19. August 2011

Vor jeder Reise zeigt sich wiederkehrend das gleich Problem. Ich finde Dinge nicht, die ich mitnehmen sollte. Und es bleibt ein Verdacht, daß ich Notwendiges vergessen hab. Das bedeutet vielleicht, es erweist eine Seite sich in mir als Stubenhocker, der zuhause bleiben möchte.

Was hat eigentlich dazu geführt, daß wir geneigt sind, im Alltag laufend solche psychologischen Deutungen vorzunehmen? (Freudismus!)

Dies ist freilich eine merkwürdige Reise. Heute werde ich noch im kroatischen Vukovar sein, kurz darauf im bosnischen Srebrenica. Nein, das sind keine Orte, an denen man Urlaub macht.

Ich habe oft bestaunt, wie wenig Bereitschaft unter meinen Leuten besteht, sich mit diesen Orten vertraut zu machen, mit der Bedeutung dieser Namen. Unser kompliziertes Südosteuropa erscheint vielen zu anstrengend. Da drängt es manche eher, sich den "Orient" zurechtzurücken.

Über einige Monate war zu bestaunen, wie in meinem Milieu ein regional bedingter Unmut dazu führte, sich mit Motiven aus dem "Arabischen Frühling" zu schmücken. Eine unfaßbare Chuzpe ließ steirische Kulturschaffende sich als "Aufständische" gerieren.

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Eigentlich ist ja davon die Rede, wenn von Aufständen die Rede ist. (Quelle: "Der Standard") Mit Steinen und bloßen Händen gegen bewaffnete Verbände zu stehen. Daß uns nun im Kulturbereich so tiefgreifend Kriterien verloren gegangen sind, macht mich sehr nachdenklich.

Ich habe gerade eine Session absolviert, in der solch seichten Zugängen kein Raum gegeben war. Stichhaltige Befunde, möglichst präzise Schlüsse, aber natürlich auch Handlungspläne. Das müssen Grundlagen dieser "Kulturachse" sein: [link]

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Ich vermute, daß Folgerichtigkeit eine der wichtigsten Kategorien ist, um die wir uns bemühen können. Was nutzen Aufrafffungen, die kaum noch Spuren zeigen, wenn erst einmal das Geschwätz verklungen ist?

Wir haben von so vielen Menschen gehört, die ihr Leben verloren, weil zuerst Geschwätzigkeit Platz haben durfte, die dann in Menschenverachtung umschlagen konnte. Vukovar und Srebrenica sind nur zwei der Namen dafür.

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Wege offen halten. Eine fordernde Aufgabe. Ich wünschte, es läge mehr Verbindlichkeit in solchen Vorstellungen. Die Geschenke sind knapp geworden.

 

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