17. August 2013

Vermutlich kennen Sie derlei Situationen. Da steht jemand vor einer Arbeit und entringt sich ein: "Das kann ich auch." Darauf wäre zu sagen: "Zeig es mir!" Denn selbstverständlich können all die Großmäuler nicht, was sie sich einfach vorstellen, weil dabei nicht ersichtlich wurde, wie viel tausend Handgriffe, Bewegungen, vorausgehen mußten, um so eine Arbeit zu ermöglichen.

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Noch weniger kann man die geistige Arbeit ermessen, aus der manches Blatt hervorgegangen ist. Das hat auch eine, wie soll ich sagen, gegenüberliegende Seite. Ich bin ein Feind von Small Talk und Geschwätzigkeit, weil mir das die Zeit stiehlt, in der ich mich anregenderen Gedanken widmen kann.

Ja, die Einwände gegen solche Positionen kenne ich. Ich kenne sie in so gut wie allen Varianten. Ich versuche nie, jemandem die Geschwätzigkeit auszureden. Ich wende mich bloß ab. Wie merkwürdig, daß ich immer wieder Belehrungen für meine Leidenschaft hinnehmen muß.

So ergeben sich dann manche Trennlinien. Recht viele Menschen langweilen mich zum Einschlafen. Das macht aber nichts, denn andrerseits laufen einem ja genug inspirierte, hellwache Leute über den Weg.

Wie sich nun andere die Freiheit nehmen, ihre Tage mit Gedanken zu verplempern, für die man gerade einmal das Reflexionsvermögen einer Scheibe Leberkäs aufwenden muß, nehme ich mir die Freiheit, es etwas lebhafter, komplexer, anregender zu wollen.

Ich weiß schon, das sind problematische Überlegungen. Gelegenlich schreibt mir sogar ein Gemütsmensch, mein Hang zum "Abgehobenen" sei eine Zumutung. Aber was heißt "abgehoben"? Diese ebenso trübe wie dümmliche Generalkategorie, von der wir nicht wissen, woran sie Maß nimmt. Was sind die Referenzpunkte solcher "Bodenständigkeit"?

Der Boulevard ist breit, das heimische TV-Angebot unerbittlich. Wer es also gerne "bodenständig" hat, hat recht, auf eigentümliche Art, denn in seinem Lager stehen die Massen. Mein Gegenstehen für komplexere Optionen ist die Randlage gegenüber dem Boulevard.

Themenwechsel! Der oben gezeigte Ausschnitt gehört zu einem von zwei Blättern, die Selman Trtovac dem Thema "Axiom" gewidmet hat. Es ist ein Beispiel für jene Art der Spuren, die sich aus jahrelangen Denk-, Lern- und Zugriffsprozessen ergeben.

Einem guten Geiger nimmt man es natürlich sofort ab, daß er seine Hände und Arme Jahre lang und täglich einüben muß, damit der Leib fähig wird, das umzusetzen, was die eigene Musikalität gebietet.

Man hört sofort, wenn die Hände der Geige nicht gewachsen sind.

Selbstverständlich ist das für einen Maler nicht anders. Auch seine Hände und Arme bedürfen der Praxis über viele Jahre, um an Virtuosität heranzukommen. (Warum sollte es da anders sein?)

Das rein Expressive als spontaner Ausdruck momentaner Befindlichkeit, ohne dabei etwa auf Handwerk angewiesen zu sein, kann freilich auch zu interessanten Ergebnissen führen. Es kann. Bei den meisten Leuten tut es das aber nicht.

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Sie leisten sich bloß diese Attitüde: "Das kann ich auch." Doch die Ergebnisse bleiben den Beleg der Behauptung schuldig. Das Ringen um Virtuosität...

Ich stecke gerade im Bearbeiten der ersten zehn Jahre von "the log distance howl". Kaum etwas von den Werken wird bleiben. Oft ist ein Jahr Arbeit nötig gewesen, um ein, zwei Stücke zu haben, die etwas taugen: [link]

Was zählt, ist die Erzählung. Und zwar genau dann, wenn sie gerade verklingt. Wie das verlöschende Feuer, nachdem es gewärmt hat. Die Asche wird noch eine Weile Reste dieser Wärme halten, doch längst rückt die Kälte wieder näher, also wird man sich zu erheben haben, um in die Dunkelheit hinauszugehen und neue Möglichkeiten zu suchen.

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Ich bin natürlich auch mit trivialeren Dingen befaßt, die mir übrigens große Freude machen. Hier sieht man Sammler Max Reder, der sich auf historischen Fahrräder eingeschworen hat, vorzugsweise aus dem späten 19. Jahrhundert.

Wir werden im kommenden Herbst einen Akzent setzen, der zu einer langfristigen Darstellung dieses Themas und seiner Konsequenzen führen mag: Velo Gleisdorf [link]

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