6. August 2013

Kann es sein, daß ich es gestern mit einer freundlichen Melone zu tun hatte? Es ist ja nicht so, daß sie etwas bestimmtes getan hätte, denn dazu sind Melonen naturgemäß nicht in der Lage. Dennoch gab sie mir das deutliche Gefühl eine Frohnatur zu sein und sich mir freundlich zuzuwenden.

Andere Frage: Ist es so, daß ein Sohn seine erste Bohrmaschine vom eigenen Vater bekommen sollte?

Weiter Frage: Worauf gründet sich die dumme Vorstellung, man solle ein Baby schreien lassen, damit sich seine Lungen kräftigen können? Ergänzend: Wie würden die Lungen denn das machen, sich auf solche Art zu kräftigen? Wäre da nicht eher das Zwerchfell gefordert? Und warum sollte die Evolution für das Pärchen kleiner Menschenlungen auf Kindergebrüll angewiesen sein?

log1893a.jpg (27942 Byte)

Noch etwas von mäßiger Weltgeltung. Gestern war Künstler Selman Trtovac mit seiner Frau Alexandra in Graz angekommen, denn wir werden morgen ein Konferenzchen haben, zu dem ich auch Kulturwissenschafter Günther Marchner erwarte.

Dabei spielte mir der Zufall eine Rarität zu, einen Fiat bzw. Seat 133. Eine spanische Produktion, sozusagen die nächst größere Nummer zum 126er, der auf dem Balkan als "Peglica" (Kleines Bügeleisen) bis heute auf den Straßen zu finden ist.

Cut!

Es ist ganz merkwürdig, daß ich bis heute eher Skepsis denn deutliche Zustimmung erfahren habe, wenn es darum ging, daß wir uns hier in der Provinz des großen Themas 1914/2014 annehmen: [link]

Das ist um so erstaunlicher, als die Frage nach dem Zustand von Europa mit Sicherheit nicht zu klären ist, ohne eine Annäherung an das, was Historiker Karl Kaser die "Euro-balkanische Herausforderung" nennt.

Wenn also wir hier, etwa als regionale Kulturformation, mit EU-Geldern arbeiten, wie das auch viele Kommunen und Formen tun, sollten wir in irgendeiner Weise fähig sein, irgendetwas zu derlei Themen beizutragen.

log1893b.jpg (31258 Byte)

Kasers Auffassung einer "Euro-balkanische Herausforderung" meint (in verkürzter Darstellung) das fruchtbare Verhältnis zwischen der EU und den Balkanstaaten; und zwar in Kenntnis und in Anerkennung der bestehenden strukturellen und kulturellen Differenzen beziehungsweise grundlegend unterschiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungen unter einst hier habsburgischer und dort osmanischert Herrschaft.

Wie schwer es uns fällt, damit seriös umzugehen, will ich mit einem skurrilen Beispiel illustrieren, in dem der Staat jene schlampige Kolportage fortschreibt, Gavrilo Princip habe den Ersten Weltkrieg ausgelöst.

Auf der Website des Österreichischen Bundesheeres befindet sich über die Historie von Bosnien und Hercegovina folgende kurioses Passage, die eines Kommentars bedarf:

>>Am 28. Juni 1914 verübte ein nationalistischer Serbe aus Bosnien ein Attentat auf den habsburgischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau. Diese Tat löste den 1.Weltkrieg (1914-1918) aus.<< [Quelle]

Wie sollte dieses Attentat den Großen Krieg ausgelöst haben? Es war der Anlaß für ein Ultimatum von Österreich an Serbien, genauer, der ersehnte Vorwand. Dieses Ultimatum wurde von Serbien in so gut wie allen Punkten erfüllt, mit der Ausnahme jener Punkte, welche die staatliche Souveränität betrafen. Kein Land Europas hätte einem anderen Staat dabei Zugeständnisse gemacht.

Ergo hat Österreich den Großen Krieg ausgelöst und dafür mehr als einen Vorwand gebraucht, nicht bloß das Attentat, sondern auch noch ein in einem wesentlichen Punkt unerfüllbares Ultimatum. Eine Forderung, die kein souveräner Staat zulassen konnte oder kann:

>>5. einzuwilligen, daß in Serbien Organe der k. und k. Regierung bei der Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichteten subversiven Bewegung mitwirken<<

Das Ulitamtum als PDF-Datei: [link] Der oben schon zitierte Ministeriums-Text unterschlägt auch recht nobel, daß Österreich die osmanischen Provinzen Bosnien und Hercegovina längst vor dem Berliner Kongreß als "Kolonie" ausersehen hatte:

>>Während des Berliner Kongresses 1878 verhandelte die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und andere europäische Mächte über die Verwaltung dieses Gebiets. 1908 wurde es von Österreich-Ungarn annektiert.<<

Das ist, gelinde gesagt, eine ziemlich kühne Verharmlosung dessen, was unsere Leute dort schon in Arbeit hatten. Wie zynisch und bedenkenlos sich österreichischer Adel die Kolonialisierung des Balkans vorgestellt hat, kann man beispielsweise in den Schriften eines Ritter von Neupauer nachlesen. Siehe dazu auch: "Axiom: 2014 bis 2019 II" [link]

Es wäre wohl nützlich, würden wir einmal unsere gegenwärtigen Perspektiven und Geschichtsauffassungen überprüfen, um unsere Ausgangspunkte für die Arbeit an der "Euro-balkanischen Herausforderung" zu präzisieren.

-- [the balkan sessions] --

[kontakt] [reset] [krusche]
32•13