23. Jänner 2011 Es war ein nächtlicher Gang über den Lendplatz.
Hinter mir lag die Ausstellung "Roboterträume"
im Kunsthaus Graz. Vor mir lag diese Überraschung. Ein hoch entwickelter
Roboter, eine Art rasendes Exo-Skelett, denn kaum jemand könnte diese zweieinhalb Tonnen
Luxus sicher und elegant bewegen, ohne in ein ganzes Ensemble elektronischer
Assistenzsysteme gepackt zu sein.
Man hätte den fast unerschwinglich
teuren Zwölfzylinder mit seiner brachialen Kraft und den einschüchterden Dimensionen
vermutlich sehr schnell in einen Graben gesetzt, wenn der menschliche Leib und die
Wahrnehmung nicht so umfassende Unterstützung von hunderten Servos, Schrittmotoren und
Mikrochips samt der dazu nötigen Software erhielte.
Die Rede ist von einer derzeit
unübertrefflichen Limousine. Der aktuelle Rolls Royce Ghost ist Meilenstein und
Meßlatte, drückt den State of the Art aus. Ich hätte nicht gedacht, diesen Brocken im
steirischen Alltag zu erwischen. Noch dazu in dieser Sonderausstattung mit speziellem
Effektlack und geschwärzten Chromteilen. Daraus schließe ich, daß der Royce auch unter
der Motorhaube modifiziert wurde. (Ich denke, unter einem Jahreseinkommen von wenigstens
einer Million Euro netto ist der Erhalt eines derartigen Fahrzeuges nicht leistbar.)
So hat mir ein launiges Schicksal
den Tag thematisch abgerundet. Unmittelbar vor dieser Begegnung führte uns
Medienkünstler Niki Passath durch das Grazer Kunsthaus. Seine eigene Arbeit
"Zoe" berührt das Thema "Schwarmtheorie" und streift auch unsere
Neigung, das Verhalten von Maschinen auf menschliche Art zu deuten, also Intentionen und
Psychologie hineinzuinterpretieren.
Kunsthistorikerin Mirjana
Peitler-Selakov und Medienkünstler Niki Passath
Die Elektrifizierung der Welt. Das
Durchdringen unser aller Alltag durch die Massenmedien. Die Verstärkung und Erweiterung
des menschlichen Leibes durch Maschinen, bei denen die Elektronik heute in einem Ausmaß
dominant ist, daß wir Kompetenzen zu mechanischen Bereichen verlieren. Das sind
Bezugspunkte von Zusammenhängen in dem, was Philosoph Günther Anders vor mehr als einem
halben Jahrhundert als Medienkritik so zusammengefaßt hat: Wir erschaffen größere
Systeme als wir zu verstehen in der Lage sind.
Ich habe es neben all diesen
Aspekten auch sehr gemocht, real eine Arbeit von Nam June Paik zu sehen. Er ist ja eine
der frühen Hauptfiguren dessen, was wir heute unter "Medienkunst"
verstehen. Überdies steht da der "Andy Warhol Robot" (von 1994), was
ein kraftvoller Querverweis zum Thema Pop(ulär)kultur ist.
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