29. Mai 2013 Banale Notwendigkeiten, an denen es in Summe
liegt, wie sich die kleinen Wege machen lassen. Wenn das Schuhwerk an den Zehen reibt,
Pflaster oder natürlicher Verlauf? Es ist absehbar an welchen Stellen die Schuhbänder
reißen werden, da sie schon etliche Jahre gehalten haben. Wasser? Sonnenschutz?
Ich genieße die Schlichtheit solcher
Klärungsaufgaben, wobei man ja ein Agent der Blödheit sein müßte, um etwas zu
vermasseln. (Endlich nicht mehr grübeln ;-) Der Staub. Die Gräser. Schotter.
Wo Zäune fehlen, Mauer unterblieben, haben
wir keine so genaue Vorstellung, wie sich öffentlicher und privater Raum zu einander
verhalten und wie sie gelegentlich in einander gehen. An dieser Grundsituation ist "the
track" orientiert. Darin ist "the long distance howl"
festgemacht.
Das war übrigens auch auf geistige Felder
umzulegen. In den eben sich rundenden zehn Jahren der ersten Projektphase hat es einige
bemerkenswerte Vorfälle gegeben, da Funktionstragende nicht etwa en passant an mich, uns,
angeschrammt wären; nein darunter waren einige mit Ausdauer geführte Attacken, offen dem
Ziel gewidmet, dieses Projekt abzuschaffen.
Ich hatte ursprünglich angenommen, das hätte
etwas Fesches an sich, mit dem sich eine Verlaufsgeschichte durchaus schmücken kann. Aber
so ist es nicht. Eigentlich wird daraus bloß jene Verachtung spürbar, die sich manche
Menschen anmaßen, um über andere herzufallen, deren Tun ihre Untätigkeit offenkundig
macht; oder deren Inhalte ihre Inhalte in Frage stellen.
Es ist nichts Fesches an solchen Tänzchen,
sie handeln bloß von Kränkungen und Demütigungen. Daran bleibt auch erkennbar, daß
noch immer Leute unter uns sind, die das Zeug zu Kommissaren haben, zu solchen Typen, die
einen Nachts wegschaffen lassen, falls man ihnen ein Dorn im Auge wurde.
Das sind im Grunde furchtbare Erfahrungen,
denn was diesen Kommissar-Typus angeht, haben unsere Leute ja gründliche Erfahrungen
gemacht; und verursacht. Ich habe hier auch schon von den Spießern und
Mittelschicht-Trutschen erzählt, die gerade auf dem Kunstfeld gar nicht so selten
auftauchen.
Ein langjähriger Mangel an Kunstdiskursen und
kulturpolitischen Diskursen hat uns dafür anfällig gemacht, diese Umstände nicht
angemessen benennen zu können/wollen. Egal, dies ist eine Demokratie, das darf sich also
zeigen. Es ist eben präsent. (Man muß dem bloß widersprechen.)
Ich darf geltend machen, daß solche Diskurse
und Anfechtungen in diesem Projekt nie gefehlt haben. Man könnte sogar sagen, daß sich
die Geschichte an einem bemerkenswerten Konflikt aufgewärmt hat.
In den Jahren 2002/2003 waren der Techniker
Jürgen Kapeller, der Künstler Jörg Vogeltanz und ich in eine Kontroverse verwickelt,
die uns bis zum Obersten Gerichtshof brachte und existenziell nicht gerade leicht
durchzustehen gewesen ist.
Die "Graz 2003-Kontroverse",
in der zu verhandeln war, wie sich Zentrum und Provinz zueinander verhalten mögen und auf
welche Arten jemand befugt sein kann, erstens ein Kalenderjahr und zweitens nicht
bloß eine Stadt (Graz), sondern ein ganzes Bundesland zu okkupieren, zu
dominieren.
Was also dieses langfristig angelegte
Gesamtprojekt auszuleuchten hat, sind keineswegs bloß künstlerische Agenda, sondern es
ist auch zivilgesellschaftlichen Aufgabenstellungen gewidmet. Das ist dann doch etwas
komplexer als die Überlegung, ob ich meinen Zehen auf den Wegen ein Pflaster gönne oder
ob sie sich so wieder an die Bergschuhe gewöhnen sollen, deren abgenutzte Schuhbänder
einen deutlichen Verschleiß zeigen...
[the long distance howl] |