18. September 2011 In
Filmen erfreue ich mich gelegentlich am kuriosen Humor, den Leute in Amerika zustande
bringen. Etwa in einer Sequenz, wo sich zwei Kerle streiten und dabei zur Sprache kommt,
daß der eine im Zweiten Weltkrieg gedient und die Nazi überlebt habe, der andere dagegen
hält: "Ich bin in Vietnam gewesen." Er bekommt daraufhin zu hören: "Ich
war wenigstens in einem Krieg, den wir gewonnen haben."
Tausend Arten zu erzählen, was uns ausmacht. Das Wichtige
im Zentrum: Erzählen. Ohne dieses Erzählen wissen wir nicht, wer wir sind. Und ohne
solche Kenntnis sind wir sehr anfällig, einander an den Kragen zu gehen.
Gestern war ich in Schloß Hainfeld, wo die Formation
"ACRYL" eine Ausstellung eröffnet hat. Hier links unsere Experimentalbäckerin
Ida Kreutzer, die dort mit einer Fotoserie über Frauenleben präsent ist. In der Mitte
Landtagsabgeordnete Ingrid Lechner-Sonnek und neben ihr Architekt Winfried Lechner, mit
dem ich eben meinen Spaß hatte, weil er mir für ein regionales Blatt ein Interview zum
Thema Stadtentwicklung gegeben hat, in dem es Klartext setzte: [link]
Schloß Hainfeld ist der Wirkungsort von Gerhard Flekatsch,
der zum Basis-Team unserer "Kulturspange"
gehört. Er war gerade Teil einer Runde, in der wir debattiert haben, wie sich kulturelles
Engagement entwickeln kann, wenn wir weitgehend auf uns gestellt sind, weil die Kommunen
durch die Bank weder inhaltlich, noch materiell gerüstet sind, auf den Status quo dieses
Landes mit einigen seiner krisenhaften Entwicklungen adäquat zu reagieren.
Ingenieurin und Ingenieur... Teil dieser Runde waren auch
Mirjana Peitler-Selakov, die ursprünglich aus der Motorenentwicklung kommt, und Horst
Fickel, der im Bereich der Anlagensteuerung groß geworden ist. Außerdem saß noch der
Bauer Rupert Rauch mit uns am Tisch, um solche Fragen zu erörtern. Hier eine Notiz zu
dieser Session: [link]
Welche Rolle mögen Kulturschaffende in einer Gesellschaft
spielen, die zur Zeit von Stagnation und Kompetenzverlust geprägt ist? Und wo steht die
Kunst in diesem Zusammenhang? Das ist ja momentan keineswegs klar, folglich höchst
klärungsbedürftig. Und zwischendurch ein Schwenk zu den schon erwähnten trivialen
Mythen.
Meine gestrige Fahrt ins Schloß hat mir kuriose Beute
eingebracht, nämlich diesen Ford Taunus 17M in der Kombiversion "Turnier" aus
der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre. So kam damals die Mittelschicht in die Gänge. Das
war schon eine ziemlich stattliche Fuhre.
In den Tagen dieses Wagens steigerte sich die
Automobilproduktion noch einmal zu sehr ausschweifenden Formaten, um über einen
Ölpreisschock (1973) wieder einzubremsen; wobei es freilich nicht blieb. Gegenwärtig
läuft der Hang zum Grotesken über viel zu große Allradfahrzeuge im Stadtleben. Aber das
dürfte ein endgültig letztes Aufbäumen der Leute in der Massenmotorisierung auf Basis
von Verbrennungsmotoren sein... |