3. Mai 2012

Wie soll ich das erklären? Rational betrachtet erscheint es nicht so leicht nachvollziehbar. Aber das sind Momente von Belang. Autor Helmut Schranz, hartnäckig einer penibel entwickelten Vorstellung von Avantgarde verschrieben und in beharrlicher Weigerung Belletristik zu produzieren, Schranz, diese kuriose Existenz, randvoll mit Klugheit und für mich daher ein feiner Diskurspartner, läßt die Klugheit auch ganz gerne Pause machen.

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Ich bat ihn, für mich zu posieren. So gab er mir aus dem Stand, aber im Sitzen, einen mittelalterlichen japanischen Fürsten. Die dazugehörigen Geräusche lassen sich hier freilich nicht wiedergeben. Mindestens aus den Filmen von Akira Kurosawa wissen wir, wie mittelalterliche japanische Fürsten klingen, wobei uns -- mangels Sprachkrenntnis -- verschlossen bleibt, ob sie dabei gerade total sauer sind oder bloß das Frühstück ordern.

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Davor haben wir eher ungesunde Süßspeisen im Kaffe schwimmen lassen, um herauszufinden, ob sich daraus irgendetwas Interessantes ergibt. So viel zum ersten Mai, an dem mir klar wurde, daß ich brüllend einstimmen würde, wenn irgendwo wieder einmal ernsthaft die Internationale gesungen würde. Es ist ja um das Erkämpfen des Menschenrechts etwas lau geworden. Das mißfällt mir sehr.

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Gestern hatten wir es etwas ernster und doch auch recht fröhlich. In der vorletzten Station [link] des heurigen April-Festivals stand uns Michael Narodoslawsky vom Institut für Prozess- und Partikeltechnik an der TU Graz für die Debatte einiger Fragen zur Verfügung.

Eine der für mich brisantesten Fragen im kulturellen und politischen Geschehen der Gegenwart ist diese: Was und wo ist der öffentliche Raum?

Ich habe die etwas romantische Vorstellung, daß der öffentliche Raum als ein Ort der allgemeinen Partizipation von Menschen am politischen und kulturellen Leben von grundlegender Bedeutung für eine Demokratie sei; als ein Ort, der unter anderem dem Austausch von Ideen und den kritischen Diskursen gewidmet bleiben müsse.

Daß dazu auch eine vom Staat unabhängige Mediensituation gehören würde, halte ich für selbstredend. Wo sich aber Teile der österreichischen Regierungsspitze dem Boulevard andienen, scheint mir dieser Wunsch etwas unterminiert. Und wo Meinungsbildung wie Diskurs nicht mehr zu den vorrangigen Begehrlichkeiten der Menschen zählen, hinkt das, was ich mir als Demokratie denke, ein wenig.

Narodoslawsky hatte auf die Frage nach dem WO eine ganz kurze Antwort parat: "Der öffentliche Raum ist dort, wo die Diskurse stattfinden." Das wäre demnach auch der gelegentlich geschmähte "Stammtisch". Und das wäre natürlich im Kulturbereich dort, wo eine Kontinuität im Behandeln von Themen und Debatten naheliegt.

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Bemerkenswert schien mir auch, daß Narodoslawsky die Frage, ob vielleicht bloß erhöhter Leidensdruck zu positiven Veränderungen an einem Stand der Dinge führe, ziemlich eindeutig abhandelte: "Ich glaube nicht an die Triebfeder der Angst." Angst habe noch nie etwas Vorteilhaftes bewirkt.

Ich darf das wohl als ein Votum für Vorausschau und Selbstermächtigung deuten, als eine Empfehlung, die Zivilgesellschaft möge sich primär für ihre Angelegenheiten zuständig fühlen, um Politik und Verwaltung gute Gründe zu geben, diese Anliegen und dazu nützliche Kompetenzen nicht zu ignorieren.

--- Dokumentation --

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