21. November 2010 Ich weiß, man sollte Maschinen keine Intentionen unterstellen. Das
ist Unfug und der Unmut, den man bei Ausfällen haben kann, ist Unfug. Da ist dieses
besondere Knistern, das kurz aufflammt, dann erfolgt ein dumpfer Schlag, fast zart, als
hätte jemand einen Polster geboxt, und dann muß ich meinen Laptop neu hochfahren. MITTEN
IM FILM!
Wie sehr mich sowas in Rage bringen kann. Zumal
ich ja meist erst eine DVD einschiebe, wenn der Tag lang und lebhaft war, wenn ich also
meine Ruhe haben möchte und vor allem in der Geschichte drinnen bleiben will; also im
Film. Aber nein! Ich tippe auf Probleme der Speicherverwaltung, dann also dieses
plötzliche Abbrechen, das ich der Maschine so übel nehme, was natürlich Unsinn ist.
Meine Emotionen sind freilich Kleinigkeiten
gemessen an denen, die ich bei meinem momentanen Interesse an Verbrechensgeschichten in
den Filmen vorfinde. Hier Vincent Cassel als "Mesrine"; dieser
Anarchist, Gewaltmensch und Spaßvogel, eine historische Figur.
Was habe ich gelacht, als hier seine Geisel, der
alte Millionär, mit ihm um das Lösegeld feilscht, die ursprünglich geforderte Summe als
überzogen zurückweist, da er schon 82 Jahre alt sei, da zahle sich das nicht mehr aus.
Der Film ist ferner eine flimmernde
Design-Ausstellung, denn Frankreich in den 1970er-Jahren, das heißt, damals aktuelle
Fahrzeuge, aber auch solche aus den 60ern im Straßenbild. Leider werden von Mesrine
etliche davon zu Schrott gefahren. In all dem steckt auch ein Lehrstück französischen
Automobil-Designs. Das ist eine sehr fesselnde Geschichte zur Historie von Alltagskultur.
Es vergeht kaum längere Zeit ohne einen
französischen Klassiker auf unseren Straßen, den ich vor die Kamera bekomme. Wie dieser
kleine Simca, dem leider die forsch montierten Zusatzscheinwerfer ein wenig die schöne,
schlichte Linie schmeißen. Auch die Folien-Blende am oberen Rand der Windschutzscheibe
stört etwas das Gesamtbild. Kurioser Weise kommt dieser 1000er Simca bei "Mesrine"
gar nicht vor.
Aber was soll die Ästhetik-Debatte beim
Verbrechensthema? Eben! Ich denke an gängige Kategorien. Trickserei, Kavaliersdelikt,
Gaunerei, Verbrechen. Wir pflegen im Alltag verschiedene Zuschreibungen. Wie ist das nun
mit den Bereichen der Zwiespältigkeit? Für welche Art von Gaunereien ist größere
Sympathie in breiteren Kreisen möglich?
Der Typ "Gentleman-Gangster" scheint
nur mehr in Kinofilmen vorzukommen. Jene Gangster, die sich für Gentlemen halten, haben
heutzutage etwa als Investmentbanker ganze Völker in Probleme gestürzt, ganze Volkswirtschaften
schwer beschädigt. In seinem "Dreigroschenroman" (1934) schrieb
Bertolt Brecht: "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer
Bank?" Eine anregende Überlegung.
Leere Wegweiser. So hat sich das gewissermaßen
entwickelt. Ist es nun schon wenigstens ein Jahrzehnt so, daß sich Boulevard und
Innenpolitik im Vorführen von "Ausländern" profiliert haben, um uns klar zu
machen, wer die Probleme angeblich verursacht, die unser Wohlbefinden bedrohen?
Hatten wir nicht knapp vor dem Losbrechen der
Banken-Krisen Wahlkampfzeit und in jenen Tagen nichts davon erfahren, daß
"Gentlemen" die Republik mit viel Inspiration ausplündern? Ist es nicht so,
daß demissionierte Politikerinnen und Politiker schon seit einer Ewigkeit und drei Tagen
zunehmend bei großen Konzernen landen?
Und jetzt fragen Sie sich bitte, wo die Gauner
am effizientesten andocken, wenn sich nicht zeigen soll, was ich im gestrigen Eintrag zitiert habe:
>>"Gewalttätige organisierte Kriminalität
ist schlecht organisierte Kriminalität ...!<<
Na, sie werden wohl vorzugsweise Geschäftsleute
sein, die bei möglichst international tätigen Companies einige Grenzenlosigkeit
genießen. Gentlemen und so ...
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