27. Dezember 2010

Der Film beginnt damit, daß George C. Scott als "Harry Garmes" in einer Werkstatt an einem Cabrio die Vergaser einstellt. Dann testet er auf einer kurvigen Bergstrecke das Fahrverhalten des Bayrischen.

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Es ist "The Last Run" (1971) von Richard Fleischer. Damals war eine Verfolgungsjagd noch kein computergenerierter Hochgeschwindigkeits-Fake, sondern reale Handarbeit. Das Auto, wie es da gefahren wird, steht seit einigen Tagen in meiner Kollektion. Im Maßstab 1:43. (Mein Mädchen hat eine exzellente Wahl getroffen.)

Der BMW 503 von 1955, ein Jahr älter als ich. Ich hätte gewettet, das sei Design aus Turin, aber es war der Graf Goertz. Ein eleganter V8, heute vermutlich nirgends unter 150.000,- Euro zu haben. So komme ich als Westentaschen-Millionär voran, als Miniatur eines reichen Mannes. Wieso hängen wir bloß diesen Motiven so an? Sie sind eben sehr verführerisch.

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Apropos! Unter den "Abarth-Gadgets" ist nun ein Link angebracht, über den man den Ausschneidebogen von Michael Toson downloaden kann. Das sind also ganz tiefe Gewässer unseres "Kuratorium für triviale Mythen". Die Verlockung der Embleme des Reichtums. Ich komme heute gar nicht voran, darüber halbwegs klar nachzudenken.

Und. Was an Weihnachten gut war? Daß es nicht so laut und aufdringlich gewesen ist, wie ich es schon erlebt habe. Ich verstehe durchaus: Ohne Rituale und Codes haben wir kaum Möglichkeiten, menschliche Gemeinschaft zu festigen. Ich spreche von den ganz privaten Dingen nicht so gerne öffentlich, also erzähle ich von teuren alten BMWs.

Ich könnte auch von Zmuc erzählen, mit dem ich gerade eine kleine Korrespondenz führe, die sich an der jungen "Schock-Allianz" entzunden hat. Wir ringen um Schnittpunkte über mehrere Grenzen hinweg. Zmuc schrieb unter anderem: "We have a word in Serbian best describing a person similar to ignorant bully. Džiber is the word and I see them as a growing decision making population worldwide from G.W.Bush to Angela Merkel from Transatlantic side and our political elite from our side."

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Als es dieser Tage plötzlich wieder so kalt geworden ist, den letzten Freitag hätte man für einen Frühlingsauftakt halten können, als nun die Temperaturen so massiv fielen, habe ich mich für Augenblicke beschämt gefühlt, daß ich diese Bürde der Kälte mit einer wegwerfenden Geste abschütteln kann. Zugleich habe ich laufend über einige räumliche Distanz mit Menschen zu tun, denen das nicht möglich ist.

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Auch dieses Foto habe ich, wie das vorherige, aus Novi Sad mitgebracht. "SCHTRAJK" ist für uns leicht deutbar, die Schreibweise allerdings völlig "unslawisch". Ob es mit dem Motiv daneben in Zusammenhang steht? Der rote Stern verweist auf das "alte System". Das Design der Zigarettenschachtel ist unverkennbar einer Marlboro-Packung entlehnt, also ein Symbol für "den Westen".

"Umetnost" ist das serbokroatische Wort für Kunst. Hier fehlte bei der cyrillischen Schreibweise "YMETHOC" das T am Schluß. Darunter steht "GRATIS". Eine verstümmelte Kunst, die gratis sein soll, möge zum Streik führen?

Zmuc schrieb auch: "I see the inflation of art projects which not necessarily lead to a poor quality have a result in lack of interest towards art making in general, we as artists are obsolete."

Und da stimme ich ihm zu. Schlechte Qualität von Kunstprojekten würgt natürlich das Interesse ab. Wir werden noch zu klären haben, welche Schlüsse wir daraus ziehen mögen. Ich meine, "Kunst von allen für alle" wäre eine kindische Option. Ich meine: PARTIZIPATION heißt nicht, daß alle alles können und verlangt es auch nicht. Ich möchte daran festhalten, daß Differenz und Kontraste unseren Sinnen gut tun, während deren Fehlen zum Erlahmen der Sinne führt.


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