15. August 2011

Kontext ist etwas sehr Rutschiges. Er bleibt meist einfach nicht an der Stelle, wo man ihn zuletzt gesehen hat. Triviales Beispiel: Als junger Kerl war ich mit meinem Rudel einig, daß ein Opel Kadett der ultimative Bürgerkäfig sei, eine Spießer-Kutsche, in der keiner von uns je erwischt werden wollte.

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Als ich eben diesen C Kadett an mir vorbeiziehen sah, fand ich diese Fließheck-Variante ("City") ziemlich cool; auf jeden Fall viel cooler als einen rundgelutschten Seat Ibiza oder ähnliche Vorfälle.

Coolness ist auch für mich keine irrelevante Kategorie. Aber woran wird sie jeweils gerade bemessen? An Automobilen halte ich mich freilich nicht fest, um Coolness zu konstituieren. Der Umweg ist mir zu wenig tragfähig. Gelassenheit scheint eine unverzichtbare Zutat zu sein. (Hab ich nicht!) Emotionen. Oh! Was für ein Minenfeld! Manchmal fühle ich mich wie ein Marschflugkörper, der durch jede Wand hauen möchte.

Das hat in der Regel simple, stets ähnlich wiederkehrende Konsequenzen. Wer durch eine Wand hauen möchte, geht zu Bruch. Hab ich oft genug gehabt, da kenne ich mich aus. Was wäre eine feinere Spielart? Neuland gewinnen. Das ist ein aufregendes Unterfangen. Und es handelt nicht vom Zu-Bruch-Gehen. Auch wenn man bei so mancher Fahrt ins Unbekannte natürlich absaufen kann.

Gefahren können sehr reizvoll sein, das Absaufen ist es nicht. Was hilft? Ich weiß heute: Inspirierte Reisegesellschaften. Darin liegen gute Möglichkeiten, nach Neuland zu suchen, ohne auf höchstes Risiko zu rudern. Ich werde so eine Möglichkeit nun neu in Weng ausloten. Mir gefällt dieser Ortsname sehr. "Weng" könnte als Schlüsselwort für etwas Bewegendes stehen; rein aufgrund seiner phonetischen Qualitäten. Ich habe HIER eine erste "Erklärung von Weng" formuliert.

Es ist nämlich ziemlich fad, sich dem Pessimismus zu verschreiben. Ich bin überzeugt, daß unsere Probleme demnächst noch härter werden. Gerade auf dem kulturellen Sektor, wo mir so viele Funktionstragende von Gemeinden und Regionen zeigen, daß sie diesen Bereich für eher verzichtbar, auf jeden Fall reduzierbar halten.

Wie diese Leute und vor allem mit welchen Mitteln sie dem wachsenden Maß an Stagnation und Kompetenzverlust begegnen wollen, bleibt mir ein Rätsel. Mehr noch, ich sehe, daß es den meisten von ihnen auch ein Rätsel ist. Aber da Zurufe in der Regel weder nützen, noch etwas bewirken, bleibt uns Kunst- und Kulturschaffenden momentan vor allem, eigene Vorstellungen von "best practice" zu realisieren; unter eben den gegebenen Umständen, weil andere nicht verfügbar sind.

 

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