1. März 2012 Das französische "la traction universelle"
bedeutet etwa "Universalzugkraft". Das paßt sehr gut zu so einem puristischen
Arbeitspferd wie diesem Citroen HY, von der "Carrosserie M. Gruau" in
Laval, die wahrscheinlich etwa "Grühoh" ausgesprochen wird, zu einem
Kleinbus umgebaut worden ist.
Ich habe ein besonderes Faible für Nutzfahrzeuge. Dieser
Wellblechkasten repräsentiert außerdem etwas, das vermutlich dank neuer Werkstoffe
hinfällig wurde. Wellblech, durch solche Strukturierung stabil gemacht. Vor etwa 80
Jahren wurden auch noch Flugzeuge so beplankt, wie etwa einige Konstruktionen von Junkers.
Aber auch andere Konstruktionen, die einst der puren
Nützlichkeit gewidmet waren, finde ich sehr attraktiv. So hat Künstlerin Kathi Velik den
vormaligen Bahnhof von Bad Gleichenberg gekauft. Diese Zweckbau erfährt nun völlig neue
Widmungen.
Der Ort wird unsere Anlaufstelle im Abschluß des heurigen
"April-Festivals": [link] Eine Veranstaltung, von der ein Teil sich in Bewegung abspielen
wird. Ich hab schon einmal so eine Geschichte realisiert. Ausgangspunkt dafür war die
Befassung mit dem Verhältnis zwischen öffentlichem und privatem Raum,
was zur Frage führte, welche Art Raum wir begehen, wenn wir in einem privaten Waggon
durch öffentlichen Raum gefahren werden.
Also bespielten wir einen fahrenden Zug quer durch die
Oststeiermark mit einem Symposion. Das gab Momente wie Aufsicht mit Absicht, ZUGabe
(Beigabe), Schnapsidee, Vortrag etc.: [link]
Nun werden
wir erst zu klären haben, wovon genau eine gegenwärtige Spielart dieser Weise zu reisen
handeln soll. Monsieur Emile hat auf jeden Fall schon kursorisch zugesagt, dem "Avantourismus"
[link] ein neues Kapitel zu
schreiben.
Cut!
Manchmal staune ich, über welche Art Erinnerungsvermögen
mein Leib verfügt. Damit meine ich nicht das Memorieren, wie es mir mein Kopf erlaubt.
Auch mein Fleisch memoriert. So konnte ich kürzlich genau spüren, wie sich das einst an
meiner Seite anfühlte, wenn sich seinerzeit mein Sohn, wie ein kleines, verschwitztes
Tierchen, schlafend an mir barg.
Das ist übrigens etwas von verlorenen Freuden, die mir
fehlen. Es ist mir auch immer noch ein Rätsel, was sich da eigentlich ausgedrückt hat,
wenn ich genau spüren konnte, daß zwei Herzen in einem Leben schlugen.
Ich kann das nicht genauer erklären. Ich war damals sicher, wenn seines zu
schlagen aufhören wollte, würde auch meines sofort stehenbleiben.
Zwar weiß ich es und kenne auch Eltern, die das ertragen
mußten, man überlebt, wenn eines Kindes Herz zu schlagen aufhört. Und doch weiß ich
ebenso, daß man daran stirbt. Eine Widersprüchlichkeit, die ich nicht auflösen kann.
Auf eine romantische Art hat mich die Überzeugung, daß
wir unsere Existenzen untergraben, wenn wir, egal wo, ein Töten von Kindern nicht
unterbinden. Aber vielleicht ist es bloß so, daß ich selbst verloren wäre, noch heute,
mit meinen 56 Jahren, wenn ich nicht überzeugt sein dürfte, daß die Kinder unser aller
Schutzbefohlenen sind und daß wir alles, alles preisgeben, wenn wir dem nicht gerecht
werden wollen.
Es ist für mich manchmal sehr verwirrend, daß ich die
Dinge so sehen muß. Ein anderer Blickwinkel scheint sich nicht auszugehen. |