17. Dezember 2010 Auch im
winterlichen Serbien kann ich Beute machen. Das ist freilich nicht die Zeit, wo man
klassische Automobile auf der Straße findet. Die sind sicher gut verpackt und in
unauffälligen Garagen untergebracht.
Aber die Nutzfahrzeuge bleiben gefordert und im
Alltagseinsatz präsent. Wie dieser sehr schöne Kleinbus von TAM. Darüber hinaus war ich
freilich mit anderen Dingen befaßt. Die "Schock-Allianz" hatte ihre Gründungskonferenz. Ich bin
angemessen verkühlt, weil als Wohlstandskind den mitunter strenger gehaltenen
Arbeitsbedingungen in Novi Sad nicht ganz so gut gewachsen.
Es geht bei all dem um Strategien der Kunstvermittlung in
Zeiten der Krisen. Es geht aber auch um eine Reihe inhaltlicher Fragen. Das führt weiters
zu Überlegungen, welche Positionen und Forderungen in den Bereichen der Kulturpolitik uns
naheliegend erscheinen; auch wenn nicht ganz so klar ist, an welche Adresse das dann zu
richten wäre.
Es bleibt auf jeden Fall klar: Ratlosigkeit ist keine
Alternative. Wir stecken demnach in viel Arbeit, denn der aktuelle Klärungsbedarf ist
hoch; in Serbien gleichermaßen wie in Österreich, wenn hier auch in deutlich anderen
Zusammenhängen als dort. Eine Notiz zu diesen Dingen bei "kunst ost":
[link]
Wir haben alle noch wenig Erfahrung, wie die Dinge der
Kunst geordnet sein mögen, wenn Zugänge für eine Massengesellschaft offen stehen
sollen, wenn all das nicht bloß die Angelegenheit elitärer Eliten ein soll. Das hat sich
erst innerhalb von drei, vier Generationen zu verschieben begonnen.
Wir haben gelernt, allgemeine Partizipation am kulturellen
und politischen Leben sei eine Grundlage von Demokratie. Aber was bedeutet das in der
Praxis, wenn etwa in Österreich ein intellektuell schwach aufgestelltes
Bildungsbürgertum Leuten wir uns vorhält, wir seien "elitär"? Es ist schon
sehr spaßig, solche Vorhaltungen zu verarbeiten, während allgemeine Trends einen Wunsch
nach ansteigendem Bildungsniveau vermissen lassen.
Wenn wir erproben, wozu uns "symbolisches Denken"
befähigt, sollen wir uns also zugleich darum kümmern, daß teilweise akademisch
graduierte Parvenüs den Anschluß nicht verpassen? An dieser Szenerie stimmt etwas nicht.
In Serbien stehen freilich ganz andere Probleme weiter oben; doch jenes rapider
Niveaueinbrüche in den Bereichen Rezeption und kritisches Denken werden hier
gleichermaßen massiv beklagt.
Reflexionsvermögen, das solche Möglichkeiten sichert,
fällt garantiert nicht vom Himmel und kann ferner relativ leicht blockiert werden, wenn
eine Mediensituation wie die in Europa sozusagen den "rasenden Berlusconi" gibt.
Es bleibt ja festzuhalten, daß der feuchte Traum dieses
präfaschistisch gestählten Patriarchats davon handelt, daß der Patriarch über das
Thema Demokratie bloß schallend lacht, die Justiz verhöhnt, Mädchen fickt, die jünger
sind als seine Kinder, und der mit all dem auch noch permanent renommiert, wofür er Wahl
nach Wahl gewinnt, weil er unter anderem -- wie einst der Adel -- demonstrativ Geld
verbrennt. Das ist düster. Und es ist nicht bloß "italienisch" ...
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