17. Oktober 2012 Ich mag die Wirren dieser Zeit. Sie zwingen einen zu erhöhter Wachheit, wie
mir scheint. Innerhalb unserer Komfortzone Österreich ist das ja viel angenehmer
zu leben als an anderen Plätzen, von denen wir täglich hören.
Nachrichtensendung. Auf einen kleinen Bericht zum Verlauf
des Baumgartner'schen Überschallsprungs folgt unmittelbar einer über den Einsatz von
Streubomben in Syrien; siehe dazu auch: [Zeit
online]
Das fand ich sehr passend, um im rationalen Bereich zu
verstehen, wie die Dinge liegen und was welches Gewicht haben mag. Einige andere Seiten
des Sprunges sind ja nicht verhandelbar. Warum ist Ikarus aufgestiegen und zu Tode
gestürzt, während Daedalus gezeigt hat, wie gut sich fliegen und ankommen läßt, wenn
man sich von Limits fernhält?
Man könnte sagen: Ikarus zwo. Höheres
technisches Level. Das Überleben ist wahrscheinlicher gewesen. Hat ja auch geklappt.
Sinn? Wahnsinn? Na geh! Wenn wir nicht entspannt über diese irrationale Seite in uns
Menschen sprechen können, werden Unterhaltungen zum Thema ziemlich überflüssig.
Ich hab den Springer eher durch Zufall in Realzeit sehen
können, weil ich, mangels TV-Gerät, dafür keine Extramühe unternommen hätte. Aber
freilich hat es mir dann sehr gefallen. Ich hätte auch Otto Lilienthal gespannt
zugesehen, wie er runterkommt.
Kleiner Einschub:
Der steirische Unternehmer Johann Puch [link] hat eine entscheidende Herzattacke erlitten, als er 1914 den
steilen Sinkflug eines Offiziers als Flugzeugabsturz fehldeutete und sich darüber so
erregt haben soll, daß es ihm die Sicherungen schmiß.
Dem Thema fühle ich mich verbunden, weil meine Großmutter
eine Renner war, Cousine bzw. Nichte der "Renner-Buben" [link], deren
Luftschiff von einem Puch-Motor befeuert wurde, was im allerersten Eintrag dieses Logbuchs
vom 31.12. 2003 vermerkt ist: [link]
Ich fand es einigermaßen rührend, wie vehement in manchen
Debatten betont wurde, man hätte mit dem vielen Geld doch Sinnvolleres anstellen können.
Auch wurde oft betont, daß die Wissenschaft davon kaum profitiert habe. Geschenkt!
Manche Nachrichten erzählen uns, Hauptsponsor Red Bull
habe rund 50 Millionen Euro investiert. Der damit lukrierte PR-Effekt soll einen Gegenwert
von etwa vier Milliarden Euro haben. Manche Quellen nenne sogar sechs Milliarden: "50
Mio Kosten, 6 Mrd Werbewert: Baumgartner brachte 12.000% Rendite." [Quelle]
Wer jetzt noch auf der Suche nach einer Sinnfrage ist, hat
etwas verschnarcht. Und was "gute Zwecke" angeht, ist die Firma jetzt vermutlich
keine vorrangige Adresse: "4,63 Milliarden verkaufte Dosen pro Jahr sorgen für
das nötige Kleingeld: 4,253 Milliarden Umsatz, 300 Millionen Kassabestand.
Rund ein Drittel des Jahresumsatzes gibt Red Bull dabei geschätzt für Marketing aus,
davon die Hälfte für Sport." [Quelle]
Im Kontrast zu diesen Sensationen habe ich dieser Tage noch
eine wesentlich stillere erlebt. Bei der "Wasser-Biennale" [link] von Künstler Günther
Pedrotti konnte ich mir in Fürstenfeld eine Anordnung von zwei Becherschalen und einigen
Gerätschaften ansehen, an denen aus "hohreinem Wasser" eine
"Wasserbrücke" von rund drei Zentimetern entsteht, über die noch kaum etwas
bekannt ist.
Das bedeutet erstens, durch die eingeleitete elektrische
Spannung entsteht ein stabiler Wasserbogen. Zweitens ist eine Strömung in beide
Richtungen nachweisbar. Drittens verändert sich das Verhalten von Bakterien in diesem
Wasser. Viertens schlägt es keine Blasen, obwohl es sich in einen Bereich zwischen 30 und
40 Grad erwärmt. Fünftens zieht es sich in die Schalen zurück, ohne runterzutropfen,
wenn man die Brücke zerreißt, indem man die Schalen weiter auseinander schiebt.
Das bedeutet, hier handelt es sich um eine Wasser-Art, die
sich von dem unterscheidet, was sich an Wasser in der freien Natur finden läßt. Die
Wissenschaft wußte bisher eher nichts darüber.
Wir bestaunten die Anordnung und das machte so eine Art
Gefühl einer "Nikola Tesla-Situation", daß wir also sehen dürfen,
wie über unsere Natur etwas klar wird, wovon wir vorher keine Ahnung hatten.
Es gibt demnach diese erheblichen Unterschiede jener Räume
und Dimensionen, in die wir vorstoßen möchten. Aber eines haben beide Beispiele
gemeinsam. Was ihren praktischen Nutzen angeht, lassen sich im Augenblick noch keine
stichhaltigen Aussagen machen.
-- [Gefolgschaft des Ikarus] -- |