30. März 2013

Eine Fahrt unters Dach, die natürlich nie stattgefunden hat, um keine kniffligen Versicherungsfragen aufzuwerfen, konnte nir ein paar neue Einblicke bescheren.

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Die Konstruktion hat jetzt schon einen Hauch mehr als hundert Jahre gehalten. Ich hab eine eigentümliche Freude daran, manche der Details davon auf alten Fotografien zu suchen. Es ist die letzte erhaltene Halle des vormaligen "Einser-Werkes" von Johann Puch, wo heute ein Museum besteht: [link]

Zu diesem Haus der Mobilitätsgeschichte ist ein kleiner Veranstaltungsschwerpunkt verzweigt, den wir hier für kommenden Herbst vorbereiten: [link] Man könnte es eine Art Gleisdorfer Mobilitätswoche nennen.

Wir können uns um die Zukunft nicht angemessen scheren, wenn uns die Gegenwart unklar ist. Die Gegenwart läßt sich aber nicht entschlüsseln, wenn wir von der wenigstens unmittelbaren Vergangenheit keinen Tau haben.

Das handelt wiederum von einer in unserer Geschichte recht neuen Massenkultur, deren Entstehen ab den 1930er-Jahren ganz spezielle Ausprägungen hat und die JETZT ziemlich vollendet erscheint, wenn auch auf keine sehr angenehme Art.

Der quasi "Generalfetisch" dieser Ära und Massenkultur ist das Automobil. Das hat übrigens mythische Fundamente. Ich habe schon vor einer Weile begonnen, in sporadischen Notizen darzulegen, wie erstaunlich wir "Ikarier" sind, daß eben Ikarus unser Held ist und Daedalus fast vergessen: [link]

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In all dem zeigen sich noch ganz andere Verknüpfungen. Ich habe eingangs Johann Puch erwähnt. Keuschlerbub, Handwerker, Fabrikant. Das sind gar keine so raren Geschichten. Es ist oft bloß so, daß man den Menschen nicht ansieht, was sie tun. Dem Thema Handwerk sehen ich bei uns allgemein viel zu wenig Interesse gewidmet.

Als ich mit Mario Wolf einige Stunden unterwegs war, habe ich so eine Geschichte kennengelernt. Seine Herkunft aus der agrarischen Welt steht dahinter. Schlosser. Millionär. "Ich hab ausgesorgt." Das kam durch kleine Wasserkraftwerke und allerhand andere Projekte, die ihn beschäftigen.

An all dem ist eher uninteressant, daß er sagt: "Geld spielt keine Rolle", wenn er sich etwas vornimmt. Ich finde interessant, welche Kompetenzverläufe da betrachtbar werden und wie sich Handfertigkeit mit Geschäftssinn paart, um zu diesen oder jenen Ergebnissen zu führen. Das bedeutet vor allem auch: Realwirtschaft.

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Nun ist Wolf kein Mann, der sich mit Gegenwartskunst vertraut gemacht hätte. Dieser Teil meiner Welt scheint ihm fremd zu sein, wie er auch manches kurios fand, was ihm unser Gespräch über mein Metier gezeigt hat.

Und dann ist diese große Statue auf seinem Areal, unverkennbar eine Kopie des "Denkers" von Auguste Rodin. Sie steht neben zwei überlebensgroßen, marmornen Löwen, die wohl als Referenz an die Ikonographie des Imperium Romanum gedeutet werden dürfen.

Das bedeutet so allerlei, auf jeden Fall sagt es aber etwas über kulturelle Codes und deren Gewicht. Wer die Sezession in Wien besucht, sieht dort das Denkmal des Marc Anton, dem imperiale Löwen solcher Größe den Streitwagen ziehen.

Die Kraft, die Reflexion, also Macht. So zeigt sich, wie entlegen manche Momente auch sein mögen, dieser vollzog sich auf dem sogenannten "Europaberg" in Ungerdorf, die kulturellen Codes, in die wir verwoben sind, erreichen (fast) jeden Winkel.

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