4. September 2011

Aus "Nihon bundan: Heru doraibâ" wurde im außerjapanischen Verleih "Helldriver". Nein, ich hab mir den Film nicht angesehen. Mir fehlt längst die Gelassenheit, dem Verschütten von Hektolitern Blutes zuzusehen, wobei Körper einfallsreich verstümmelt werden. Und das zum Klang von Zombie-Lauten, die offenbar aus Schweinequieken, Löwengebrüll und Reifenquietschen gemischt werden. Aber ich hab eines der Features entzückend gefunden:

>>Aus dem Weltall geht ein mysteriöser Ascheregen über Japan nieder, der den größten Teil der Bevölkerung in Zombies verwandelt. Die Überlebenden versuchen der Zombieplage Herr zu werden, indem sie die Untoten hinter einer großen Mauer wegsperren. Eines Tages macht sich die hübsche Kika mit einem Kettensägen-Schwert bewaffnet auf den Weg, um Japan ein für alle Mal von den Zombies zu befreien. Ihr Ziel ist ihre eigene Mutter, die Herrscherin über alle Zombies.<<

Man braucht keinen Vortrag mehr zu hören, falls man sich fragt, was mit "Trash" gemeint sei. Anregender könnte es kaum zusammengefaßt sein. Dann wäre da noch ein Artikel im "CAPITAL" vom April dieses Jahres: "Japanese society raises money for tsunami relief with 'Helldriver,' a movie about mutant girls with chainsaws for arms" [link]

Diese Headline bringt mich ins Grübeln. Ich halte für möglich, daß ich den Ernst des Lebens zuweilen einfach zu ernst betrachte. Außerdem! Kettensägenschwerter! Man müßte einen versierten Holzknecht fragen, ob das ein Fortschritt wäre. Holzknecht? Forstarbeiter! Das sollte ich jetzt schon besser wissen.

In meiner Befassung mit der agrarischen Welt bin ich allerdings noch nicht so richtig bei der Wald- und Forstwirtschaft angelangt. Und in meinen Sehgewohnheiten lande ich doch eher beim Familienprogramm, wenn ich ansonsten anstrengende Tage habe. Familie ist im konkreten Fall natürlich eine kühne Zuschreibung.

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Ich meine Familienpackungen der Serie "Two and a Half Men". Vorzügliche Kost, wenn mich eine Komplexitätskrise hat und entlastende Auswege real nicht gerade offenstehen. Hier sieht man Charlie Harper (Charlie Sheen) gerade in einem Moment, wo er sich müht, seine "Gefühle zu fühlen". Ein riskantes Unterfangen. Das wissen wir ja alle.

Ich darf noch verraten: Ich halte mich gerade an solchen Erörterungen fest, weil ich andere Schreibarbeit vor mir herschiebe. Es ist Sonntag, ich habe lange geschlafen, andere Leute arbeiten ja auch nicht, aber ich soll. Muß. Die übliche Geschichte von Freelancers und Kleinunternehmern. Also: Familie. Arbeitswelt. Was sind das für Bilderkataloge?

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Ich hab eben eine Vernissage erlebt (oben von links Tierarzt Karl Bauer, Kunstsammler Erich Wolf und Künstler Karl Karner), da legte mir ein situierter Herr am Rande des Geschehens dar, was ihm an Künstlern so mißfalle. In ihren Ansichten seien sie links, meinte er, und in Fragen des Geldes dafür rechts.

Ich nehme an, das ist eine zeitgemäße Version der Rock & Roll-Phrase "Money for nothing and chicks for free". Womit ich irgendwie auch wieder beim eingangs erwähnten Charlie Harper angelangt wäre.

Also die Kunst. Beziehungsweise wir Künstler. Offen gesagt, es mißfällt mir in jeder Richtung, wenn sich jemand generalisierende Verachtung herausnimmt. Ich habe letzten Mittwoch sehr gestaunt, als unsere Finanzministerin in einem Gespräch in der "Kleinen Zeitung" folgende Verknüpfung vornahm:

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Eigentlich ist das ja eine entsetzliche Polemik, diese zwei Themen, Menschenverachtung und das Fehlen von Verteilungsgerechtigkeit, auf diese Art zu verketten. Solcher Mangel an Redlichkeit zeigt mir, daß es hier längst nicht mehr um Inhalte geht, sondern um das Besetzen von Positionen.

In der Gesamterscheinung fühlen sich anscheinend weder Christlichsoziale noch Sozialdemokratie einer realistischen Darstellung sozialer Verhältnisse im Lande verpflichtet. Wir brauchen uns offenbar nicht über reale soziale Bedingungen verständigen. Es reicht eine Garnitur an Stereotypen, tragbar, in einem Köfferchen hübsch untergebracht und jederzeit verfügbar.

Und vor allem: Ob einem FLEISS in diesem Land eine sichere Existenz verschaffen würde? Das ist purer Blödsinn. Wir haben schon längst nicht mehr genug angemessen bezahlte Arbeit, um alle Fleißigen in gebührender Weise entlohnen zu können. Und dazu haben wir eine Minorität von parfümierten Gaunern am Hals, die keine Scheu kennen, Republiken auszuplündern. Da gehen die Schadensbeträge ganz sprunghaft in x-fache Millionenhöhen.

Anhängige Gerichtsverfahren betreffen momentan ja in hohem Maße das Umfeld der Partei unserer Finanzministerin und deren Koalitionspartner in glorreichen Jahren. Schwarzgeld. Parteienfinanzierung. Schmiergelder. Und woher kommt bloß dieser auffallende Zuwachs an Millionären in Österreich? Da muß viel Fleiß im Spiel sein.

 

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