9. März 2011 Eine Salatschüssel, so groß, daß man ein Baby darin baden könnte. Eine
Flasche geschenkten Weins. Unter dem Küchenfenster eine durch die Stadt kreisende
Faschingsparty. Ich hatte nötige Wege vormittags erledigt, um Abstand zum Trubel zu
erlangen.
Nein, ich stoße mich nicht an diesem Treiben. Gerade die
letzten Wochen haben mir einen aktuellen Eindruck verschafft, daß Mut und Lustigkeit hier
nicht zuhause sind. Da braucht es offenbar schon geregelte Tage, daß es was zu Lachen
gibt.
Österreich, das hieß schon früher: Revolution nur dann,
wenn es der Kaiser erlaubt. Ah, nein, das falsche Wort. Reform. So war das.
Österreichische Revolutionsgarden würden mit den geklauten Panzerfahrzeugen an der roten
Ampel halten.
Aber was rede ich da, denke ich, nicht redend, sondern
schreibend. Ob das Schreiben ein inneres Sprechen ist? Scheint so. In der Stadt gehen
Gerüchte um. Wie das mit der Todesstrafe und der Restauration einer Idee vom
"unwerten Leben" so still über die Bühne gehen konnte? (Siehe dazu den vorigen Eintrag!)
Ich habe Hinweise erhalten. Das Land Steiermark lege dieser
Tage -- reichlich verspätet -- endlich das Budget fest. Die Gemeinden seien im Ringen um
Lösungen in dieser allgemein so angespannten Lage auf stabile Beziehungen untereinander
angewiesen. Deshalb werde der Deckel auf der Geschichte gehalten.
Ich habe auch Warnungen gehört. "Du kannst dich
doch nicht mit allen überwerfen." Da ist was dran. Warum sollte ich? Wir ringen
um Konsens. Ich muß mich doch auf getroffene Vereinbarungen stützen können? Ich will
mich darauf berufen können. Es gibt eine ganze Reihe umfassender Vereinbarungen, daß die
Todesstrafe nicht zur Dispostion, ja nicht einmal zur Debatte steht und daß die Idee vom
"unwerten Leben" erledigt sei.
Ein kulturelles Engagement wäre lächerlich und müßig,
wenn ich schweigend hinnehmen würde, daß ein Ministrant der Tyrannis beiträgt, daß die
Menschenverachtung den Fuß in die Tür bekommt. Wenn ich da keine Einwände vorzubringen
habe, wenn ich meine Gründe nicht nennen kann, begänne meine Arbeit ins Leere zu laufen,
sinnlos zu werden.
Lustigkeit geht sich für mich momentan nicht aus. Ich
denke, es muß nun einmal überschaubar gemacht werden, wo wir in dieser Sache stehen: [link] |