Ich kann das auch".

Die dazu nötigen zwei Stempel sind inzwischen verfügbar: [link] Ich habe sie von Grafiken hergeleitet, die Selman Trtovac zum Thema gezeichnet hat.

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Wenige Tage bis zur Eröffnung. Ich hatte den Aufbau der ganzen Anordnung für einen... ganau, für einen schlichten Aufbaujob gehalten. Es kam freilich ganz anders. Das alles wurde selbst zum Teil des Prozesses, in dem ganze Arbeitstage aufgehen, was nicht bloß Handgriffe meint.

Die ersten zehn Jahres des Langzeitprojektes "the long distance howl" haben sich in einem der Ansprüche auf jeden Fall eingelöst. Das kulturelle Klima und die kulturpolitische Situation im Raum Gleisdorf sind damit und stellenweise dadurch markant anders geworden.

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In eben diesen Zusammenhängen bekommt auch jener Fragenkomplex ein anderes Gewicht, in dem es um die Position und Möglichkeiten des Individuums geht, auch um das Verhältnis zwischen Herrschaft und Untertanen.

Was ist eine Demokratie, wenn wir die Untertanen in uns nicht emanzipieren?

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