17. Oktober 2012

Ich mag die Wirren dieser Zeit. Sie zwingen einen zu erhöhter Wachheit, wie mir scheint. Innerhalb unserer Komfortzone Österreich ist das ja viel angenehmer zu leben als an anderen Plätzen, von denen wir täglich hören.

Nachrichtensendung. Auf einen kleinen Bericht zum Verlauf des Baumgartner'schen Überschallsprungs folgt unmittelbar einer über den Einsatz von Streubomben in Syrien; siehe dazu auch: [Zeit online]

log1847a.jpg (17127 Byte)

Das fand ich sehr passend, um im rationalen Bereich zu verstehen, wie die Dinge liegen und was welches Gewicht haben mag. Einige andere Seiten des Sprunges sind ja nicht verhandelbar. Warum ist Ikarus aufgestiegen und zu Tode gestürzt, während Daedalus gezeigt hat, wie gut sich fliegen und ankommen läßt, wenn man sich von Limits fernhält?

Man könnte sagen: Ikarus zwo. Höheres technisches Level. Das Überleben ist wahrscheinlicher gewesen. Hat ja auch geklappt. Sinn? Wahnsinn? Na geh! Wenn wir nicht entspannt über diese irrationale Seite in uns Menschen sprechen können, werden Unterhaltungen zum Thema ziemlich überflüssig.

Ich hab den Springer eher durch Zufall in Realzeit sehen können, weil ich, mangels TV-Gerät, dafür keine Extramühe unternommen hätte. Aber freilich hat es mir dann sehr gefallen. Ich hätte auch Otto Lilienthal gespannt zugesehen, wie er runterkommt.

Kleiner Einschub:
Der steirische Unternehmer Johann Puch [link] hat eine entscheidende Herzattacke erlitten, als er 1914 den steilen Sinkflug eines Offiziers als Flugzeugabsturz fehldeutete und sich darüber so erregt haben soll, daß es ihm die Sicherungen schmiß.

log01b.jpg (16458 Byte)

Dem Thema fühle ich mich verbunden, weil meine Großmutter eine Renner war, Cousine bzw. Nichte der "Renner-Buben" [link], deren Luftschiff von einem Puch-Motor befeuert wurde, was im allerersten Eintrag dieses Logbuchs vom 31.12. 2003 vermerkt ist: [link]

Ich fand es einigermaßen rührend, wie vehement in manchen Debatten betont wurde, man hätte mit dem vielen Geld doch Sinnvolleres anstellen können. Auch wurde oft betont, daß die Wissenschaft davon kaum profitiert habe. Geschenkt!

Manche Nachrichten erzählen uns, Hauptsponsor Red Bull habe rund 50 Millionen Euro investiert. Der damit lukrierte PR-Effekt soll einen Gegenwert von etwa vier Milliarden Euro haben. Manche Quellen nenne sogar sechs Milliarden: "50 Mio Kosten, 6 Mrd Werbewert: Baumgartner brachte 12.000% Rendite." [Quelle]

Wer jetzt noch auf der Suche nach einer Sinnfrage ist, hat etwas verschnarcht. Und was "gute Zwecke" angeht, ist die Firma jetzt vermutlich keine vorrangige Adresse: "4,63 Milliarden verkaufte Dosen pro Jahr sorgen für das nötige Kleingeld: 4,253 Milliarden € Umsatz, 300 Millionen € Kassabestand. Rund ein Drittel des Jahresumsatzes gibt Red Bull dabei geschätzt für Marketing aus, davon die Hälfte für Sport." [Quelle]

log1847b.jpg (14507 Byte)

Im Kontrast zu diesen Sensationen habe ich dieser Tage noch eine wesentlich stillere erlebt. Bei der "Wasser-Biennale" [link] von Künstler Günther Pedrotti konnte ich mir in Fürstenfeld eine Anordnung von zwei Becherschalen und einigen Gerätschaften ansehen, an denen aus "hohreinem Wasser" eine "Wasserbrücke" von rund drei Zentimetern entsteht, über die noch kaum etwas bekannt ist.

Das bedeutet erstens, durch die eingeleitete elektrische Spannung entsteht ein stabiler Wasserbogen. Zweitens ist eine Strömung in beide Richtungen nachweisbar. Drittens verändert sich das Verhalten von Bakterien in diesem Wasser. Viertens schlägt es keine Blasen, obwohl es sich in einen Bereich zwischen 30 und 40 Grad erwärmt. Fünftens zieht es sich in die Schalen zurück, ohne runterzutropfen, wenn man die Brücke zerreißt, indem man die Schalen weiter auseinander schiebt.

log1847c.jpg (27498 Byte)

Das bedeutet, hier handelt es sich um eine Wasser-Art, die sich von dem unterscheidet, was sich an Wasser in der freien Natur finden läßt. Die Wissenschaft wußte bisher eher nichts darüber.

Wir bestaunten die Anordnung und das machte so eine Art Gefühl einer "Nikola Tesla-Situation", daß wir also sehen dürfen, wie über unsere Natur etwas klar wird, wovon wir vorher keine Ahnung hatten.

Es gibt demnach diese erheblichen Unterschiede jener Räume und Dimensionen, in die wir vorstoßen möchten. Aber eines haben beide Beispiele gemeinsam. Was ihren praktischen Nutzen angeht, lassen sich im Augenblick noch keine stichhaltigen Aussagen machen.

-- [Gefolgschaft des Ikarus] --

[kontakt] [reset] [krusche]
42•12