8. April 2011

Es will nicht recht warm werden. Aber die Sonne. Und so wird der Kontrast täglich härter. Der Platz an meinem Schreibtisch hat etwas von einem Ruderboot. Die Beine halten fast still, die Hände sind in eher schneller Bewegung. Meine demokratische Galeere mit den unsichtbaren Ketten der Zuversicht. Hier wird zu nächsten Horizonten gerudert.

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Zwischendurch kleine Wachträume von der nächsten Strecke. Das Gehen als diese ganz andere Erschöpfung gegenüber jener von der Ruderbank. Und das Weltgetriebe? Genau! Was gerade alles in Blut gebadet wird. Auch in Furcht. Aber welche Schlüsse haben wir daraus zu ziehen? Und welches Handeln ist daraus abzuleiten?

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Kleiner Einschub: Das ist Benny. Artist im Zirkus Frankello. Seine Oberarme sind noch eine Nummer mächtiger, als sie hier erscheinen. Ich saß gestern eine Weile in seinem Wohnwagen, während er sich rasierte. Seine winzige Nichte wuselte um meine Beine herum und ich staunte über diesen Eindruck von Unmittelbarkeit eines Lebens voller Aufgaben; vom Aufstehen bis zum Schlafengehn.

Was für Kontraste! Das Leben der fahrenden Völkchen, die den seßhaften Leuten so leicht Unruhe verursachen. Diese so unterschiedlichen Lebenkonzepte. Befremden als Anregung. (Benny: „Die Clowns sind für die Fröhlichkeit, die Artistik ist für das Staunen und die Tiere sind für die Kinder.“) Oben habe ich gefragt: Und welches Handeln ist daraus abzuleiten? Lebenszusammenhänge. Wozu setze ich mich in Beziehung und wofür fühle ich mich verantwortlich?

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Kleiner Einschub: Kürzlich habe ich im Stadtzentrum diese 490 PS-Granate mit den fetten Hüften entdeckt. Ein Ferrari F430, dessen mächtiges V8-Triebwerk so ungefähr die Hälfte des Wagens ausfüllt. Ich hab ein Faible für solche Maschinchen und hänge zugleich im Dilemma, daß sie rasanter Ausdruck jener ungleichen Verteilung von Gütern und Mitteln sind, die dieses Land immer mehr in Schräglage bringt.

Was für ein Durcheinander der Themen in meinem Kopf! Überdies macht mir der heftige Wind Sorgen. Wir werden heute in Brodingberg einen "Tag der trivialen Mythen" realisieren. Dabei wollen wir Erfahrungen mit den Flugeigenschaften jener "Essig-Rakete" sammeln, zu der uns Medienkünstler Niki Passath anleiten wird.

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Außerdem muß ich noch jenes Willys Coupé en Miniature aus den Tiefen meiner Depots suchen, nach denen Experimentalbäckerin Ida Kreutzer heute einen Hot Rod backen wird. So! Das ist nicht die Welt. Und das sind nicht die Angelegenheiten von Völkern. Bloß eine skurrile Lücke im Lauf der Dinge.

Wie das zusammenhängt? Es geht um Esprit, Gedankensprünge und irritierende Momente. Es geht darum, sich in Gemeinschaft mit anderen der Möglichkeit zu versichern, daß wir hinter nächste Horizonte gelangen möchten und werden.

 

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14•11