21. Jänner 2012
Ein Hauch von Winter ist sich nun ausgegangen. Das bisschen
Schnee wird der Vormittagssonne kaum widerstehen können. Nicht daß mir etwas fehlen
würde. Ein komfortabler Jänner. Weshalb ich mich nun auch zu einem Hauch von Fahrrad
aufgerafft hab.
Freilich im harten Kontrast zu all dem, was mich
sozialgeschichtlich grade bewegt und was heute als vorzügliches Fahrrad gelten dürfte.
Ein Sammler, dessen
Exponate durch zwei Jahrhunderte reichen, spricht da von "Baumarkt-Ware".
Er kann sich dabei nicht einmal mehr zu Abschätzigkeit aufraffen.
Als ein Mechaniker mir die Schaltung des Rades zu justieren
versuchte, fand ich heraus, was das Problem auf dem Billigsektor ist. Dort wird völlig
ohne Sachverstand gearbeitet. Im Zusammenschießen billiger Komponenten geht der
eigentliche Nutzen verloren. Konkretes beispiel: Ich habe vorne zwar drei Scheiben zur
Auswahl, werde mich im Gebrauch aber auf eine beschränken müssen.
Der vordere Kettenumleger läßt sich nämlich nicht auf
die richtige Höhe bringen, weil da eine widersinnig angebrachte Öse im Rahmenrohr die
angemessene Position blockiert. (Die Kommentare des Mechanikers gebe ich hier nicht
wieder.)
Ich hab dann gefragt, was ein "gutes Rad" kosten
würde. Das beginnt bei etwa 600 Euro, sagte der Mann. Insofern interessant, als sich hier
anschaulich Spreu von Weizen trennt. Womit ich meine, daß Fahrräder als Basis von
Massenmobilität offenbar in Schrott und in Fahrräder zu trennen wären.
Und das verweist auf frühere sozialgeschichtliche Momente,
da Fahrräder nicht billige Massengüter waren, sondern teure Fahrzeuge. Das trifft
eigentlich schon wieder zu, denn, ganz unter uns, 600 bis 800 Euro Aufwand für ein
Fahrrad, das was taugt, schließt im Grunde ein Gros heimischer Familien aus.
Das läßt eigentlich umgekehrt fragen, wie viel Schrott
wir in Kauf nehmen, um Massenmobilität für Individuen zu sichern. Das ist ein Teil des
Themenkomplexes, den ich hier im Plauderton aufrolle: [link]
Das wird übrigens beim kommenden "April-Festival"
zu einem Schwerpunkt führen, bei dem das "Kuratorium für triviale Mythen"
eine Station einrichtet; und zwar in Kooperation mit dem "Tenere Owner's Club Austria",
dem Mario Zwetti vorsteht.
Eine andere Geschichte gehört dem Bereich
"Rückschau" an. Wir haben nun eine schon mehrjährige Kooperation mit der
Konzeptkunst-Formation "Kollektiven Aktionen". Zur Belgrader Station
der "Virtuosen der Täuschung", die wir letzten Oktober absolviert
haben, gibt es nun eine eigene Dokumentations-Page bei den "Kollektivnye
Deystviya".
Live in Beograd: Sergej Letov,
Mirjana Peitler-Selakov und Sabine Hänsgen
Das Feature stammt von Sabine Hänsgen. Und es läßt sich
ein mehrsprachiges Tondokument abrufen, das eine Aktion in der Universitätsbibliothek von
Beograd wiedergibt: [link] |