2. Juni 2013

Was sollte einer losen Gemeinschaft Kulturschaffender gelingen? Gibt es Gemeinsames, das selbst im Kontrast, sogar im Dissens, der Strang wäre, an dem man dennoch gemeinsam zu ziehen hätte?

Das sind soziale Fragestellungen, die mich sehr interessieren. Wir, als die meisten von uns Nachfahren von Dienstboten, Keuschlern, Kleinhäuslern, von stets hungrigen Habenichtsen, müssen ja öfter Entscheidungen treffen.

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Sollen die verfügbaren Kräfte bloß individuellem Vorteil gewidmet sein, um in dieser oder jener Hierarchie eine möglichst stabile Position zu erlangen? Oder haben wir gute Gründe, uns für eine stabile Balance zwischen Eigennutz und Gemeinsinn zu engagieren?

Ich war gestern in Weiz bei einer Vernissage und durfte einmal mehr hören, daß Bürgermeister und Kulturbeauftrager die Kunst und das Kunstschaffen als für eine Gesellschaft unverzichtbar betonten. Ich altgedienter Gaul auf dem Kulturfeld muß ich dazu natürlich fragen: Und was bedeutet das praktisch, wenn Politik und Verwaltung dies betonen?

Das heißt ja auch: Welche kulturpolitischen Rahmenbedingungen schaffen Funktionstragende, um ein geistiges Klima zu stützen, daß einer pluralistischen Gesellschaft auf der Höhe der Zeit würdig ist?

Darüber haben wir alle noch längerfristig zu reden. In kleiner Einheiten, um es so zu nennen, geschieht das ja schon. Und dadurch erreichen wir abschnittsweise Ergebnisse die jenen im Landeszentrum nichts nachstehen.

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Elisabeth Santigli und Norbert Ruß

In eben solchen Zusammenhängen hatte ich gestern über den Dächern von Gleisdorf eine Besprechung mit Elisabeth Santigli und Norbert Ruß. Siehe dazu: [link] Wir haben Grundsatzfrage zu erörtern, um praktische Schritte zu setzen, die keinen beliebigen Aktionismus ergeben, welche eher Richtung Work in Progress führen.

Inhaltliche Kohärenz. Begründbar. Sich Klarheit verschaffen, was da getan wird und warum es getan wird. Das sind Grundlagen kommunalen Geschehens, die vielfach verschenkt, aufgegeben wurden. Die Konsequenzen sind längst klar und recht problematisch.

Im Kulturbereich äußern sich derlei Defizite beispielsweise in einer eher konzeptlosen "Eventitis", die in großen Einzelanstrengungen um möglichst große Publikumszahlen heischt, als würde das auch nur irgendwas Sinnvolles bedeuten.

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Rehts: Harald Ritonja (Gemeinde Gleisdorf)

Die Anhäufung für sich, das ist bloß eine leere Geste. Und jenseits sozialer Fragen haben wir dann auch Fragen der Kunst zu bearbeiten. Ihre Bedingungen. Ihre Inhalte und Aufgaben. Das bedeutet unter anderem, wir sind mit zentralen Bereichen menschlicher Gemeinschaft befaßt, denn im Miteinander haben symbolische Güter weit mehr Gewicht als materielle Dinge. (Siehe dazu auch: "Symbolische Güter" [link])

Im Symbolischen klären wir, wer wir sind oder sein möchten und was wir einander sein sollen. Die Befasssung mit Kunst ist darin ein Verfeinern der eigenen Möglichkeiten. Das sind übrigens auch Zusammenhänge, die auf unsere "Fünfer-Nacht" verweisen: [link]

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