20. Juli 2011 Das hat sich ausgezahlt! Österreich übt sich in Geschichte. Nein. Operette! Da
wurde eben Otto Habsburg-Lothringen zu Grabe getragen und ich sehe, daß uns Historie
immer noch am liebsten ist, wenn sie als ein plüschiges Bühnenstück gegeben wird.
Einer meiner Favoriten in einem der Kondolenzbücher: "S.K.K.H.
Otto von Habsburg.R.I.P. Die erblich zugedachte Macht wurde ihm durch die
Selbstzerstörung Europas in zwei Kriegen genommen." [Quelle]
Da möchte man sagen: Knapp vorbei ist auch daneben! Eine
Ansicht, Europa habe sich selbst zerstört, ist doch recht kühn. Genauer hat ja
das Haus Habsburg diesen ersten Weltkrieg angezettelt. Aus Eigeninteresse, vor allem auf
den Balkan bezogen, der kolonisiert werden sollte, und unter Drängen der Hohenzollern.
Die Deutschen hatten allein durch das Aufbauen einer
leistungsfähigen Kriegsmarine in Rekordzeit angezeigt, daß sie geneigt waren, die
Seemacht England zu fordern. Von deren kühnen Ansprüchen im Osten ganz zu schweigen. Wie
sehr dann der Zweite Weltkrieg in etlichen seiner Ursachen auch eine Konsequenz des "Great
War" gewesen ist, sollte eigentlich allgemeiner Wissensstandard sein.
Dieser "Stachel" auf der
Belfast Cathedral erinnert ohne jeden Pathos an jene,
die aus Schlachten nicht zurückgekommen sind.
Dies ist eine Demokratie, also darf man, so meine ich,
natürlich auch Monarchist sein. Damit sollte diese Demokratie zurecht kommen und diesen
Nostalgikern angemessen antworten. Was solls, daß einige halbwegs gut gestellte Leute dem
Volk wieder einen Fuß in den Nacken wünschen? Denn was war uns die Aristokratie vor
allem? Eine Minorität von einigen tausend Leuten, welche einst die Früchte der Arbeit
von rund 40 Millionen Menschen konsumiert, auch verbrannt haben.
Unter diesen Vorteilen, die längste Zeit auch ohne Steuern
zu zahlen, haben es einige zu hoher Bildung, wirtschaftlichem Geschick und politischem
Rang gebracht. Na bravo! Von den mindestens eben so vielen erlauchten Nieten erzählen
unsere Geschichtsbücher eher wenig. Hier, auf dem Lande, wissen es einige noch, weil die
Kenntnis davon erhalten geblieben ist: Der Adel hat vor allem genommen, genommen,
genommen.
"Hiermit möchte ich eure Majestät Kaiserliche
Hoheit Erzherzog Karl Thomas Robert Maria Franziskus Georg Bahnam von Habsburg und Ihrer
Familie zum Ableben von Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Franz Joseph Otto Robert
Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius,
Apostolische Majestät, Kaiserlicher Prinz, Erzherzog von Österreich, Königlicher Prinz
von Ungarn mein christliches Beileid aussprechen. Er war unser Kaiser was brauchts
da Worte mehr. So Karin Exenberger am 14.07.2011 [Quelle]
Mein Kaiser war der nicht!
Kürzlich wurden mir auf informellem Weg Schelte
zugestellt, weil jemand meinte, ich habe mich auf anrüchige Art für einen verurteilten
Straftäter verwendet, es sei unerklärlich, daß ich mich für ihn engagiere, wo es zur
Sache doch auch andere Ansichten gebe. (Na, dann möge man doch vortreten und die
anderen Ansichten öffentlich äußern!)
Damit war auf Heinz Boxan gezielt, den vormaligen Verwalter
von Gut Herberstein, dem ich für gutes Geld seines Verlegers einige Zeit als Sekretär
zur Seite stand; übrigens im Dienst des Kulturprojektes "kunst ost", das so nötige
Mittel erhielt, um die aktuelle Finanzkrise des Landes und der Kommunen zu überstehen.
Ich darf versichern, daß im Buch von Boxan ("Der
Fall Herberstein") keine einzige anfechtbare Zeile zu finden ist, daß aber
dieser Insider eines der schillerndsten steirischen Kriminalfälle sehr genau zu erzählen
weiß, wie a) vormals adelige Kreise noch in der Republik das Verbrennen von Geld und
Gütern verstanden haben und wie b) einer Bürgerstochter aus gutem Hause sich als
"Gräfin" hofieren ließ, wobei laut den Unterlagen des Heinz Boxan sehr viel
mehr Millionen verheizt wurden, als das Gericht nachweisen konnte. Davon nicht wenig an
öffentlichen Geldern.
Es gibt nach wie vor ein einigermaßen intaktes System von
aufstiegsfreudigen "Untertanen", die sich einer Herrschaft geschmeidig andienen
und so AUCH beitragen, Volksvermögen zu versenken. Ich höre solche Leute dann sagen: "Aber
sie haben auch viel für unsere Region getan." Die lackierten und parfümierten
Operettenfiguren.
Doch betriebswirtschaftlich durchgerechnet
stimmt leider die Bilanz für die Steiermark letztlich doch nicht, der angerichtete
Schaden blüht bis heute, trägt faule Früchte. Wie
ein Untertan sich artig zurechtstellt, konnte etwa letzten Montag in der "Kronen Zeitung" nachgelesen werden.
Die Formulierung ist ebenso erschreckend wie unübertrefflich: "ein in jeder
Hinsicht irrelevanter Staatsbürger dieses Landes". Ob so jemand in seiner
Freizeit aus Passion Stiefel leckt?
Dabei macht es mich vor allem traurig, daß unsere Kultur
Menschen zu solchen Haltungen geleitet.
Den Tenor kenne ich aus den ober erwähnten Gründen nun
selbst. Wer die Anmaßung alter Eliten und ihrer Epigonen angreift, ist also angeblich
gehässig, anrüchig, dubios. So tief sitzt uns der Herrenstiefel immer noch im Nacken. |
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Aber ich ahne freilich, was
solche Positionen derart verlockend macht. Würden wir uns keinen Autoritäten an die
Hosenbeine oder Kittel hängen, wären wir erstens für unser eigenes Leben und zweitens
für das Gedeihen der Gemeinschaft ganz selbst verantwortlich. Ich verstehe durchaus, daß
bei dem Gedanken manchen Leuten das Fürchten kommt. |