28. Mai 2012 Monströse Automobile als Attraktion am Stadtrand. Die Karikatur eines an
sich schon unvernünftigen Fahrzeugs, das knüpft vermutlich an alte
Jahrmarktsattraktionskonzepte an. Die Frau mit Bart, der stärkste Mann der Welt, solche
Angelegenheiten.
Ich war auf dem Weg nach Bad Gleichenberg. Zeit des
Abbaues, der endgültige Schlußpunkt des "April-Festivals".
Daumen runter, Daumen rauf, Michaela Knittelfelder-Lang hatte uns ein äußerst
einprägsames Leitmotiv mit auf den Weg gegeben. Das Festival war nun faktisch von Ende
März bis Ende Mai verlaufen.
Ich denke, das ist vor allem eine interessante Erfahrung in
der Schaffung eines speziellen kulturellen "Möglichkeitsraumes". Was an
Präsentation einem Publikum gewidmet ist, bleibt eine Sache und bleibt wichtig.
Der andere Teil des Festivals war den Diskursen und dem Wissensgewinn gewidmet.
Das halte ich für unverzichtbar, denn auch diese gestrige Zusammenkunft hat belegt, daß
in unserem Milieu große Defizite herrschen, unser Tun zu begründen.
Ein dritter Teil ist quasi als ein unsichtbarer
von erheblicher Bedeutung. Das Errichten und Beleben eines geistigen Klimas in einem
überschaubaren Lebensraum. Damit meine ich ein geistiges Klima, das sich nicht aus
Surrogaten zu nähren versucht, sondern "primäre Stoffe" umsetzt.
Ein Terrain mit Bedingungen, die das Staunen und
das Fragen bevorzugen, in denen Dissens als Gewinn gesehen wird und Zeit
für ruhige Verläufe als Vorteil betrachtet wird. Konsens brauche ich für die praktische
Arbeit, für die Umsetzung von Vorhaben. Aber Dissens läßt meine Ansichten deutlicher
werden. Beides ist wichtig.
Ich hatte derlei Fragen auch gerade mit Ziviltechniker
Andreas Turk (links) und Kunstsammler Erich Wolf zu debattieren. Wir sind ja Teil eines
größeren Kräftespiels, in dem es darum geht, einerseits der Gegenwartskunst mehr Raum
und Gewicht zu verschaffen, andererseits einige sinnvolle Verknüpfungen dieser Bereiche
hin zum Alltag der Menschen zu entwickeln. Siehe dazu auch: [link]
Die bisherigen Diskurse auf dem Kunstfeld, soweit ich Teil
davon bin, betreffen im kulturpolitischen Sinn bloß zwei Aspekte: Kunstproduktion
und Kunstpräsentation. Darauf beziehen sich auch die Hauptforderungen gegenüber
dem Staat bzw. gegenüber den Kommunen.
Ein deprimierend kurz gefaßtes Ensemble von Ansichten und
Erwartungen. Da sehen wir unsere Aufgabenstellung etwas komplexer. Was könnte
einen gemeinsamen Angelpunkt der höchst verschiedenen Metiers und Milieus ergeben? Eine
rhetorische Frage, denn ich habe ja schon eine Antwort darauf. Es ist diese ausdrückliche
Ambition, eine Sache um ihrer selbst Willen gut zu machen.
In eben diesem Zusammenhang, in diesem grundlegenden
Anspruch hab ich dann auch zum Beispiele Querverbindungen zu einer regionalen
"Schrauber-Szene" und zu verschiedenen Handwerksbereichen. Ich finde mich in
Zonen ein, wo die Arbeitswelt in Bereiche privater Leidenschaften umbricht, eine Art von
Grenzbereich, in dem verbindende Erfahrungen gemacht werden.
Das hat eine intensivere Bedeutung, als einem vielleicht
auf Anhieb deutlich werden mag. Ich bin keiner großbürgerlichen Herkunft, in der
Statuserfahrungen, Bildungszugänge und "Kunstgenuß" eine Tradition über zehn,
fünfzehn Generationen hätten.
Ich bin ein Kind der jungen Massenkultur, ein
Proleten-Bankert, dessen Geschichte zum Teil vom Handwerk geprägt ist, zum Teil von einem
wirtschaftlich deklassierten Kleinbürgertum, das dereinst im Engagement für die Nazi
neue Aufstiegs-Chancen witterte, was sich allerdings nicht eingelöst hat.
Diese Geschichte, aufgeladen mit Pop-Kultur, legt mir in
der Frage nach der Kunst und ihren möglichen Rückbindungen an die Welt der Alltage von
Menschen, denen Kunst gerade nicht als ein Thema allerhöchstenr Priorität erscheint,
Verfahrensweisen nahe, die in der Praxis noch einiges an Klärung und Erprobung verlangen. |